Kunst Wird es zum Schutz der Kunst Körperscanner im Museum geben?

Verurteilt: Aktivisten klebten sich im Juli in der Nationalgalerie in London an ein Gemälde von John Constable.
Verurteilt: Aktivisten klebten sich im Juli in der Nationalgalerie in London an ein Gemälde von John Constable.

Große Kunstmuseen beherbergen Millionen- oder gar Milliarden-Werte. Dass einige zur Zielscheibe für rabiate Protestaktionen von Klimaschützern geworden sind, bereitet nicht nur den Häusern selbst, sondern auch ihren Versicherern Kopfzerbrechen.

Seit Monaten sorgen Aktivisten mit Festklebeaktionen und Würfen von Kartoffelbrei und Tomatensoße auf wertvolle Objekte in mehreren Städten für Diskussionsstoff. Gemessen am enormen Wert der Werke sind die finanziellen Schäden zwar bisher gering. Die Allianz, die zu den größten Kunstversicherern in Deutschland gehört, sind bislang Schäden von nur rund 15.000 Euro gemeldet worden, berichtet Eric Wolzenburg, Leiter der Allianz-Kunstversicherung.

Doch Museumsleute fragen sich: Bleibt es dabei? Und wie lassen sich Werke besser schützen, ohne dass der Kunstgenuss leidet? In den Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wie der Alte Nationalgalerie oder dem Bode-Museum in Berlin müssen Besucher – wie in der Vergangenheit schon mancherorts üblich – nun Jacken und Taschen am Einlass abgeben. Ebenso in den Münchner Pinakotheken. Andere Häuser wie die Schirn in Frankfurt verstärken beispielsweise die Taschenkontrollen, wie eine Sprecherin bestätigt. Die Pfalzgalerie in Kaiserslautern hat ihre Aufsichten sensibilisiert. Die Kunsthalle Mannheim wollte auf Anfrage keine Auskunft geben über eine mögliche Verstärkung ihres Sicherheitskonzepts.

Auch Leihgeber werden vorsichtiger

In vielen Häusern überlege man jetzt Gegenmaßnahmen, berichtet Wolzenburg. Auch Leihgeber würden vorsichtiger. Die Allianz stehe bereits mit mehr als der Hälfte ihrer Kunden im Austausch. Da in den Museen derart hohe Werte versammelt sind, dass ein Versicherer alleine die Haftung gar nicht stemmen könnte, schließen sie sich zu Konsortien zusammen.

Wolzenburg ist davon überzeugt, dass es in vielen großen Kunstmuseen künftig Sicherheitsschleusen wie an Flughäfen geben wird: mit einer Durchleuchtung von Taschen und Rucksäcken, Körperscannern und Mitnahmeverboten für spitze und scharfe Gegenstände oder Flüssigkeiten. Ziel sei, Werke mit möglichst wenig, aber wirkungsvoller Sicherung zu präsentieren. „Zentimeterdickes Panzerglas und dann noch ein Käfig aus Metallstäben und vielleicht noch eine weitere Sicherheitseinrichtung – das funktioniert nicht“, sagt Wolzenburg.

Erste Aktivisten verurteilt

In London sind jetzt zwei Klimaaktivisten, die sich in der Nationalgalerie an Gemälde geklebt hatten, wegen Sachbeschädigung schuldig gesprochen worden. Welches Strafmaß die 23-Jährige und den 22-Jährigen erwartet, wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet, teilte der Westminster Magistrates’ Court laut Nachrichtenagentur PA mit. Die beiden Aktivisten gehören zur Organisation Just Stop Oil. Sie hatten im Juli ein Poster auf das Landschaftsgemälde „The Hay Wain“ von John Constable von 1821 geklebt und dann ihre Hände an den Rahmen. Die Kosten für die Wiederherstellung des Bildes und eine neue Schutzscheibe: rund 1255 Euro. In der kommenden Woche soll die nächste Protestaktion vom Oktober verhandelt werden: der Wurf von Tomatensuppe auf die berühmten Sonnenblumen von Vincent van Gogh ebenfalls in der National Gallery.

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