Kultur „Wir haben viel unbefangenes Publikum“

Ort in Bewegung: Künstlerin und Forscherin Judith Leinen Ende 2017 in ihrer Architekturgalerie-Schau „Die Croissantstrategie“ .
Ort in Bewegung: Künstlerin und Forscherin Judith Leinen Ende 2017 in ihrer Architekturgalerie-Schau »Die Croissantstrategie« .

Zehn Jahre gibt es die Architekturgalerie in Kaiserslautern, in dieser Woche wird Jubiläum gefeiert. Sie ist mitten in der Stadt, in der Rosenstraße, hinter dem Union Kino untergebracht. In einem ehemals leerstehenden Gebäude. Mittlerweile ist der vom Fachbereich für Architektur der TU und von der örtlichen Gruppe der Landes-Architektenkammer betriebene Kulturort eine Institution. Ein Gespräch mit einem der Galerie-Leiter, dem Architekten und TU-Fachbereichs-Geschäftsführer Peter Spitzley, darüber, was war und wie es weitergeht.

Architekturgalerie, das klingt nicht nach Massenpublikum. Ist in der Galerie die schwarz gekleidete Szene unter sich?

Nein – erstmal haben wir durch die Verbindung mit der Uni viel „unbefangenes Publikum“, zweitens haben wir in der Schwarzkittelfraktion ein je nach Ausstellungsformat nicht besonders ausgeprägtes hohes Interesse an unserer Arbeit, vielmehr, und das ist auch die Idee gewesen, erreichen wir vor allem interessierte Laien. Und was wollen Sie denen vermitteln? Schwerpunkt ist die Vermittlung universitärer Lehr- und Forschungsarbeit, die untrennbar mit den Fragestellungen zeitgenössischer Architektur verknüpft sind. Neben der Präsentation von Studienarbeiten gibt es thematische Ausstellungen und Vortragsreihen, die auch die regionalen und örtlichen Gegebenheiten behandeln. Wir wollen ein Ort sein, an dem der Diskurs über Architektur als Bestandteil des alltäglichen Lebens mit der breiten Öffentlichkeit geführt wird. Ausstellungen weiterer Disziplinen wie zum Beispiel der Fotografie oder dem Bühnenbau untersuchen dabei begleitend die kulturelle Relevanz von Architektur. Sie stecken mitten in der Jubiläumswoche. Es gab über 100 Veranstaltungen in den vergangenen zehn Jahren. Welche war die beste? Eine aus der Reihe „Stadtdiskurs“. Mit einem voll besetzten Bus ging es auf eine zweieinhalbstündige Reise mit Zwischenstationen auf dem Betzenberg, dem Kolping-Platz, der Berliner Straße und dem Pfaffareal. Dabei bespielten Franz-Josef Brandt von der Polizeidirektion Kaiserslautern, Klaus Elliger vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Mannheim und das Künstlerkollektiv We.are.visual aus Hamburg jeden einzelnen Ort mit eigenen Beiträgen per Beamer. Die Veranstaltung war im Übrigen auch ein Ausgangspunkt der erfolgreichen Initiative „Pfaff erhalten – Stadt gestalten?“ Und die am heftigsten gescheiterte, die lustigste Veranstaltung? Die lustigste war auch gleichzeitig, wenn man es so nennen will, die, die am meisten scheiterte. Wir haben zweimal probiert, den öffentlichen Raum vor der Galerie mit einer Projektion zu nutzen. Dazu haben wir die Straße gesperrt, im Nachbarhaus einen Beamer aufgestellt, in der Galerie Spiegel positioniert und so versucht, einen imaginären Raum aufzuspannen. Beim zweiten Mal, zur Langen Nacht der Kultur 2012, haben wir noch Nebel als ephemeren Raumbildner eingesetzt. Aber außer ein paar lustigen Nebeleffekten ist das Imaginäre doch am besten imaginär. Wir hatten überlegt, die Rosenstraße noch mal zum Zehnjährigen eine Woche zu sperren, die Scheibe auszubauen und so mehr Platz zum Feiern zu haben. Aber das war leider nicht genehmigungsfähig. Sie haben vorhin von den regionalen oder örtlichen Gegebenheiten gesprochen, die Sie behandeln. Ein weites Feld, sicher. Aber ganz kurz, wie ist die Lage der Architektur hier bei uns? Das Thema Planung hat einen leider viel zu schweren Stand. Um sie zu optimieren, muss man verschiedene Planungsszenarien durchspielen, um am Ende ein optimales Ergebnis zu erhalten. Diese Erkenntnis setzt sich nur sehr langsam durch. Und wir bekommen mit, dass die Absolventen unseres Fachbereichs bis auf wenige Ausnahmen oftmals das Land Rheinland-Pfalz verlassen, weil sie offensichtlich glauben, die interessanteren Aufgaben stellten sich an anderen Orten. Daran mit guten Ideen etwas zu ändern, wäre wichtig. Es gibt genügend Herausforderungen in Rheinland-Pfalz. Es heißt, die Architekturgalerie sucht einen neuen Standort. Schon etwas gefunden? Wir haben bei unserer Gründung ganz bewusst Leerstand bespielt, der in unserem Viertel aber immer mehr abnimmt. Jetzt sind wir unterwegs zu neuen Ufern. Als Mitgründer vom Verein „Kulturwerk Pfaff“ glauben wir an ein frei finanziertes Kulturzentrum auf dem Pfaff-Gelände, an dem wir teilhaben wollen. Aus Sicht der Galerie wäre der Hansabau dort gut geeignet. Allerdings scheinen die Preise zu steigen, und eine Finanzierung wird schwieriger. Interessant wäre auch die alte Gießerei, was als Gesamtprojekt noch ehrgeiziger wäre, aber es gibt viele gute Beispiele für die Nutzung einer solchen Kalthalle. Doch hier läuten die Abrissglocken, auch wenn wir immer wieder auf den Wert dieser Immobilie hinweisen. Kontakt Architekturgalerie Kaiserslautern; Rosenstraße 2; Internet: https://architekturgalerie.architektur.uni-kl.de

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