Kultur Von guter Regie, großen Weinen und Orchestern

Sir Simon Rattle freut sich, wieder in Baden-Baden zu sein – und „Parsifal“ zu dirigieren.
Sir Simon Rattle freut sich, wieder in Baden-Baden zu sein – und »Parsifal« zu dirigieren.

Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ steht im Mittelpunkt der Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker in Baden-Baden, die am Samstag beginnen. Zum letzten Mal bei diesem Festival steht der scheidende Chefdirigent Sir Simon Rattle in offizieller Funktion am Pult.

Wie Simon Rattle beim Pressetermin im Festspielhaus erzählt, habe der englische Bassist Robert Lloyd ihm vor Jahren nach einer „Pelleas et Melisande“-Produktion empfohlen, nun auch „Parsifal“ zu dirigieren, aber mit ihm als Gurnemanz. Dazu kam es dann auch. Nun studiert Rattle Wagners Bühnenweihfestspiel für die Osterfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden abermals ein. Und als „Ersatz“ für einen erkrankten Kollegen ist auch Robert Lloyd dabei: als Titurel. Es sei eine richtige Entscheidung gewesen, mit den Osterfestspielen nach Baden-Baden zu gehen und die Stadt mit Musik zu füllen, sagt Sir Simon. Er lobt das Haus und seine Akustik, die den Sängern einen Vortrag ohne Forcieren ermögliche. Und er hat bemerkt, dass ein sehr unterschiedliches und breit gestreutes Publikum die verschiedenen Veranstaltungen der Osterfestspiele besuche. Sehr positiv äußert er sich auch über die Zusammenarbeit mit Regisseur Dieter Dorn, der sehr poetisch und konzentriert arbeite und alles auf den Punkt bringe. Intendant Andras Mölich-Zebhauser ergänzt, Dieter Dorn sei der letzte Vater einer intelligenten Inszenierung und selbst ausgebildeter Musiker. Simon Rattle berichtet auch von seinen „Parsifal“-Eindrücken mit anderen Dirigenten, zum Beispiel von Aufführungen seines Landsmanns Reginald Goodall, die sehr schön, aber auch sehr breit im Zeitmaß waren. Er, Rattle, lasse sich bei der Wahl der Tempi nicht zuletzt von einem natürlich Sprachfluss leiten. Rattle wird dreimal den „Parsifal“ und vier Konzerte bei den Osterfestspielen dirigieren. Zweimal bringt er je eine Beethoven-Sinfonie (Nr. 3 und 7) und zusammen mit dem Pianisten Krystian Zimerman die zweite Sinfonie „The Age of Anxiety“ von Leonard Bernstein. Am Sonntag steht seine erste Zusammenarbeit mit Sängerin Elina Garanca bei Musik von Strauss, Berg, Ravel und Strawinsky an. In den kommenden Jahren will sich Sir Simon an den Ostertagen vermehrt seiner Familie widmen, mit der er weiter in Berlin leben wird. Er freut sich auch auf die bevorstehende Zeit als neuer Chefdirigent des London Symphony Orchestra. Es sei so, als wechsle er von einem großen Rotwein zu einem großem Weißwein – und es bereite ihm Vergnügen, sein Repertoire mit verschiedenen großen Orchestern zu erarbeiten. Die anderen großen Orchesterkonzerte leiten Daniel Harding und Iván Fischer, es gibt wieder zahlreiche Meisterkonzerte mit Kammerensembles der Berliner in Stadt und Umkreis, als Kammeroper Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ und als Kinderoper ab sechs Jahren den „Ritter Parceval“. Info www.osterfestspiele.de, Telefon 07221 3013-101

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