Glosse Hart am Leben Verquerdenkerin: Das Schicksal, Jana aus Kassel zu sein
Vielleicht ist jedes Wort über die Nicht-Denker-Demos eins zu viel, bei denen Bachblüten-Uschis von Reichsflaggen-Rudis durch die Stadt eskortiert werden. Jana aus Kassel, 22, allerdings bleibt in ihrer Komplett-Verpeiltheit eine nicht-lobende Erwähnung wert. War doch ihr Auftritt jetzt in Hannover symptomatisch für die verquere Opfer-Rhetorik der Versprengten-Bewegung. Und noch dazu ein Hilferuf des Bildungsnotstands.
Jana also – aus Kassel, Studentin (!) – trat, von Youtube dokumentiert, auf die Demo-Bühne und las vom Zettel ab, sie fühle sich „wie Sophie Scholl“. Sie sei, sagte sie ins Mikro, „genauso alt“ (?) wie diese und seit Monaten sei sie genau wie Scholl „im Widerstand“. Mittlerweile melde sie auch eigene Demonstrationen an, sagte sie, bebte heftig vor Selbstergriffenheit. Schaute auf. Und womöglich dachte sie daran, wie auch die Mitglieder der Weißen Rose damals, beschützt von Polizei und SA, auf dem Münchner Marienplatz auf einer von Sophie Scholl angemeldeten Demo Flagge gezeigt haben – gegen das Infektionsschutzgesetz der Nazis wahrscheinlich. Wie Moderator Attila Hildmann in der „Wochenschau“ ausführlich berichtete. Das heißt, in Wahrheit sind Sophie und ihr Bruder Hans, wegen regime-kritischer Flugblätter von den Nazis zum Tode verurteilt und am selben Tag, am 22. Februar 1943, hingerichtet worden. Sophie Scholl war noch keine 22 Jahre alt. Die verfolgte Kassel-Jana indes hat – Gott sei Dank – nur Selbstjustiz durch Selbstermächtigung und Dummheit verübt.
Ewige Lächerlichkeit droht – immerhin. Denn Geschichtsvergessenheit lässt sich dem Internet, wo ihr Auftritt rauf und runter geklickt und kommentiert wird, nicht unbedingt nachsagen. Bei Twitter werden unter #janaauskassel ironische Nachfolgen angetreten. Motto: „Ich fühle mich wie Gandhi, weil ich seit Wochen versuche, weniger zu essen“. Etwas unter geht dabei allerdings der junge Mann, der – wie man ebenfalls auf dem Video sieht – der Kevin-Jana reaktionsschnell die Ordner-Weste vor die Füße warf.
Für so einen „Schwachsinn“ wolle er keinesfalls weiter ordnend eingreifen, hört man ihn auf dem Filmdokument durch die Mund-Nase-Maske sagen, bevor zu sehen ist, wie er von Polizei von dannen begleitet wurde. Es heißt jetzt, er sei gar kein richtiger Querdenker. Meint? Gar nicht im Jana-mäßigen Widerstand. Wobei der nach der Ansage schon auch, wie soll man sagen, etwas ins Pferdemädchen- und Alice-Weidel-hafte überging. Jana fing an, zu heulen, stampfte, schmiss ihren Zettel und das Mikro hin. Und ab von der Bühne. Um allerdings einige Zeit später schon wieder obenauf zu sein. Was sie vorhin habe sagen wollen, sagte sie, Jana aus Kassel, dann von ihrem Ignoranz-Mount Everest herunter: Also, sie fühle sich wie Sophie Scholl. Sei im Widerstand. Hmm, Jana, auf ein Wort: Es muss schon hart genug sein als du selbst.