Kultur Ruhrtriennale: Debatte um Band belastet Festival
Nach massiver Kritik startete gestern das Kulturfestival Ruhrtriennale. Im Vorfeld hatte es einen Streit um die Ein-, Aus- und Wiedereinladung der Band Young Fathers gegeben. Obwohl die Musiker letztlich absagten, löste ihr möglicher Auftritt eine Antisemitismus-Debatte in Politik und bei jüdischen Verbänden aus. Die Musiker unterstützen eine gegen Israel gerichtete Boykottbewegung. Nun soll es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Freiheit der Künste“ geben.
Intendantin Stefanie Carp wies die Vorwürfe als „übertrieben“ und „unverhältnismäßig“ zurück. Sie habe den Eindruck, dass „populistisch etwas am Zündeln gehalten“ werde, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“. Die Band sei bereits in Köln und München (und zuvor in Mannheim) aufgetreten - „und niemand regte sich darüber auf“. Die Musiker der schottischen Band als antisemitisch zu bezeichnen, sei absurd, betonte Carp. Die Gruppe habe sich in Interviews von jeder Form von Antisemitismus distanziert. Unterdessen warf der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, der BDS-Bewegung vor, „in ihren Methoden und Zielen antisemitisch“ zu sein. Die Bewegung nutze Methoden aus der Nazi-Zeit, die „unerträglich sind und weder geduldet noch toleriert werden dürfen“, heißt es in einem Gastbeitrag für eine Tageszeitung. Während Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) seinen Besuch der Ruhrtriennale absagte, will NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) zur Eröffnung und zur Podiumsdiskussion über die „Freiheit der Künste“ kommen. Ihre Teilnahme ergebe sich aus ihrer fachlichen Zuständigkeit als Ministerin, sagte sie auf Anfrage. Sie hatte die Einladung von Young Fathers bedauert. Kritik an Carp hatten auch die israelische Botschaft und die jüdischen Landesverbände in Nordrhein-Westfalen geäußert. Beide warfen der Intendantin vor, keine ausreichende Sensibilität im Bezug auf die BDS-Bewegung an den Tag zu legen. Auf dem Programm stehen 120 Veranstaltungen, beteiligt sind mehr als 920 Künstler aus rund 30 Ländern.