Konzert Philharmonische Staatsorchester Hamburg in Mannheim

Ein Meisterinterpret: der Geiger Christian Tetzlaff.
Ein Meisterinterpret: der Geiger Christian Tetzlaff.

Das Philharmonische Staatsorchester Hamburg spielte unter Kent Nagano und mit dem Geiger Christian Tetzlaff als Solisten im Rosengarten in Mannheim.

Morgen Abend spielt das Philharmonische Staatsorchester Hamburg zum ersten Mal in der New Yorker Carnegie Hall. Zuvor absolvierte es noch eine Tournee durch Süddeutschland und gastierte beim Pro-Arte-Konzert im Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens.In New York wird es die Uraufführung von Sean Shepherds „An einem klaren Tag – On a Clear Day“ nach einem Gedichtzyklus der Hamburger Lyrikerin Ulla Hahn geben, aber auch ein Werk des Hamburgers Johannes Brahms. In Mannheim gab es nur Musik von Johannes Brahms, darunter das Violinkonzert mit dem in Hamburg geborenen Geiger Christian Tetzlaff. Am Pult stand der Chef des Orchesters, der Hamburgische Generalmusikdirektor Kent Nagano, der seit 2015 und noch bis 2025 an der Elbe im Amt ist. Er ist aber schon länger mit der Stadt verbunden und war auch oft Gast beim NDR Elbphilharmonie Orchester.

Nagano ist ein Dirigent mit einem sehr breiten Wirkungskreis. Er macht viel Neue Musik, ist einer der führenden Messiaen-Interpreten, arbeitet aber auch mit dem Originalklang-Ensemble Concerto Köln, mit dem er gerade Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in historischer Aufführungspraxis erarbeitet. Von ihm gibt es keine konventionellen Wiedergaben, sondern immer solche mit individuellem Profil unter geistigem Hintergrund.

Extraordinäre Wiedergaben

So war es jetzt auch bei Brahms. Und da Christian Tetzlaff ganz ähnlich arbeitet, gab es extraordinäre Wiedergaben des Violinkonzertes und der dritten Sinfonie.

Vor vielen Jahren schon war Christian Tetzlaff einer der Geiger, die Beethovens Violinkonzert nie zäh und sentimental, sondern in den richtigen Tempi und formbewusst spielten. Auch bei Brahms’ Violinkonzert mit Nagano und dem glasklar spielenden Hamburger Orchester überzeugten die flüssigen Zeitmaße und die nie nachlassende Spannung im Vortrag. Hinzu kam beim Solisten und beim Orchester eine außerordentliche genaue und vielfältige Ausformung der musikalischen Charaktere. Der Sinn für die klassizistische Anlage des Werks und die Vergegenwärtigung seiner emotionalen Intensität ging hier eine überaus geglückte Verbindung ein. Die technische und vor allem gestalterische Überlegenheit des Geigers war übrigens einmal mehr ein Ereignis. Differenzierter und damit auch ausdrucksvoller ist der Solopart in diesem Konzert kaum zu spielen. Für den Beifall bedankte sich Christian Tetzlaff mit dem himmlisch zart gespielten Andante aus der Violinsonate in a-moll von Bach.

Leiser Schluss

Die dritte Sinfonie von Brahms, bei der alle Sätze leise enden, wurde aus diesem Grund lange nicht an den Schluss von Konzertprogrammen gestellt. Dabei ist doch das Verklingen der Musik im Raum eine besonders starke Wirkung. Und von extrem starker Wirkung war dieser Moment und war die ganze Sinfonie in der Wiedergabe von Kent Nagano. Der Dirigent gab von den ersten Takten an dem Werk eine sehr eindringliche, dramatische Gestalt und folgte den musikalischen Bewegungen sehr konsequent. Auch durch bewusst eingesetzte Veränderungen des Tempos fühlte er sich mit großem Nachdruck in die Ausdruckswelt der Sinfonie ein.

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