Worms Nibelungenfestspiele zeigen „hildensaga. ein königinnendrama“

Die beiden „-hilden“ einträchtig: Genija Rykova (rechts) spielt die Brünhild, Gina Haller die Kriemhild bei den Festspielen in W
Die beiden »-hilden« einträchtig: Genija Rykova (rechts) spielt die Brünhild, Gina Haller die Kriemhild bei den Festspielen in Worms.

Die Nibelungenfestspiele vor dem Wormser Dom stellen in diesem Jahr Brünhild und Kriemhild in den Blickpunkt des neuen Stücks: Am 15. Juli wird „hildensaga: ein königinnendrama“ von Ferdinand Schmalz uraufgeführt.

Am Ende der Pressekonferenz am Mittwoch gaben die Darstellerinnen der Hauptrollen – Genija Rykova als Brünhild und Gina Haller als Kriemhild – mit einem Dialog einen kurzen Eindruck von dem Stück. „Königinnenverschwesterung“ ist die Überschrift dieser Szene – und es deutete sich schon bei diesen wenigen Sätzen an, dass bei Schmalz der Ton und das Verhältnis zwischen den beiden „-hilden“ wohl doch anders sind als in der 14. Aventiure des mittelalterlichen Nibelungenlieds.

Die Namen der beiden Hauptdarstellerinnen waren schon seit einigen Wochen bekannt. Gestern stellten der künstlerische Leiter Thomas Laue und der Regisseur der Produktion Roger Vontobel die anderen Akteure vor. Felix Rech, Lia von Blarer, Sonja Beißwenger, Susanne-Marie Wrage, Werner Wölbern, Olaf Johannessen, Franz Pätzold und Joshua Seelenbinder gehören auch zur Besetzung, die Laue „das tollste Ensemble, das wir je hatten“ nannte. Es sind aktuelle und ehemalige Mitglieder der führenden deutschsprachigen Bühnen, die hier versammelt sind. Auch „Wiederholungstäter“ sind dabei. Felix Rech ist wieder Siegfried. Bei seinem ersten Wormser Engagement vor vier Jahren wurde ihm wenige Tage vor der Premiere der Blinddarm entfernt. Er spielte trotzdem.

Mario Adorf als Riesin im Film

Der Weltstar Mario Adorf, der den vor 20 Jahren gegründeten Festspielen in Worms von Beginn an eng verbunden ist, wird nicht auf der Bühne stehen. Er wirkt aber in der Rolle von Angrboda, einer mythischen Riesin, in einem Film mit, der Teil der Inszenierung ist.

Schon 2018 bei „Siegfrieds Erben“ waren spektakuläre 3-D-Videos Teil der Produktion von Regisseur Roger Vontobel, der nun zum zweiten Mal in Worms inszeniert. Er bringt sein von damals bekanntes Team wieder mit – und wieder stammt die Szene von dem dänischen Bühnenbildner Palle Steen Christensen. Dieser setzt die Bühne vor dem Dom unter Wasser beziehungsweise baut eine Wasserlandschaft, die in drei Facetten erscheint. Sie steht einmal als wilder natürlicher Ort für die Isländerin Brünhild, deren Element das Wasser ist. Dann verweist domestiziertes Wasser in der Art eines Pools auf eine westlich dekadente Welt. Schließlich ist eine Moorlandschaft zu sehen, aus dessen Tiefen – so der Regisseur – die Untaten der vergangenen Jahrhunderte an die Oberfläche kommen. Das Ensemble spielt am, auf, im und unter dem Wasser. Deshalb müssen die Schauspielerinnen und Schauspieler vor Probenbeginn auch noch einen Tauchlehrgang absolvieren.

Ort des gesellschaftlichen Diskurses

Was gestern alle Beteiligten an den Festspielen, auch Intendant Nico Hofmann, einhellig betonten: Die Festspiele sollen ein Ort der Begegnung und Diskussion sein und das Stück soll vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage viel Anregung zur Reflexion über Gewalt und Gegengewalt bieten. Das Theater soll ein Ort des gesellschaftlichen Diskurses sein und kein „Wohlfühlclub“, wie sich Intendant Hofmann ausdrückte.

Auch Autor Ferdinand Schmalz sind die aus seinem Text kommenden Diskussionsanreize wichtig. Die Auseinandersetzung mit Machtstrukturen sei ein Thema seines Dramas, dessen Idee vor fünf Jahren entstanden sei.

Wie Thomas Laue sagte, soll auch das diesjährige Stück gemäß der bewährten Wormser Dramaturgie einen neuen, vieldeutigen Blick auf den alten Mythos werfen. „Wir blicken auf wölfische Zeiten“: Damit ende das Stück, sagte der künstlerische Leiter.

Mehr Geld vom Land

Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck betonte die Leuchtturmfunktion der Wormser Nibelungenfestspiele für die Kultur in Rheinland-Pfalz und erwähnte, dass die Ministerin die Förderung durch das Land von 650.000 auf 680.000 Euro erhöht habe. Das sei die höchste Förderung für ein Festival im Land.

Info

Karten unter www.nibelungenfestspiele.de oder Telefon 01805 337171. Die Festspiele laufen vom 15. bis 31. Juli. „hildensaga“ läuft täglich außer dem 25. Juli um 20.30 Uhr. Im begleitenden Kulturprogramm gibt es unter anderem ein Konzert mit Jasmin Tabatabei und eine Matinee mit dem Festspiel-Autor Ferdinand Schmalz.

Ferdinand Schmalz, Autor des diesjährigen Stücks der Nibelungen-Festspiele.
Ferdinand Schmalz, Autor des diesjährigen Stücks der Nibelungen-Festspiele.
Nico Hofmann, Intendant der Nibelungen-Festspiele.
Nico Hofmann, Intendant der Nibelungen-Festspiele.
x