Kultur Luthergedanken als Raumerlebnis

Künstler Ingo Bracke 2015 vor seiner Luther-Lichtinstallation an der Wartburg in Eisenach.
Künstler Ingo Bracke 2015 vor seiner Luther-Lichtinstallation an der Wartburg in Eisenach.

Eisleben, Wittenberg, Torgau, Erfurt, Eisenach – Kaiserslautern: Mit seinem Projekt „LuthERleuchtet“ kehrt der Lichtkünstler Ingo Bracke nach Stationen an berühmten Wirkungsstätten des Reformators nun Ende dieser Woche an seine eigene alte Wirkungsstätte zurück. Rund um Kaiserslautern hatte der studierte Innenarchitekt und Medienkünstler, der in der Pfalz aufwuchs, im Jahr 2000 von seinem Wohnort Hochspeyer aus seine „Wolkenhain“-Projekte begonnen, zu denen auch sein Luther-Projekt zählt. Dem mit seiner Familie inzwischen in Detmold lebenden Bracke, der auch schon das Hambacher Schloss, den Loreley-Felsen, die Kaiserslauterer Fruchthalle oder das Ludwigshafener Hack-Museum illuminierte, geht es darin um mehr als Licht: „LuthERleuchtet“ verspricht ein Raumerlebnis, eine Multimedia-Erfahrung, die der Künstler selbst als fast opernhaft beschreibt. Eigens hat er einen Soundtrack erarbeitet, den er live mixen wird. Die Grundlage ist klassische Musik zum Thema Reformation. Mendelssohn und Wagner werden erklingen, aber auch Alexander Skrjabins „Le Poème de l’Extase“ – fragmentarisiert, verfremdet, neu gemischt: Bracke hat auch Klangkunst studiert und kündigt einen emotionalen Soundtrack zu den Lichtbildern an. In der Apostelkirche Kaiserslautern wird er kommenden Freitag und Samstag in der rund einstündigen Luther-Performance aus acht Projektoren Visualisierungen an den Kirchenwänden erlebbar machen, fein abgestimmt auf die Musik. Oder umgekehrt. Zu sehen sind – jeweils digital bearbeitet – Illustrationen aus der ersten Bibelübersetzung Luthers, Cranach-Lutherporträts und Bibeltexte selbst, darunter der Vers „Am Anfang war das Wort“: Bracke hat sich bei seiner Auseinandersetzung mit Luther besonders für die Wortarbeit des Reformators interessiert. „Ein spirituelles Projekt über Sprache und das Zusammenspiel zwischen rechter und linker Hirnhälfte“, nennt Bracke sein Werk, bei dem die Betrachter versuchen könnten, einzelne Aspekte intellektuell zu entschlüsseln – oder aber die Performance einfach als sinnliche Erfahrung auf sich wirken lassen. „Man meint, die Architektur gerät in Schwingung, der Ort löst sich auf und ein neuer magischer Ort entsteht“, beschreibt er den 3D-Effekt. „Die Leute gehen toll mit“, sagt er über die bisherigen Erfahrungen: Bereits seit 2015 bespielt er mit „LuthERleuchtet“ oft eher karge evangelische Kirchen. In Kaiserslautern werden zwei Livemusiker den Konzertcharakter intensivieren: Masako Miyazaki-Gurewitsch am Klavier und Organist Karl Knöpflen. Außerdem gibt es eine zweite Performance: In „Wunde Wandlung“ verarbeitet Bracke historische Kriegserfahrungen, es gehe um Zerstörung und Wiederaufbau, ebenfalls emotional tief berührend, sagt Bracke. Termine —29./30. September; Apostelkirche Kaiserslautern, Pariser Str. 22; je 20 Uhr „LuthERleuchtet“, 22 Uhr „WundeWandlung“. Bereits heute, 20 Uhr: Öffentliche Probe und Künstlergespräch.

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