E-Mail aus Palatina Kirchheimbolanden: 70 Jugendliche und eine Stardirigentin aus der Ukraine

Oksana Lyniv hat bereits Geschichte geschrieben: Sie war die erste Frau, die eine Bayreuth-Premiere dirigierte.
Oksana Lyniv hat bereits Geschichte geschrieben: Sie war die erste Frau, die eine Bayreuth-Premiere dirigierte.

Unerwartet politisch geworden ist das große Konzert am kommenden Sonntag in Kirchheimbolanden, das die Kulturmanagerin Lydia Thorn Wickert schon seit Längerem plant: Das Jugendsinfonieorchester der Ukraine ist zu Gast und konzertiert am 7. August ab 18 Uhr in der Paulskirche. Ursprünglich sollte der Auftritt schon vergangenen Herbst stattfinden, Corona hatte dies verhindert.

Nun aber sieht alles gut aus. Rund 70 junge Musikerinnen und Musiker des Youth Symphony Orchstera of Ukraine (abgekürzt: YsOU) wollen am Sonntagmittag anreisen, aus Bayreuth, dem vorherigen Tourneestopp. Als Ehrengäste angekündigt sind Landeskulturministerin Katharina Binz, Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck und Vadym Kostiuk, der Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt. Schließlich ist der Auftritt des Orchesters auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen: Musik kann Brücken schlagen.

Gemeinsam in die Zukunft

„United For Future“, gemeinsam in die Zukunft, lautet denn auch das Motto der Tour des Orchesters, das von der charismatischen Oksana Lyniv geleitet wird, die derzeit Europas gefeierteste Dirigentin ist. Die 44-Jährige ist in Lviv und Dresden ausgebildet, dirigierte bereits 2013 bis 2017 an der Bayerischen Staatsoper und leitete dann bis 2020 die Grazer Oper. Vor einem Jahr dirigierte sie als erste Frau bei den Bayreuther Festspielen eine Premiere, und zwar gleich zur Festspieleröffnung den „Fliegenden Holländer“ (Regie: der Russe Dmitri Tcherniakov).

Seit Jahresbeginn nun ist sie Generalmusikdirektorin in Bologna – und damit die erste Frau, die in Italien ein Opernhaus leitet. Das YsOU hat sie 2017 gegründet, nach dem Vorbild und mit Unterstützung des Bundesjugendorchesters.

„Dieser Krieg wird uns noch stärker machen“

„Die junge Generation ist unsere Zukunft. Die Musik gewinnt gerade neue Bedeutung für sie und wird zu dem fast einzigen Faden, der sie mit Freiheit, friedlicher Vergangenheit und, hoffentlich, einer gewaltfreien gerechten Zukunft verbindet. Diese Botschaft wollen wir mit der ganzen Welt teilen“, sagt Oksana Lyniv über die aktuelle Lage. „Wir werden unsere Kultur und unsere Werte weiter in die Welt tragen und von unserem Land erzählen – und dieser Krieg wird uns noch stärker machen.“

Das Orchester spielt auf seiner Tournee vor allem Werke ukrainischer Komponisten, in Kirchheimbolanden etwa die Kammersinfonie Nr. 1 für Violine und Orchester op. 14 von Vitaliy Hubarenko (1934 bis 2000), Solist ist hier der Geiger Andrii Murza.

Eine Komposition für Kirchheimbolanden

Zu hören sein wird aber zunächst eine Auftragskomposition: eine Sinfonietta von Zoltán Havrylovych Almási, Jahrgang 1975, die er extra für Kirchheimbolanden schuf und die ursprünglich im vergangenen November uraufgeführt werden sollte. Sie hat einen starken Bezug zu Mozart, der im Mittelpunkt des ausgefallenen Herbstkonzerts stehen sollte. Mozart wird am Sonntag daher ebenfalls erklingen: die Prager Sinfonie von 1786 (KV 504).

Lydia Thorn Wickert hofft auf viele Besucher und hat angekündigt, dass ukrainische Flüchtlinge kostenlos zum Konzert dürfen. Karten gibt es online unter anderem beim RHEINPFALZ-Ticketservice von Reservix.

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