Ludwigshafen Hélène Grimaud begeistert mit Mozart und Schumann

Hélène Grimaud
Hélène Grimaud

In der Reihe „The Big Four“ gastierten im BASF-Feierabendhaus die französische Starpianistin Hélène Grimaud und die Camerata Salzburg mit Primarius Giovanni Guzzo; die Ausführenden und ihr Programm mit Werken von Mozart und Schumann wurde vom Publikum mit Ovationen gefeiert

Wie will man das in Worte fassen, was sich da ereignete? Seelentrost, Fluchtmusik, Angstbewältigung am Vorabend des ersten Jahrestags des Ukrainekriegs? Noch dazu mit „Sahnestückchen“ aus der klassischen Repertoire-Confiserie? Mozarts Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, die Es-Dur-Sinfonie, KV 543 und schließlich das a-Moll Klavierkonzert von Robert Schumann. Ein Programm, das einfach guttat, vor allem in seiner spektakulär großartigen Umsetzung.

Als Solistin am Flügel musizierte mit der Camerata Salzburg die französische Ausnahmekünstlerin Hélène Grimaud – Kosmopolitin, Buchautorin, engagierte Sozialaktivistin, naturaffine Umweltschützerin und für ihre Tastenmeisterschaft mit unzähligen Preisen geehrt. Wie sie Mozarts mutiges Neukonzept der Korrespondenz von Soloaktion und Orchester moderierte, mit ihrem kristallklaren Anschlag souverän solistische Brillanz mit wunderbarer klanglicher Symbiose zum sinfonischen Geschehen austarierte, das war einfach grandios. Die kraftvollen, eigenwilligen Kadenzen in den Ecksätzen spiegelten einzigartige Intimität mit dem musikalischen Material. Und doch wurde all dies mit scheinbar leichter Hand, elegant und regelrecht charmant erzählt.

Sinnlich, aber nie sentimental

Nach der Pause, bei Schumanns a-Moll Konzert, schien Hélène Grimaud einmal mehr in ihrem Element. Mit frischem, tempofreudigem Gestus stürmte sie in der eröffnenden Fantasie voran. Bei aller Sinnlichkeit blieb der Duktus stets konzentriert und nobel, verlor sich nie auch nur ansatzweise in anbiedernder Sentimentalität.

Und natürlich: Sie operierte in komfortabler Partnerschaft mit einem idealen Klangkörper. Die Camerata Salzburg mit Giovanni Guzzo, der als „Primus inter Pares“ vom ersten Geigenpult aus leitete, vermochte in jedem Moment ins klangliche Elysium zu entführen.

Mozart in der Muttermilch

Das Wort mag ein wenig platt daherkommen, aber drängte sich einfach auf, je länger man diesem leuchtenden Klangwunder lauschte: In diesem Ensemble war Mozart mit der Muttermilch aufgesogen worden, das stimmte einfach alles; ein Ensemble, das quasi mit einer Stimme „sang“, in der sich gleichwohl eine klangliche Farbfülle von kosmischer Weite öffnete. Und so wurde man in der Es-Dur Sinfonie mit ihrer vielschichtigen Ambivalenz von Melancholie, bodenständiger Heiterkeit und am Ende doch himmelstürmender Vitalität vom ersten Moment an eingesogen wie in einen balsamischen Rausch.

Hélène Grimaud bedankte sich für stürmische Ovationen mit zwei Zugaben, einem schwelgerischen Satz Rachmaninows und einem unbeschreiblich innigen, sehr berührenden Moment musical aus den unlängst auf CD erschienenen „Silent Songs“. Im Saal herrschte sekundenlang absolute Stille.

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