Kommentar Falsches Konzept

Derzeit gehen kaum Menschen ins Kino.
Derzeit gehen kaum Menschen ins Kino.

Eine Milliarde Euro für die Kultur – das ist nicht wenig. Doch geht das Programm an den aktuellen Bedfürfnissen der privaten Veranstalter vorbei und kann ihre Nöte so nicht lindern.

Geld scheint vorhanden, um den Kulturveranstaltern in der Corona-Krise zu helfen, damit sie nicht untergehen. Und damit vor allem ihr Publikum weiter die Chance hat, ins Kino, auf ein Konzert, zu einem Comedy-Abend, ins Theater, auf ein Festival zu gehen. Ohne Kultur ist alles nichts, lassen sich gern Politiker zitieren. Anregungen fehlen sonst, Möglichkeiten, den Horizont zu erweitern, neue Ideen entstehen zu lassen, sich überraschen zu lassen, nachzudenken, sich zu verändern. Ebenso Gelegenheiten, einmal abzuschalten, durchzuatmen, sich zu entspannen – in anregender Gemeinschaft. Der Mensch ist ein soziales Wesen, dauerhafte Isolation schadet.

Doch die Kinos haben kaum neue F ilme, und das Publikum ist zurückhaltend, auch wenn die Belüftung so gut ist, als wäre man draußen an der frischen Luft. Und die Bühnenveranstalter müssen mit so viel weniger Zuschauerkapazitäten planen, dass es sich nicht rechnet, einen Künstler einzuladen. Wie diesen bezahlen? Und die Miete, das Personal, das eigene Gehalt, wenn über den Eintritt und die Gastronomie so viel weniger hereinkommt.

Dass diesen bisher nicht stattlich unterstützten Kulturermöglichern jetzt finanzielle Hiflen zugedacht werden, ist zwar einerseits positiv. EIn Fehler jedoch ist es, dass die Zuschüsse allein auf noch zu tätigende Investitionen in eine unsichere Zukunft basieren – in Umbauten und Erweiterungen. Ebenso unverständlich ist es, dass bereits geleistete Ausgaben auf eigene Rechnung, etwa in elektronische Buchungssysteme, Outdoor- oder Hygienekonzepte – nicht erstattet werden. Ein reines Investitionsprogramm nützt den akut notliedenden Veranstaltern nichts. Sinnvoll allein ist es, die Ausfälle und Mindereinnahmen auszugleichen. Ohne Bedingungen. Unbürokratisch.

Die neue Überbrückungshilfe des Finanzministeriums klingt da schlüssiger und mit 25 Milliarden Euro üppiger, ist jedoch nur auf drei Monate angelegt. Daran könnte sich eine Zusatz-Kulturhilfe orientieren. Und nicht nur für Kinos wäre ein längerfristiger Stabilisierungsfonds denkbar.

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