Oster-Wanderrätsel Es steht eine Mühle ...
Zwei Dinge sind diesmal ein wenig anders beim traditionellen RHEINPFALZ-Osterwanderrätsel. Erstens: Es ist kein Rundweg, man muss sich für An- und Abfahrt also ein wenig mit öffentlichen Verkehrsmitteln organisieren – oder ein Auto am Ziel abstellen und mit dem anderen zum Startpunkt fahren. Das hat den Vorteil, dass man die Strecke dann leicht teilen kann, wenn man sie nicht ganz ablaufen will. Zweitens (und das ist doch recht angenehm): Es geht, dem Wasser des Eckbachs folgend, nahezu immer bergab.
Unsere Wanderung beginnt im Carlsberger Ortsteil Hertlingshausen am Wanderparkplatz des Naturfreundehauses Rahnenhof (das auch bei späterer Rückkehr noch Getränke und Kuchen serviert!) – und mit der ersten Rätselfrage.
Der Wanderwegweiser mit dem Mühlrad unter dem Mühendach zeigt dort in zwei Richtungen. Wer abkürzen will, wendet sich gleich nach links. Aber das wäre ja irgendwie geschummelt: Ein Bachlauf beginnt an der Quelle, und so gehen wir zwischen zwei Gebäuden des Rahnenhofs scharf rechts und über einen kleinen bewaldeten Hügel hinunter dorthin, wo der Eckbach seinen Anfang nimmt.
An der Quelle kehren wir wieder zurück zum Ausgangspunkt und folgen nun dem gut gekennzeichneten Mühlenwanderweg. Nur einmal heißt es aufpassen, weil der Weg links ein wenig bergauf führt.
Die erste – nicht mehr existierende – Mühle heißt Klostermühle, obwohl das dazugehörige Kloster bereit im 16. Jahrhundert aufgehoben wurde. Die im Kloster von Hertlingshausen lebenden Augustiner-Chorfrauen besaßen Weiderechte und die Erlaubnis zum Holzeinschlag. Die vielen Teiche, die man hinter dem Schilf des Eckbachs erkennt, lassen erahnen, was ebenfalls
Am Ortsrand von Hertlingshausen erreichen wir am Waldrand einen großen Platz, der längst nicht mehr dem Zweck dient, den sein Name vermuten lässt und dessen Ursprung zudem nie ganz geklärt werden konnte. Das „Sauhäuschen“, das dort stand, könnte während des Dreißigjährigen Kriegs dazu gedient haben, die Schweine des Orts dort zusammenzutreiben, um sie vor umherziehenden hungrigen Soldaten zu schützen. Vielleicht hat man aber auch dorthin Tiere gebracht, um sie vor der Schweinepest zu schützen. Oder die Hütte diente als Unterstand für Schweinehirten. Was auch immer: Jetzt wird hier jedes Jahr ein beliebtes Fest veranstaltet.
Vorsicht: Hier kann es sein, dass wir vor lauter Weitsicht links versäumen, nach schräg rechts abzubiegen, dorthin, wo der Eckbach fließt, weiter in Richtung Altleiningen. Unterwegs erfahren wir, dass längst nicht alle Mühlen hier Korn oder Körner zur Mehl- oder Ölgewinnung mahlten. Ziemlich genau auf halbem Weg zwischen Hertlingshausen und Neuleiningen passieren wir den Ort, an dem noch bis in die 1950er-Jahre die Obere Papiermühle stand, gegründet von einer Papiermacherfamilie, die wohl Ende des 18. Jahrhunderts aus Annweiler hierher an den Eckbach zog. Und auch von der nächsten, der Neu- oder Geißenmühle, ist nur noch der Name bekannt: Eine Sägemühle, die einst zu einem Hof des Augustinerklosters Höningen gehörte. Heute ist nur noch der Weiher übrig.
Jetzt erreichen wir Altleiningen. Hoch oben thront die Burg, das älteste Stammhaus der Leininger Grafen, um 1110 unter Emich II. erbaut. Unten im Tal können wir uns am Ufer des Eckbachs im neuen Café Altleiningen eine Erfrischung gönnen, wo jetzt gerade die Terrassensaison begonnen hat.
Natürlich hatten auch die Burgherren ihre Mühle, die Schlossmühle. Und weil zwei leiningische Gräfinnen in die Adelshäuser Nassau und Sponheim eingeheiratet hatten, gab es zeitweise drei Mühlenherren, nachdem Leininger ihren Anteil wieder zurückgekauft hatten, dann nur noch zwei. Eine Mühle – aber zwei Gebäude, zu denen die jeweiligen Untertanen kommen mussten, um das zu Korn gemahlene Mehl weiter zu verarbeiten.
Für wenige hundert Meter verläuft der Wanderweg nun entlang der Straße, bis die Brücke rechts uns wieder auf die andere Seite des Bachs führt. Hier lernen wir noch andere Mühlen kennen, solche, die uns ins Industriezeitalter führen wie die Hammermühle – und die auch hier mit dem Namen der Pfälzer „Eisenbarone“ verbunden sind.
Wir erreichen jetzt – vorbei an der Obermühle – den Ortseingang von Kleinkarlbach und die Wiesenmühle: erst Getreide-, dann Schleifmühle, auch Hammerwerk und Wappenschmiede und Farbmühle. Das führt zum 1861 von Carl Friedrich Spiess gegründeten „Erdfarbenbereitungsgeschäft“, heute als „Dr. Spiess Chemische Fabrik GmbH“ international erfolgreich. Die alte Mühle stand auf dem Firmengelände.
Aber eigentlich gehören die nun folgenden Kilometer dem Wein, denn der Weg führt jetzt durch pittoreske alte Weindörfer, von denen das 768 erstmals erwähnte Kleinkarlbach nur das erste ist. Nach der Unterquerung der B 271, der Umgehungsstraße, erreichen wir den nächsten Ort: Kirchheim. Am nördlichen Ortsende überqueren wir die Weinstraße. Die Bäckerei am Ortsausgang bietet sich für eine kleine Rast oder eine erste Stärkung an, je nachdem, wo wir uns auf den Weg gemacht haben.
Dem Logo des Mühlenwanderwegs folgen wir dem Eckbach, bis wir die etwa auf halbem Weg zwischen Kirchheim und Bissersheim gelegene Bruchmühle erreichen. Im 19. Jahrhundert stellte deren Müller Konrad Puder den Bissersheimer Bürgermeister. Bissersheim ist ein kleines Winzerdorf mit drei ehemaligen Mühlen (Bruchmühle, Bergmühle und Haldmühle), einer hübschen Pfarrkirche und einem netten Dorfplatz. Alle drei Mühlen waren einst Ölmühlen und Hanfreiben und dienen heute als Wohnhäuser.
Gleich am Ortseingang von Bissersheim liegt die Haldmühle – ein großzügiges, schön restauriertes Anwesen, das als Tagungsort und für Familienfeiern vermietet wird. Nur wenige Meter weiter kann ebenfalls stilvoll gefeiert werden. Die Vinothek des Weinguts Mussler besticht durch mediterranes Ambiente.
Das Bissersheimer Wappen zeigt ein Fabelwesen, das von der Heiligen Margarete, der Schutzpatronin der Bauern und Armen sowie Helferin in Geburtsnöten, besiegt wird.
Hinter dem Weingut Mussler (Am Goldberg gelegen), knickt der Wanderweg links ab und folgt dem Eckbach Richtung Großkarlbach. Nach wenigen Minuten sehen wir ein kleines Waldstück, den Fledermauswald. Dort geht es rechts über eine kleine Brücke auf die andere Seite des Bachs und dann durch Obstwiesen nach Großkarlbach, wo wir die Weihermühle, einst Obermühle genannt, erreichen. In den Mauern des alten, weitläufigen Gebäudes sonnen sich an warmen Tagen unzählige Eidechsen.
Die Kändelgasse hinab geht es erst vorbei an der ehemaligen Rheinmühle, die heute in Familienbesitz und Veranstaltungsort für Konzerte, Theater und andere kulturelle Veranstaltungen ist. Die Dorfmühle, an der Ecke zum Gänseeck gelegen, ist ein Schmuckstück des Dorfes und beherbergt nicht nur das Mühlenmuseum des Leiningerlandes, sondern auch das Bürgermeisteramt, das Gemeindearchiv sowie Tagungsräume. An schönen Tagen empfiehlt es sich, vor dem schön restaurierten Gebäude eine kleine Rast einzulegen, vielleicht mit einem Eis von der wenige Meter entfernt gegenüber der Protestantischen Kirche zu findenden italienischen Eisdiele.
Pappel- und Heckmühle finden wir Richtung Ortsausgang, von wo es weiter nach Laumersheim geht. Das Logo weist den Weg entlang der Obstplantagen und Pferdekoppeln. Laumersheim zählt weniger als 900 Einwohner, fällt aber durch eine erstaunliche Anzahl bekannter Winzerbetriebe auf, unter ihnen die Weingüter Knipser, Zelt und Kuhn. Auf dem Mühlenwanderweg passieren wie die Hornungsmühle aus dem 14. Jahrhundert, deren Äußeres kaum noch an eine Mühle erinnert. Zur Mühle gehörte im Mittelalter eine Stiftung, aus der sich eine sogenannte Elendsbruderschaft entwickelte, die Kranke und Reisende mit Essen versorgte. Wie das benachbarte Dirmstein wurde Laumersheim im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen fast völlig zerstört.
Das mit seinen mehr als 3000 Einwohnern merklich größere Dirmstein erreichen wir nach wenigen hundert Metern entlang des Eckbachs. Über den Mühlweg gelangen wir zur Spormühle (ehemals Obertormühle). Sie wird aktuell von einer Sport- und Eventagentur genutzt.
Dirmstein besitzt eine außergewöhnliche Kirche – eine, die beide Konfessionen unter einem Dach vereint. Die ersten Entwürfe der Laurentiuskirche wurden von einem berühmten Barockbaumeister gefertigt, bevor sie schließlich von einem Architekten aus der Region modifiziert und verwirklicht wurden.
Wer nach der Wanderung noch etwas Energie übrig hat, dem sei ein Spaziergang durch den Park des Sturmfederschen Schlosses, das heute eine Reha-Klinik beherbergt, oder durch den Kellergarten empfohlen. Oder eine Runde Fußballgolf im Soccerpark ...