Nachruf Eine Ikone: Zum Tod von Schauspielerin Nichelle Nichols

Ganz selbstverständlich allein unter Männern, auch beim Außeneinsatz: Nichelle Nichsols als Uhura in „Star Trek“ (zu deutsch dam
Ganz selbstverständlich allein unter Männern, auch beim Außeneinsatz: Nichelle Nichsols als Uhura in »Star Trek« (zu deutsch damals: »Raumschiff Enterprise«) mit (von links) George Takei, Walter Koenig und James Doohan.

Sie sorgte dafür, dass es klappt mit der Kommunikation zwischen Mensch und Alien in der US-Serie „Star Trek“ und vermittelte auch in der Realität zwischen Welten: Mit ihrer Rolle als dunkelhäutige Offizierin im All in Zeiten der „Rassentrennung“ hat Nichelle Nichols nicht nur Fernsehgeschichte geschrieben. Jetzt ist die US-Schauspielerin mit 89 Jahren gestorben.

Das Kleid war knallrot und kurz, sehr kurz. Heute würde es heißen: Reichlich sexistisch, was Nichelle Nichols in „Star Trek“ – deutschen Zuschauern jahrzehntelang als „Raumschiff Enterprise“ bekannt – da tragen musste. Und hat ihre Figur, Lieutenant Uhura, nicht vor allem als eine Art Telefonistin fungiert?

Aber natürlich ist die Rolle aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Und was die Macher um Serienerfinder Gene Roddenberry da zeigten, war dann doch eine Sensation. Denn Nichelle Nichols war Afroamerikanerin. Und „Star Trek“ lief erstmals im September 1966, als die „Rassentrennung“ in den USA noch selbstverständlich schien.

Wider Mauern in den Köpfen

Auch hatte Uhura vielleicht ja doch die wichtigste Rolle auf der Brücke des Raumschiffs: Schließlich war sie es, die den Kontakt herstellte zu Außerirdischen. Und die vor allem wusste, welche Knöpfe sie zu drücken hatte und wie die Verbindungen herzustellen sind. Ganze Computersysteme reparieren konnte sie auch („Die Piraten von Orion“; 1974). Und wenn die Männer mal in Not waren, übernahm sie auch schon mal selbst das Kommando und rettete alle (1973 in „Die gefährliche Wolke“). Mindestens Ingenieurin musste sie also gewesen sein. Linguistin ohnehin. Also doch eine äußerst emanzipierte Rolle.

Nichelle Nichols jedenfalls spielte diese auch absichtlich zunächst vornamenlose Frau, deren Nachnamen heutzutage sicher auch als kulturelle Aneignung gedeutet werden könnte, so souverän, würdevoll und charmant, dass sie einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Und dazu beitrug, Mauern in Köpfen zum Einsturz zu bringen. Die Figur bewies: Die Hautfarbe spielt ebensowenig eine Rolle wie das Geschlecht, wenn es darum geht, seinen Beruf gut zu machen. Frauen können sich im Weltall behaupten und Respekt verschaffen, auch im knappsten Mini, und selbst, wenn sie im Alltag noch nicht mal neben einem Weißen im Bus sitzen durften, führte Nichelle Nichols als Kommunikationsoffizierin vor Augen. Und Schwarz und Weiß dürfen einander auch küssen, postulieret die Serie 1968, als Uhuras und Kirks Lippen sich trafen, was in den USA damals für allerlei Aufregung sorgte. Uhura soll im Übrigen vom Swahili-Wort „Uhuru“ kommen und „Freiheit“ bedeuten.

Martin Luther King redete ihr den Ausstieg aus

Der Legende nach habe Nichols nach einer Staffel eigentlich aussteigen wollen, um an den Broadway zu gehen. Schließlich hatte ihre Karriere mit 15 als Sängerin begonnen, als sie mit Duke Ellington eine Bühne teilte. Doch kein Geringerer als Martin Luther King habe sie bekniet, weiterzumachen, als Vorbild, das nach den Sternen greift und aufzeigt, wohin der Weg für Afroamerikaner einmal gehen könnte. Hin zu Gleichberechtigung.

Engagierte sich auch dafür, dass mehr Afroamerikanerinnen bei der Nasa anfangen: Nichelle Nichols, hier im Jahr 2012 bei einem T
Engagierte sich auch dafür, dass mehr Afroamerikanerinnen bei der Nasa anfangen: Nichelle Nichols, hier im Jahr 2012 bei einem Termin in einem Nasa-Labor.

Im realen Leben hat Nichelle Nichols, geboren am 28. Dezember 1932 nahe Chicago und nun laut ihrer Familie eines natürlichen Todes verstorben, dann später sogar als Anwerberin für die Nasa gearbeitet. Und 2009 schließlich hat ihre Figur einen durch und durch passenden und natürlich hoch symbolischen Vornamen bekommen: Nyota, zu deutsch: Stern.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x