Kulturpolitik Die Pfalz zuerst!? Eine Debatte darüber, wie pfälzisch die Pfälzer Institutionen zu sein haben
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„Hier herrscht kein hochnäsiger Kunstbetrieb“, stand schon mal in der Wochenzeitung „Die Zeit“ über das Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern. Über die Hans-Hofmann-Schau schrieb die „Süddeutsche Zeitung“, sie habe den Avantgarde-Maler „eindrucksvoll wiederentdeckt“.
Wie die Meinungen auseinandergehen: Otfried Culmann, Künstler aus Billigheim, spricht lieber von „Mondausstellungen“, die in dem Haus am Museumsplatz 1 zu sehen seien. Von wegen bodenständig. Was dort gezeigt werde, bleibe ohne Relevanz und Resonanz. Sei ein Hohn für die Pfälzer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, um seinen Eindruck freundlich zusammenzufassen. Culmann meint, das vom Bezirksverband Pfalz betriebene Museum Pfalzgalerie (mpk) werde seiner Aufgabe als, wenn man so will, Haus der Pfälzer Kunst nicht gerecht. Der eigentlichen Funktion der 1874 als Gewerbemuseum gegründeten Institution, wie er glaubt. Auch wenn „die Pfalzgalerie“, von der Culmann immerzu spricht, in Wahrheit lediglich der „Pflege und Präsentation der Malerei und Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts“ verpflichtet ist.
Schauplatz Lyrik
In seiner Welt jedenfalls ist in der Pfalz so etwas wie eine identitätspolitische Debatte im Gang. Ein Streit, wie pfälzisch Pfälzer oder in der Pfalz ansässige Institutionen zu sein haben, von dem nur nichts zu erfahren sei, sagt er, weil niemand darüber berichte. Im Zentrum der Debatte, von der als Außenstehender nicht so leicht erkennbar wird, ob sie eine ist, steht das Museum Pfalzgalerie und seine Direktorin Britta Buhlmann. Nebenschauplatz ist das durch die Übersetzer-Werkstatt „Poesie der Nachbarn“ europaweit bekannte Künstlerhaus in Edenkoben; ein Haus, das zur Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur gehört und vorrangig Stipendiaten beherbergt. Und noch ein Diskursfeld gibt es: der neue Lyrikpreis Südpfalz, den das Künstlerhaus zusammen mit den Landkreisen Germersheim und Südliche Weinstraße und der Stadt Landau 2020 erstmals vergeben hat. An Anja Utler, eine vielbeachtete Dichterin, die unglücklicherweise statt in Herxheim oder Hagenbach in Wien und Regensburg zu Hause ist.
„In einem Anfall von gespieltem Internationalismus und Prahlsucht“, sei der Preis konzipiert worden, schreibt Otfried Culmann dazu auf Facebook. Der 72-Jährige ist nicht irgendwer. Der in seinem Geburtshaus in Billigheim lebende und arbeitende Pfarrerssohn und Meisterschüler des Surrealisten Mac Zimmermann ist in den 1970er-Jahren mehrfach ausgezeichnet worden. Mit dem Mannlich-Preis der Stadt München unter anderem. 1977 mit einem Stipendium in der Villa Massimo in Rom.
Sein Südpfälzer „Traumgarten“ ist überregional bekannt. Die von ihm organisierte Ausstellungsreihe „art imaginär“ im Mußbacher Herrenhof populär. Culmann schreibt dicke autobiografische Bücher. Vor allem aber ist er in der Pfalz für seine Streitlust weltberühmt.
Ein „militanter Surrealist“, seine Worte, heftiger Vertreter der Pfälzer Sache, ständiger Stachel in den Künstlergemeinschaften, in denen er Mitglied ist. Ein Virtuose des Aneckens, polternd, gleichwohl zugewandt im persönlichen Umgang – mit manchen. Die Direktorin des Museums Pfalzgalerie, Britta Buhlmann, hat Culmann genauso wie ihre Vorgängerin Gisela Fiedler-Bender: gefressen.
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