Comics Das Comic-Magazin „Zack“ kommt künftig aus Bad Dürkheim

Frisch aus der Pfalz: Das Cover der Oktober-Ausgabe.
Frisch aus der Pfalz: Das Cover der Oktober-Ausgabe.

„Zack“ ist legendär und ein Unikat in der deutschen Comic-Szene. Das monatlich erscheinende Magazin versorgt seine treue Leserschaft mit Abenteuer- und Humorgeschichten in Serie. Ein Pfälzer sorgt dafür, dass weiterhin gilt: Fortsetzung folgt.

Mit einem Klassiker will Georg F. W. Tempel als neuer Verleger durchstarten: mit der Fliegerserie „Tanguy & Laverdure“, 1960 von Asterix-Zeichner Albert Uderzo und Jean-Michel Charlier erfunden. Das Abenteuer „Das Wüstenschwert“ beginnt in Nummer 256 von „Zack“, mit der Tempel komplett das Steuer übernimmt. Vor elf Jahren wurde der Bad Dürkheimer Chefredakteur. Als der bisherige Verleger Klaus Schleiter sich nun von dem Magazin trennen wollte und Tempel anfragte, musste der nicht lange überlegen: „,Ja, wir machen das!’, habe ich gesagt.“ Das sei auch eine emotionale Entscheidung gewesen. Denn es handelt sich nicht um irgendein Heft. „Zack“ hat deutsche Comic-Geschichte mitgeschrieben.

Die Geschichte von „Zack“ beginnt 1972

1972 begann der Koralle-Verlag, in einem neuen Magazin Lizenzmaterial aus dem vorwiegend französischsprachigen Ausland als Fortsetzungsgeschichten abzudrucken, um ein junges Publikum zu gewinnen. Auf diese Weise kamen renommierte Humor- und Abenteuerserien ins comic-mäßig noch ziemlich unterversorgte Land. Die bis heute laufende Reihe um den Rennfahrer Michel Vaillant ist ein typisches Beispiel und untrennbar mit „Zack“ verbunden. Rick Master, Luc Orient und Dan Cooper sind weitere bekannte Figuren. Auch Lucky Luke ritt auf den Magazinseiten als einsamer Cowboy in den Sonnenuntergang. Damit wurde eine ganze Generation von Lesern geprägt.

Der Erfolg am Kiosk mit in Spitzenzeiten bis zu 200.000 verkauften Exemplaren hielt allerdings nicht dauerhaft an. 1980 wurde das Magazin schließlich wieder eingestellt. Erst fast 20 Jahre später versuchte sich Klaus Schleiter an einer Neuauflage. Dessen Berliner Mosaik-Verlag ist vor allem bekannt für die Abrafaxe, die Kobolde aus dem langlebigen ostdeutschen Comic. 2009 konnte Schleiter Georg Tempel, früher selbst „Zack“-Leser, als Chefredakteur gewinnen.

Der Bad Dürkheimer mischt schon lange in der Comic-Branche mit. Nach seinem BWL-Studium begann er als Redakteur beim Mannheimer Feest-Verlag, wechselte 1991 zu Ehapa, einem der Marktführer und Heimat unter anderem von Asterix und Micky Maus. Dort stieg er bis zum Verlagsleiter auf, trennte sich aber 2008 von der zum dänischen Egmont-Konzern gehörenden Gesellschaft.

Comics für ältere Männer

Inzwischen ist der 61-Jährige Teilhaber der von seiner Frau Katrin Tempel gegründeten und in Bad Dürkheim und München ansässigen Blattgold GmbH. Das Redaktionsbüro entwickelt und betreut für große Verlage TV-Zeitschriften oder Hefte wie „Land-Idee“. „Nischenmagazine sind die Zukunft“, ist Georg Tempel überzeugt. Und ein solches ist natürlich auch „Zack“, wie er unumwunden zugibt: „Ältere Männer machen Comics für ältere Männer.“

Jugendliche Leser stehen längst nicht mehr im Fokus. Die primäre Zielgruppe kennt das Magazin noch aus der eigenen Jugend und hält ihm die Treue. Das sorgt für konstante Abozahlen (wobei die Auflage nicht mehr fünfstellig ist), heißt aber gleichzeitig, dass eine behutsame Mischung aus den bekannten Helden und aktuellen Stoffen gefragt ist. Wichtig: Die Serien müssen einen gefälligen, eher realistischen Zeichenstil haben und am besten aus dem franko-belgischen Raum kommen, dem Epizentrum europäischer Comic-Produktion. Sonst murrt das kritische Publikum.

Immer auf der Suche nach neuem Material

Tempels Hauptaufgabe besteht wie bisher darin, neues Material für das in der Form in Deutschland einzigartige Magazin auszusuchen. „Das ist die Kür, das macht mir am meisten Spaß“, sagt er. Und gute Serien seien die halbe Miete. Dazu durchforstet er Verlagsprogramme und pflegt seine Kontakte in die Szene. Genug Geschichten, die er gerne abdrucken würde, gebe es jedenfalls, versichert er. Die Übersetzungen und redaktionellen Beiträge steuern freie Mitarbeiter bei, Grafik und Vertrieb erledigen externe Dienstleister. Finanziell muss er nun selbst ins Risiko gehen, aber das alles sei gut durchkalkuliert. „Man wird nicht reich damit, aber es bleibt was hängen“, sagt Georg Tempel.

Große Veränderungen plant der Neu-Verleger nicht. Ein besonderes Projekt hat er dennoch in Vorbereitung: eine Serie in Anlehnung an den Western „Leutnant Blueberry“ von Charlier und Jean Giraud, noch so eine „Zack“-Legende. Für „Die Frau mit dem Silberstern“, so der Arbeitstitel, greift der deutsche Zeichner und Autor Martin Frei zum Stift. Das schlägt gewissermaßen eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Seit mehr als 30 Jahren in der Comic-Szene aktiv: Georg F. W. Tempel.
Seit mehr als 30 Jahren in der Comic-Szene aktiv: Georg F. W. Tempel.
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