Film Brillantes Kinderkino: „Der Räuber Hotzenplotz“ mit August Diehl

Überall gesucht: der Räuber Hotzenplatz (Nicholas Ofzarek) im gleichnamigen Kinderfilm.
Überall gesucht: der Räuber Hotzenplatz (Nicholas Ofzarek) im gleichnamigen Kinderfilm.

Ältere Jahrgänge schwärmen noch immer von Gert Fröbe als Räuber Hotzenplotz. Fast 50 Jahre ist es her, dass der Schwergewichtsmime der Kinderbuchfigur Gesicht und Stimme geschenkt hat. Damit kann niemand konkurrieren? Doch!

Schon gleich zu Beginn ist klar: Dieser Film ist ein Genuss für Kinder aller Altersklassen. Hier wurde mit Liebe inszeniert. Nahezu sämtliche Mitwirkenden hatten offenbar einen Riesenspaß beim Drehen. Und dieser Spaß überträgt sich sofort aufs Publikum. Nicholas Ofczarek, Star des Wiener Burgtheaters, strotzt als Räuber Hotzenplotz nur so vor Spiellaune. Augenzwinkernd gibt er der Titelfigur bei aller Dreistigkeit und Verschlagenheit auch Charme, Witz, Glaubwürdigkeit und insbesondere auch leise, verhaltene Momente. Man kann nicht anders: Den muss man bei aller kritischen Distanz einfach auch mögen.

Die Geschichte beginnt damit, dass Räuber Hotzenplotz der Großmutter (Hedi Kriegeskotte) die heißgeliebte singende Kaffeemühle klaut. Die Enkel Kasperl (Hans Marquardt) und Seppel (Benedikt Jenke) sind stinksauer. Raffiniert locken sie den dreisten Dieb in eine Falle. Denken sie. Doch ihr Plan funktioniert nicht. Im Gegenteil.

Wollen den Räuber fangen: Kasperl (Hans Marquardt, links) und Seppel (Benedikt Jenke).
Wollen den Räuber fangen: Kasperl (Hans Marquardt, links) und Seppel (Benedikt Jenke).

Seppel landet gar als Gefangener in der Waldhöhle von Hotzenplotz, während Kasperl an Zauberer Petrosilius Zwackelmann (August Diehl) verkauft wird. Kasperl muss schuften. Aber – nun, zu viel sei nicht verraten …

Petrosilius Zwackelmann (August Diehl) kocht sein Lieblingsessen: Kartoffeln!
Petrosilius Zwackelmann (August Diehl) kocht sein Lieblingsessen: Kartoffeln!

Der deutsche Drehbuchautor Matthias Pacht („Die kleine Hexe“) und der Schweizer Regisseur Michael Krummenacher („Preis der Freiheit“) sind offenkundig Liebhaber und Kenner der Vorlagen von Autor Otfried Preußler mit den Illustrationen von Franz Josef Tripp. Sie haben sich stilsicher an den seit Jahrzehnten beliebten Büchern orientiert. Das gibt dem Film eine unaufdringliche nostalgische Grundierung, die jedoch nie angestaubt wirkt.

Gutes altes Kasperltheater

Es sieht aus, als feiere das gute alte Kasperletheater fröhliche Wiederauferstehung. Dabei rutscht es nie ins Kindische ab, was auch der klugen Psychologisierung der Figuren zu danken ist. Es agieren keine Typen, sondern Charaktere. Besonders wohltuend: Es wurde nicht versucht, den Stoff krampfhaft zu aktualisieren und mit Verweisen auf die Gegenwart und all ihre Probleme zu überfrachten. Gut so: Die Vorlagen sind zeitlos. Und das ist nun auch dieser Film. Was neben allem anderen der exzellenten Ausstattung zu verdanken ist. Die gesamte Szenerie schwebt in wunderbarer Leichtigkeit zwischen Traum und Realität.

Neben und mit dem brillanten Nicholas Ofczarek in der Titelrolle fesseln und begeistern als erste die Kinderdarsteller Hans Marquardt als Kasperl und Benedikt Jenke in der Rolle des Seppel. Herzerwärmend! August Diehl als böser Zauberer und Olli Dittrich als Wachtmeister Dimpfelmoser sowie Hedi Kriegeskotte im Part der Bilderbuch-Oma setzen in pointierten Szenen zahllose Glanzlichter. Einen im wahrsten Sinn wunderbaren Auftritt hat dazu Luna Wedler als Fee Amaryllis.

Wachtmeister Dimpfelmoser (Olli Dittrich) ist dem Räuber Hotzenplotz auf der Spur.
Wachtmeister Dimpfelmoser (Olli Dittrich) ist dem Räuber Hotzenplotz auf der Spur.

Kamermann Marc Achenbach („Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“) umschmeichelt sämtliche Figuren mit einer trefflichen Balance von Nähe und Distanz, bettet sie sozusagen raffiniert in die märchenhafte Bildwelt ein. Als Publikum darf man so mit den Akteuren die Spielflächen erobern. Nicht vergessen werden darf die Musik von Niki Reiser. Seine zu Recht mit dem Deutschen Filmmusikpreis ausgezeichnete Kaffeemühlen-Melodie ist ein echter Ohrwurm, ein Hit, wie der ganze Film. Fortsetzung von Herzen gewünscht.

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