Kunst Bob Dylan zum Anschauen: Erstmals Ausstellung in Deutschland

Mythisches Amerikabild: Blick in die Dylan-Ausstellung in Heilbronn.
Mythisches Amerikabild: Blick in die Dylan-Ausstellung in Heilbronn.

Der Musiker als Künstler: Als Hommage an Bob Dylan, der gerade seinen 80. Geburtstag feiern konnte, sind in Heilbronn nun 60 seiner „On The Road“-Bilder zu sehen. Die Ausstellung ist eine von vier bundesweit. Wer einen „Dylan“ kaufen möchte, muss dabei aber schon etwas tiefer in die Tasche greifen.

Große Galerien binden namhafte und große Künstler gerne an sich. Große und namhafte Künstler suchen nach großen Galerien. So tat es auch der malende Musiker und Literaturnobelpreisträger Bob Dylan. Die Halcyon Gallery in London vertritt weltweit und exklusiv die Verkaufs- und Ausstellungsrechte seiner Bilder.

Erinnerungen ans Touren

Dylan ist natürlich kein Picasso, wie ihn Song-Poet Leonard Cohen einmal beschrieb, als er auf Dylans Bildreichtum in dessen Liedtexten angesprochen wurde. Malerei ist für Bob Dylan lediglich zusätzliches Ausdrucksvermögen. Gemalt hat Dylan schon früh, bekannt wurde das erst später. In seinen 2004 erschienenen Memoiren datiert er seine Aktivitäten in der Bildenden Kunst auf Anfang der 1960er Jahre. 1970 gestaltete er sein Album „Self Portrait“ mit einem Selbstporträt. Weitere Bilder waren in seinem Buch „Writings and drawings“ (1973) zu finden. 1994 wurden 92 seiner Werke in dem Buch „Drawn Blank“ veröffentlicht. Ausstellungen mit überarbeiteten Versionen dieser Bilder wurden weltweit erstmals in den Kunstsammlungen Chemnitz 2007 gezeigt.

Die Ausstellung im Kunstforum in Heilbronn ist nun die umfangreichste der vier deutschen Stationen. Schließlich ist auch das internationale Galerie- und Verlagshaus Premium Modern Art, das Dylans Werke in Deutschland vertreiben darf und die vier Ausstellungen organisiert, in Heilbronn ansässig – und das zur Kreissparkasse Heilbronn gehörige luftige Kunstforum biete „größere Räumlichkeiten als in einer Galerie“, so Ted Bauer von Premium Modern Art.

Das Kunstforum mit dem verheißungsvollen Namen „Unter der Pyramide“ birgt mit Bob Dylans Bildern denn auch einen wahrhaften Schatz. In dem Licht durchfluteten Glas-Foyer kommen die Bilder, in schwarzen oder silbernen Museumsrahmen an weißen Wänden angebracht, geradezu ideal inszeniert zur Geltung. Gezeigt werden Bilder von Bob Dylans „The Drawn Blank Series“, „The Beaten Paths“, „The Asia Series“ und Lithographien der „Mondo Scripto Series“.

Es sind Bilder aus Dylans Gedächtnis als Erinnerungen an seine bis kurz vor der Pandemie anhaltende „Neverending Tour“. Seit 1988 gab er etwa 100 Konzerte pro Jahr. Gelegenheiten hatte der Singer-Songwriter also genug, um Bilder mit dem Kopf zu fotografieren, die er anschließend malerisch auf Leinwände projizierte. Es sind teils großformatige bunte Arbeiten, die zeigen, wie Dylan sein Amerika sieht, wenn er unterwegs ist. Einige sind bunt, andere dezent, einige in Öl, andere als Siebdruck gefertigt.

Amerikanische Klischees

Es sind natürlich auch klassische Klischeebilder von Highways und Eisenbahnstrecken, von Motels und Diners dabei. Das großformatige „Late In The Day, Houston Street, 2017“ in einem nachmittäglichen Blau ist ein solches Beispiel.

Auch Auszüge seiner berühmten „Mondo Scripto Serie“ werden gezeigt. Dabei handelt es sich um signierte Visualisierungen von Bob Dylans Liedern. Auf der linken Seite findet man auf diesen Lithografien von Dylan handschriftlich verfasste Songtexte, rechts daneben eine seiner aus seiner Sicht dazu passenden Schwarz-Weiß-Zeichnung. Die Bilder der „Asian Series“ wirken schwerer und dunkler als die bunten, leicht zugänglicheren der „Beaten Path Series“. Bei dieser 2016 entstandenen Serie widmet sich Dylan insbesondere amerikanischen Landschaften.

Auch neuere Werke gibt es aber nun in der Ausstellung „On The Road“ in Heilbronn zu sehen. Sie hat einen Verkaufswert von über einer halben Million Euro. Die meisten der Bilder sind käuflich zu erwerben. Die günstigsten liegen bei 2.900 Euro, das teuerste, eines der „Drawn Blank“-Bilder, bei 84.000 Euro. Alle gezeigten Bilder sind limitiert, nummeriert und von Dylan selbst signiert. Käufer erhalten ein Zertifikat.

Abbild der Realität?

„Wenn Bob Dylan malt, hält er sich an die Realität“, hat der medienscheue Künstler, einmal über sich selbst gesagt. Zu seinen Ausstellungen oder gar zu Vernissagen erscheint Dylan ebenso wenig wie er zur Verleihung des Literaturnobelpreises an ihn im Jahr 2016 erschienen ist.

Sein Bedürfnis zu zeichnen begründete er damit, sich ausdrücken zu wollen, „wenn einem die Worte fehlen“. Mit den Bildern der „On The Road“-Ausstellung in Heilbronn eröffnen sich neue Blicke auf den wortgewaltigen Musik-Literaten. Man muss kein Bob-Dylan-Fan sein, um seine Bilder zu mögen, man darf sich aber daran erfreuen, im Jahr seines 80. Geburtstages eine seltene Gelegenheit zu haben, Originale und Lithografien eines vielseitigen Ausnahme-Künstlers des 20. und 21. Jahrhunderts sehen zu können.

Die Ausstellung

„On the Road“ ist im Kunstforum „Unter der Pyramide“, neben dem Foyer der Kreissparkasse Heilbronn, Am Wollhaus 14, 74072 Heilbronn noch bis Sonntag, 29. August zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 9 bis 18 Uhr. Eintritt ist frei. Ausstellungskatalog: 10 Euro. Weitere Infos: www.premium-modern-art.com

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