Kultur 50 Zeilen Pop: Rätselraten mit The Residents

Wie sie aussehen, weiß keiner. Gegen ihr Vorbild haben Daft Punk und Cro keine Chance. Wobei: Im Alter werden die US-Musiker etwas greifbarer. Ein großes Rätsel bleiben The Residents dennoch, ein Solitär in der Geschichte der populären Musik. Sie sind mehr Kunstprojekt und Performance-Kollektiv denn Band. Und so passt es, dass sie eines ihrer mittlerweile raren Konzerte am Sonntag im Ludwigshafener Theater im Pfalzbau spielen. The Residents sind seit Anfang der 1970er aktiv, genresprengend, dekonstruierend, Avantgarde. Einzig bleibendes Erkennungsmerkmal: Kopfmasken in Gestalt großer Augäpfel mit Zylinder obenauf. The Residents verwirren gern, sind bisweilen unhörbar, brechen Tabus. So hieß ihr zweites Album „Third Reich’n’Roll“. Ein anderes enthält nur einmütige Jingles, wieder andere Verfremdungen bekannter Elvis- oder Beatles-Songs oder Bibelvertonungen. Zudem gehört die Band zu den Musikvideo- und Multimediapionieren. Und The Residents verbreiten gern Legenden über ihre Entstehung, etwa jene, dass ein bayerischer Denker namens „N. Seneda“ eine „Theory of Obscurity“ entwickelt habe, die sie wahr werden lassen wollen. Wobei es diese nicht braucht: Dass Kunst durch Anonymität erst blühen kann, haben über die Jahrhunderte gerade Literatinnen erlebt. Im Pop dagegen geht es natürlich immer um Inszenierung, um Image, Erwartung, Verheißung. Und das Beharren auf Anonymität ist die allergrößte Inszenierung. The Residents waren 2013 verkleidet als abgründige Weihnachtsmänner auf Tour. Der Sänger, der wohl Homer Flynn heißt, war dabei halb zu erkennen, und Hardy Fox hat sich inzwischen als Komponist geoutet. „The Ghost Of Hope“ heißt nun das neue Album, die Show dazu „In Between Dreams“. Da darf man sich im Pfalzbau auf Kuhkostüme, Bayernrauten und Pestarztmasken gefasst machen.

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