Kultur 30 Jahre Lena-Odenthal-Tatort: Fakten, Anekdoten und Unnützes Wissen

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Kommissarin Lena Odenthal, gespielt von Ulrike Folkerts

Tod im Häksler – Die Vorlage 

1. Das Drehbuch zu „Tod im Häksler" entstand 1991 in der Rekordzeit von nur 14 Tagen. Die Autoren Stefan Dähnert und Nico Hofmann schrieben es größtenteils im Englischen Garten in München. Es wurde – mit nur sehr wenigen Änderungen – bereits in der ersten Drehbuchfassung verfilmt, das hat Seltenheitswert! 2. „Tod im Häksler" (1991) ist die am häufigsten wiederholte „Tatort-Folge" mit Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal. 3. Mit nur 81 Sendeminuten ist „Tod im Häksler" (1991) zugleich auch eine der kürzesten aller 70 Folgen aus Ludwighafen. 4. Ben Becker hatte nicht nur in „Tod im Häksler" (1991) und im Jubiläums-„Tatort: Die Pfalz von oben"(2019) einen Auftritt als Stefan Tries, sondern alle guten Dinge sind drei: auch in „Die Kampagne" (1994) ermittelte der junge Polizist mit Lena. Sie brachten einen pädophilen Lehrer zur Strecke. 5. „Ur-Schwabe spielt mürrischen Pfälzer“ - Den Vater von Stefan Tries in „Tod im Häksler" (1991) spielte der spätere „Bienzle“-Darsteller Dietz-Werner Steck (†). 6. Der rheinland-pfälzische FDP-Politiker Rainer Brüderle war 1991 so erbost über die Darstellung der Pfälzer in „Tod im Häksler", dass er Ulrike Folkerts einlud, um ihr die Vorzüge seiner Heimat zu zeigen - angeblich bei einem Saumagen-Essen…

Zahlen, Daten, Fakten

7. 30 Jahre „Lena Odenthal“-Tatort sind 70 Krimis der „Tatort"-Reihe mit einer gesamten Spielzeit von 102 Stunden, 54 Minuten und 39 Sekunden. Anders ausgedrückt: 4,3 Tage Tatort Ludwigshafen nonstop. 8. An den 70 Folgen für den Ludwigshafener Tatort waren 42 unterschiedliche Drehbuchautoren und 40 Regisseure beteiligt. Die meisten Drehbücher schrieb Harald Göckeritz (neun Drehbücher), die meisten Folgen inszenierte Thomas Bohn (sieben). 9. Drei der 70 Folgen sind länger als 90 Minuten, vier Folgen sind kürzer als 85 Minuten. Die längste Folge ist der Erstling: „Die Neue" (1989) – 99 Minuten! Die kürzesten Folgen mit jeweils 81 Minuten Spiellänge sind „Nahkampf" (1997) und die Vorlage für das 30. Dienstjubiläum: „Tod im Häksler"(1991). (Die Sendelänge beim Tatort war nicht immer auf 88.30 Minuten festgelegt). 10. Lena scheint ein Herbstkind zu sein - am häufigsten liefen neue Odenthal-Tatorte übrigens im Oktober – 12 Mal. Am seltensten liefen Ludwigshafen-Premieren dagegen im Sommer – im Juni nur zwei Mal, im Juli drei Mal – bevor es ab Mitte der 2000er Jahre eine reguläre „Sommerpause“ beim Tatort gab. 11. Fünf der 70 Ludwigshafen-Folgen kommen noch im alten 4:3 Fernsehformat daher, die restlichen 65 im modernen Breitbildformat 16:9. Die Folge „Der schwarze Engel"(1994) war zugleich eine der ersten Folgen im 16:9-Format, welche die ARD in der Tatort-Reihe im neuen Format produzierte.

Von Tätern und Opfern

12. In 70 Tatorten gab es bei Lena Odenthal insgesamt 142 Leichen. Davon waren 62% männlich, 38% weiblich. Überdurchschnittlich viele gibt es da im Jubiläums-„Tatort: Die Pfalz von oben"(2019): Fünf Tote sind am Ende zu beklagen. 13. Die Täter waren in 73% der Fälle männlich, 24% weiblich. In einem Fall war der Täter nicht zu bestimmen, vier Mal war der Tod natürlicher Ursache. 14. In 80% der Fälle handelte es sich um Mord. Es gab 15 Fälle von Suizid, drei Unfälle und in sieben Fällen starben die Opfer durch die Hand des Ermittlers, davon fünf Mal durch Lena Odenthal höchstpersönlich. 15. Am häufigsten sterben die Opfer im Lena-Odenthal-Tatort durch Erschießen. 16. In den Folgen „Sterben für die Erben" (2007) und „Der Präsident" (2001) entpuppen sich die Todesfälle am Ende nicht als Mord, sondern als Selbstmord. Der jeweilige Todesfall war so geschickt als Mord inszeniert, nur um die Kinder der Toten „abzustrafen“. 17. Die raffinierteste Beseitigung des Mordopfers gab es in „Der kalte Tod" (1996) zu sehen: Der Mörder ist Rechtsmediziner und zerstückelt die Leiche in viele kleine Teile und versendet die inneren Organe als anatomische und histologische Lehrproben weltweit an andere Institute. Doch Lena kommt ihm natürlich trotzdem drauf.

„Digitale Innovationen“

18. Auch was digitale Innovationen angeht, war der Lena Odenthal-Tatort immer ganz vorne dabei: 1997 hatte der damalige Südwestfunk (SWF) für „Tod im All" und „Nahkampf" ARD-weit die ersten Webseiten zu den Folgen online ins weltweite Computernetz gestellt. 19. Den ersten Live-Chat nach der Ausstrahlung gab es am 12. Januar 1997 zu „Tod im All". 20. Ein komplettes Online-Drehtagebuch entstand bei den Dreharbeiten zu „Der Präsident". Regisseur und Autor Tom Bohn schrieb an jedem Drehtag, was passiert und gedreht wurde. Lange vor der Ausstrahlung konnte der Zuschauer so an dem Tatort nahezu hautnah teilnehmen. 21. Im Jahr 2000 wurden den Zuschauern mit einem besonderen Receiver während der Ausstrahlung von „Der schwarze Ritter" erstmals digitale Hinweise zur Auflösung des Falls gegeben – der Zuschauer sollte aktiv am Bildschirm mit ermitteln. 22. Komplett zum Ermittler befördert wurde der Zuschauer 2012 im Rahmen von „Tatort Plus“ - bei „Der Wald steht schwarz und schweiget". Der Fall wurde nicht aufgelöst und der Zuschauer musste den Fall im Nachgang am Internet-Rechner mit zahlreichen Hinweis-Videos und der Ermittlungsakte auflösen.

TV-Ausstrahlungen

23. Die erste Wiederholung eines Lena-Odenthal-Tatorts lief am 22. Oktober 1990 – es war nicht der Erstling, der da gezeigt wurde, sondern die zweite Folge „Rendezvous". Diese Wiederholung lief damals um 20.15 Uhr im Programm 1Plus. 24. Bis heute wurden 474 Wiederholungen von Lena-Odenthal-Fällen in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesendet. Statistisch wird also jede Folge durchschnittlich sechs Mal nach der TV-Premiere wiederholt. 25. Spitzenreiter bei den TV-Wiederholungen ist „Tod im Häksler"(1991), der 14 Mal wiederholt wurde. Weitere Spitzenreiter: „Die Neue"(1989), „Die Zärtlichkeit des Monsters" (1993) und „Mordfieber"(1999). 26. Am seltensten wiederholt wurde bis heute die Folge „Offene Rechnung" (1999). Sie wurde bisher nur drei Mal wiederholt. „Offene Rechnung" war die Jubiläumsfolge zum zehnten Dienstjubiläum der Kommissarin. In dieser Folge wurde mit Darsteller Johannes Brandrup ein Kriminalfall nachgestellt, der die reale Oetker-Entführung zum Vorbild hatte. 27. Von den 474 Wiederholungen liefen die meisten Wiederholungen dabei – natürlich, wenig erstaunlich – im SWR-Fernsehen/Südwest3: 185 Wiederholungen! Mit 69 Wiederholungen von Lena Odenthal belegt Das Erste den zweiten Platz. Auf Platz drei liegt das WDR-Fernsehen, das Lena Odenthal 66 Mal wiederholt hat. 28. Nur bei 3sat lief Lena Odenthal bisher ein einziges Mal. Das Spartenprogramm zeigte am 16. November 2008 die Folge „Der glückliche Tod". 29. Und insgesamt auch nur ein einziges Mal lief ein Lena-Odenthal-Tatort im Dritten Programm des Berliner Fernsehens vom rbb als Wiederholung. Im Januar 1996 lief dort „Tod im Häksler".

Kuriose Drehorte

30. Für „Tod im All" (1997) inszenierte der Regisseur Tom Bohn am Ende einen Wasserturm, der sich in ein abfliegendes Ufo verwandelt. Der Wasserturm steht in Ettlingen (bei Karlsruhe). 31. In „Kalte Herzen" (2000) führten Lenas Ermittlungen nach Hollywood. Das dramatische Finale mit großem Hollywood-Schriftzug wurde aber nicht in den USA gefilmt, sondern auf dem Hungerberg in Baden-Baden und dort fast originalgetreu nachgebaut. 32. Für „Romeo und Julia" (2003) reiste Lena nach Italien und ermittelte in Imperia an der ligurischen Küste. 33. Ein weiterer Auslandsaufenthalt für Lena: Für die Ermittlungen in „Maleficius" (2019) reist Lena Odenthal in die belgische Hauptstadt Brüssel. 34. Mordopfer, Joggingszenen und Ermittlungen am Rheinufer werden sehr oft nicht in Ludwigshafen gedreht, sondern von der anderen Rheinseite - in Mannheim. Nur so lässt sich die typische Silhouette von Ludwigshafen kameratauglich einfangen. 35. Die Szenen in der Rechtsmedizin für „Der kalte Tod" (1996) wurden weit weg von Ludwigshafen gedreht. Und zwar im elsässischen Straßburg als auch im westfälischen Bielefeld. 36. Als Lena in „Die kleine Zeugin" (2000) den Shootingstar Julia Hummer am Bahnhof observiert und befragt, steht im Drehbuch natürlich „Hauptbahnhof Ludwigshafen“. Doch gedreht wurde die Szene unverkennbar in Frankfurt am Main - an der Hauptwache, in der Nähe der Zeil. 37. Für „Tod einer Lehrerin" (2011) wurde in Ludwigshafen die U-Bahn-Station „Hemshof“ erfunden – die gibt es in Wirklichkeit nicht. 38. Der Hemshof, ein Ludwigshafener Stadtteil samt seiner Bewohner, wurde dagegen für „Babbeldasch" (2017) trefflich ins Bild gesetzt. „Babbeldasch"war außerdem der erste Improvisations-„Tatort" überhaupt. 39. Ein anderes markantes Symbol der Stadt Ludwigshafen spielte in „Lu" (2015) neben Ulrike Folkerts eine Hauptrolle – die sog. „Tortenschachtel“, ein ehemaliges Kaufhaus. Eine prominente Episodenhauptrolle in „Lu" übernahm Jürgen Vogel.

Gastauftritte und Episodenhauptrollen

40. Der junge Jürgen Vogel spielte bereits im zweiten Lena-Odenthal-„Tatort: Rendezvous" (1990) eine Hauptrolle. Er spielte den jungen kriminellen Daniel. Für Jürgen Vogel war „Rendezvous" der erste Tatort-Auftritt überhaupt. Bei Lena Odenthal schaute er danach noch Mal in „Flashback" (2002) und 2015 in „Lu" vorbei. 41. Auch andere Jung-Schauspieler starteten ihre Karriere im Tatort mit Ulrike Folkerts: Die junge Nele Müller-Stöfen 1990 in „Rendezvous", 1990, Julia Hummer 2000 in „Die kleine Zeugin", Johannes Brandrup 1996 in „Der kalte Tod". 42. Den kürzesten Gastauftritt im Lena Odenthal -„Tatort" hatte im Jahr 2000 wohl Katja Riemann in „Die kleine Zeugin". Die Schauspielerin ist nur kurz in einer Tiefgaragen-Szene zu sehen und wird wenig später erdrosselt aufgefunden. 43. Dietmar Schönherr (Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion, Je später der Abend) hatte 1997 in „Tod im All" einen kurzen Gastauftritt – im Traum von Lena Odenthal als toter Science-Fiction-Autor, der sich in ein Alien verwandelt). 44. Auch Sängerin und DDR-Import Nina Hagen spielte in „Tod im All" (1997) mit und sang von Außerirdischen und Ufos – diese Szene wurde übrigens in der Karlsruher Disco „Unverschämt" gedreht. 45. Auch ein Teil der deutschen Fußball-Prominenz spielte 2011 in IM ABSEITS bei Lena Odenthal mit. Als Fußball-Funktionäre des fiktiven FC Eppstein traten der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger Nationalmannschaftsspieler Oliver Bierhoff und die begabte Fußballerin Steffi Jones im Ludwigshafener Tatort auf. 46. Ulrike Folkerts hatte als Lena Odenthal selbst einmal einen Gastauftritt im „Tatort". Als sie als Fan des Fußballvereins FC Freiburg in München weilte, konnte sie in „Kleine Diebe" (2000) einen Taschendieb im Stadion fangen, nach dem die Tatort-Kommissare Batic und Leitmayr vergeblich fahndeten. So gesehen hatte Lena Odenthal also schon 71 Auftritte im Tatort… 47. Team-Mitglieder von SWF3 hatte einigen Tatort-Auftritte in Ludwigshafen. So tauchte Anke Engelke als Radiomoderatorin in „Tod im All" auf. Auch die Moderations-Ikone Stefanie Tücking spielte in dieser Folge mit. Später spielte sie auch eine Kassiererin in „Offene Rechnung". Tückings Kollege von „FormelEins“, der Comedy-Star Ingolf Lück, war bei „Tod im All" mit dabei.

…und sonst

48. Das Autokennzeichen von Lena Odenthal im Tatort lautet stets „LU-FO 1405". Das „LU“ steht für Ludwigshafen, „FO“ ist eine Abkürzung für Ulrike Folkerts und 1405 steht für das Geburtsdatum (14. Mai) der Schauspielerin. 49. Was Horst Schimanski und Til Schweiger geschafft haben, war auch für Lena Odenthal vorgesehen. Die Ludwigshafener Kommissarin sollte 2001 nämlich auch mit einem Tatort – mit der Folge „Der Präsident" - ins Kino kommen. 50. Lena, so sagt Ulrike Folkerts über ihre Rolle, arbeite viel zu viel habe viel zu wenig Privatleben. Mehr als Jogging, Schwimmen oder die schwarze Katze sei da nicht. Ganz selten mal ein Mann. Oder einmal diese Frau, mit der sie aus Verlegenheit in „Fette Krieger" (2001) rumgeknutscht hat – weil sie sich vor der Polizei verstecken wollten, ausgerechnet.  entnommen: SWR

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