Pop Ärger schon vorab: Darf Belarus nicht zum Eurovision Song Contest?
Durch Lieder mehr – europäische – Gemeinschaft schaffen: Das ist ein Grundanliegen des Eurovision Song Contest (ESC). Politisches ist daher tabu, auch wenn in jüngster Zeit einige sozialkritische Titel beim Sangeswettstreit auffielen. Oder Musiker politisch Flagge zeigten, wie die Isländer Hatari, die beim ESC in Israel kurz die palästinensische Fahne schwenkten, was für Ärger sorgte. Nachdem der ESC 2020 ausfiel, steht nun ein teilnehmendes Land der diesjährigen Ausgabe im Mai in Rotterdam gar vor der Disqualifikation, weil es ein politisches Lied auswählte: Belarus.
Die Europäische Rundfunkunion (EBU) als Veranstalter lehnte den eingereichten Titel der Gruppe Galasy ZMesta ab: Die Band hat sich nicht nur in früheren Liedern über die Proteste gegen das Lukaschenko-Regime lustig gemacht, sondern im vom belarussischen Sender BTRC ohne Vorentscheid ausgesuchten Song „Ya Nauchu Tebya“ Zeilen komponiert wie: „Ich werde dir beibringen, nach der Melodie zu tanzen... Ich werde dir beibringen, der Linie zu folgen“. Sollte Belarus kein anderes Lied einreichen, werde es disqualifiziert, reagierte die EBU auf weltweite Kritik an dem regimetreuen Stück.
Die Regimegegner dürfen nicht mehr antreten
Im Vorjahr hätte das Duo VAL Belarus vertreten sollen. Es war nun nicht mehr nominiert worden – vermutlich, weil die Musiker kritisiert hatten, dass sie nur mit „genehmigten Medien“ sprechen und für den Staat auftreten sollten. VAL setzten sich zudem für die Proteste gegen Lukaschenko ein. Die Künstler hätten „kein Gewissen“, hatte der Sender BTRC über VAL geurteilt.
Feministisches aus Russland
Ungleich weltoffener scheint es dagegen bei der Bestimmung des russischen ESC-Beitrags zugegangen zu sein: Die Tadschikin Manizha gilt als Feministin. Sie hatte sich auch für Geflüchtete stark gemacht und sich mit Lesben und Schwulen in Russland solidarisiert. Ihr ESC-Titel: „Russian Woman“.