Männerwelten Wunderbare Welt: Wahre Dreckschweine

Im Harz gibt es schon eigenwillige Bräuche.
Im Harz gibt es schon eigenwillige Bräuche.

Wenn die Bäume Knospen treiben, dann treibt es auch den Menschen nach draußen. Dann ist der Winter fehl am Platze, er muss weichen und ausgetrieben werden. Viele Kinder tun das auf ihre sanfte Art: Sie singen „Winter ade“ und zünden einen Schneemann aus Pappe an.

Echte Männer sind von derberer Art. In Hergisdorf im Harzvorland treiben die Burschen den Winter mit einem Dreckschweinfest aus – die seltsame Veranstaltung heißt wirklich so. Gefeiert wird zu Pfingsten und – weil Schönes ja nicht enden soll – am folgenden Wochenende auch.

Der dramaturgische Höhepunkt des Festes ist an Pfingstmontag. Der Winter wird durch Dreckschweine symbolisiert, der Sommer durch Läufer, die in hellen Farben gekleidet sind. In ein Loch auf einer Lichtung, gefüllt mit Schlamm, stoßen sich die Dreckschweine gegenseitig hinein und suhlen sich, bis sie über und über mit Matsch bedeckt sind. Die Läufer bemühen sich. mit Peitschen die Dreckschweine aus dem Loch zu vertreiben. Haben sie die Ferkel am Ende verjagt, hat auch der Sommer den Winter besiegt. Die Natur kann sich wieder erholen.

Historisch belegt ist der Brauch seit 1620. Die DDR hatte das Volksfest für einige Jahre verboten, weil der Bierkonsum zu hoch war. Doch die schmutzigen Kerle konnte selbst der Arbeiter- und Bauernstaat nicht stoppen. Und Frauen, die jetzt die Nase rümpfen, seien daran erinnert: Im Harz tanzen auch die Hexen.

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