Ostseewelten Wunderbare Welt: Das Alte und das Neue

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Es war eine bizarre Begegnung, die sich in den vergangenen Wochen am Ostseestrand im vorpommerschen Zingst abspielte. Hier die Urlauber, die sich pandemiemüde in ihren Strandmuscheln verkrochen und ihre coronableiche Haut im Sand eingegraben von der Sonne brutzeln ließen. Dort die großformatigen Bilder von Menschen, die vor den Touristen an diesem Strand unterwegs waren – nicht zum Erholen oder zum Faulenzen, sondern um zu arbeiten: Männer mit wind- und wettergegerbten Gesichtern, für die die Ostsee Arbeitsplatz war.

Würdevoll sehen sie aus, die Küstenfischer von Zingst, Hauptfiguren der Kunstaktion „Die Letzten ihrer Zunft“. Der Titel ist Programm. Denn der traditionelle Berufsstand des Fischers verschwindet in der Bedeutungslosigkeit. Wirtschaftliche Zwänge, Überalterung, fehlender Nachwuchs, aber auch immer restriktivere Umweltauflagen haben daran ihren Anteil. Reduzierte Fangquoten sind ein Teil des Problems. Für die Fischer sind sie zu niedrig, aus wissenschaftlicher Sicht immer noch zu hoch. Die EU sucht einen Kompromiss. Ob er Mensch und Natur befriedigen kann?

Die Fotografen Franz Bischof und Jan Kuchenbecker jedenfalls haben mit ihren XXL-Porträts die deutschen Küstenfischer wenigstens für kurze Zeit dem Vergessen entrissen. Und vielleicht den Ostsee-Feriengästen ein Gefühl dafür vermittelt, wer für die Scholle, die Flunder oder den Hering auf ihrem Teller sorgt. Ohnehin mutet es seltsam an, dass in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Regionalität gepredigt wird, traditionelles Handwerk wie die Küstenfischerei vor dem Aus steht und ein Stück Kulturgeschichte verloren zu gehen droht.

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