Wunderbare Welt Sargkunst: Letzte Liegestatt in Lego
Als Ross Hall sich vor mehr als 15 Jahren mit seinem eigenen Testament befasste, hatte er eine Eingebung. „Da war ich mir plötzlich sicher, dass ich nicht in einer braunen Kiste begraben oder eingeäschert werden will, dafür war mein Leben zu besonders“, sagt der 64-Jährige. Die Idee für „Dying Art“ war geboren. Auf Deutsch etwa „Sterbe-Kunst“. Seither zimmert Halls Firma individuelle Särge, die auf die Vorlieben und Leidenschaften von Verstorbenen zugeschnitten sind. Träumte jemand vom Weltraum? Oder liebte Delfine? Oder erkundete gern die Unterwasserwelt?
Was auch immer einen Menschen im Leben ausmachte, gestalten Hall und sein Team für die letzte Reise. „Die Botschaft dahinter lautet: Lasst uns das Leben feiern, statt nur den Tod zu betrauern“, erzählt er.
Was waren die ausgefallensten Wünsche? Hall nennt einen Sarg aus riesigen Legosteinen, ein Segelboot, ein Feuerwehrauto und einen Sahne-Donut. „Der Herr hat sich ausdrücklich einen Sarg in Form dieser süßen Spezialität gewünscht, weil er sie nicht nur sehr gerne aß, sondern ein echter Donut-Connaisseur war.“ Aufwendig war auch der Bau des Segelbootes, bei dem nach der Trauerfeier Mast und Kiel mit einfachen Handgriffen abgebaut werden konnten.
Der Trend in Neuseeland gehe zur Einäscherung, so Hall. Deshalb bietet „Dying Art“ auch Urnen an, die den verbrannten Särgen nachempfunden sind. Im Fall des Lego-Sarges war dies etwa ein einfacher roter Legostein.
Viele Bestattungsunternehmer hätten anfangs verdutzt geschaut, als er ihnen seine Idee der Sterbe-Kunst unterbreitete. „Damals haben wir nur ein bis zwei Särge pro Jahr verkauft“, erinnert sich Hall. „Mittlerweile verkaufen wir 150 bis 200 Stück pro Jahr.“ Extrem beliebt seien Blumenmotive, erzählt er. Etwa Kletterrosen und Sonnenblumen. Tiere wie Hunde, Katzen, Schmetterlinge, endemische Vögel oder Tiger stehen ebenso im Prospekt wie Klaviere, Motorräder oder Golfplätze. Der Löschfahrzeug-Sarg eines Superintendenten der Feuerwehr hatte sogar Rollen, mit denen er zur Beerdigung gefahren statt getragen wurde.
Die personalisierten Särge zimmert Hall aus Passion und aus dem Gefühl heraus, Trauernden beim Abschied helfen zu wollen. „Deshalb versuchen wir auch, die Särge so günstig wie möglich anzubieten.“ Die Kunden danken es ihm – oft mit emotionalen Briefen und Bildern der Trauerfeier. Auf der Webseite wird ein Hinterbliebener mit den Worten zitiert: „Der Sarg war wunderschön und spiegelte perfekt ihr Leben und ihre Persönlichkeit wider.“