Hart am Rande Porno im britischen Parlament

Der Palast von Westminster: ein Hort des Sexismus?
Der Palast von Westminster: ein Hort des Sexismus?

Ein Abgeordneter im britischen Parlament war bei der Arbeit auf Porno-Internetseiten unterwegs. Nun ist er zurückgetreten, meldet die BBC.

Parlamentssitzungen sind mitunter langweilig. Da tut Abwechslung not. Peinlich wird es indes, wenn ein Abgeordneter zur Unterhaltung sein Handy zückt und Internetseiten aufruft, bei denen eben nicht vor Langeweile gestöhnt wird. Der konservative britische Volksvertreter Neil Parish hat das getan, und nun ist er laut BBC zurückgetreten.

Ausgerechnet im ehrwürdigen Londoner Westminster Palace hatte er bei einer Unterhaus-Debatte am Handy Pornoseiten geöffnet. Miterlebt hatte den Vorfall eine Kollegin. Der verheiratete Konservative, der vor seiner politischen Karriere Landwirt in Somerset war, versuchte noch am Freitag, sein Mandat zu retten, gab sich zerknirscht und zu Protokoll, ihm sei das „aus Versehen“ passiert.

Schon am Samstag aber musste Parish eingestehen, er habe das mit dem Handy sogar ein zweites Mal getan. „Absolut falsch“, erkannte er dann. Ja. Gut für ihn: Seine Frau gab sich verständnisvoll. Sie meinte: „Wäre man böse auf jeden Mann, der Porno angeschaut hat, gäbe es nicht viele Ehefrauen in der Welt.“

Serie von Vorwürfen sexueller Belästigung

Man mag ja zu Parishs Ehrenrettung zugeben, dass Unterhaus-Sitzungen nicht mehr denselben Spaßfaktor haben, seit der lustige John Bercow, der in den Brexit-Schlachten mit lauten Ordnungsrufen („Orrrrda“!) halbwegs für Disziplin sorgte, nicht mehr Speaker des Hohen Hauses ist. Aber leider ist Parishs Entgleisung längst nicht der einzige Vorfall im britischen Parlament, der einen Sittenverfall darstellt. In der abgelaufenen Woche wurde bekannt, dass drei Regierungsmitglieder und Dutzende weitere Abgeordnete wegen mutmaßlicher sexueller Belästigung an ein entsprechendes Aufsichtsgremium wurden.

Als das wäre das nicht genug, werden auch sexistische Gerüchte über eine Abgeordnete gestreut. Konservative Parlamentarier unterstellen der Vize-Chefin der oppositionellen Labour-Partei, Angela Rayner, sie würde dienstags bei der wöchentlichen Befragung des Premierministers Boris Johnson diesen abzulenken versuchen. Und zwar indem sie, ihm gegenübersitzend, gezielt ihre Beine übereinander schlage. Johnson (sicher kein Kind von Traurigkeit) sieht seine „Basic Instincts“ nicht in Wallung. Sagt er. „Orrrrda“ wäre wirklich geboten.

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