Ich sehe das ganz anders Online-Kolumne: Wir suchen einen SchattS

Der Kreativität sind beim Spiel mit den Schatten keine Grenzen gesetzt.
Der Kreativität sind beim Spiel mit den Schatten keine Grenzen gesetzt.

Raus dürfen wir nicht mehr – und rein auch nicht mehr.

Das heißt, drinnen im Internet werden nun die Datenströme gedrosselt. Das war absehbar. Und es ist ja auch gut so. Die Luft ist nun zwar sauberer, dafür betreiben wir mit allen möglichen und unmöglichen www-fähigen Geräten einen grenzenlosen Berg an Umweltmüll. Einen unsichtbaren. Wir verdatteln damit zu viel Energie. Das ist das Dilemma: Auf die Straße gehen, weil zu viel Plastik in den Meeren schwimmt – mit dem Handy in der Tasche, das uns unentwegt mit allem und jedem vernetzt und verbindet. Das ist ein Widerspruch in sich. Es ist nun einfach so: die Luft ist sauber, und sie steht uns auch zur Verfügung, so lange wir nicht mit mehr als zwei Personen gemeinsam draußen unterm Himmelsdach unterwegs sind. Aber auch hinter der Wohnungstür wird es nun ungemütlich. Den ganzen Tag im Homeoffice, den ganzen Tag via Laptop lernen und studieren – und dann zur Entspannung streamen und surfen und chatten, bis die ganzen Kisten glühen, ja auch das ist nun bad.

Schattenspiele als Spiel ohne Grenzen

Guter Rat ist günstig. Die gute alte Spielesammlung rauskramen, bei der schon seit vielen Jahren eines von den grünen Männchen fürs „Mensch ärgere dich nicht“ fehlt, das hatten wir ja schon. Malefiz, Dame, Mühle und so weiter sind längst wieder gespielt. Alle Dominosteine sind auch schon wieder schön der Reihe nach zu einem Steinebrei geworden. Ans Brett dem Opa gegenüber, um in die hohe Kunst des König-, Damen und Türme-Verschiebens zu lernen, ist ja aktuell eigentlich auch verboten. Aber zum Schach gibt es eine Alternative. Und zwar draußen an der frischen Luft spiele ich seit Tagen schon SchattS. Was das ist? SchattenSpiele. Die Hände halte ich mir über den Kopf – kennen wir ja alle schon: wirbleibenzuhause. Draußen daheim? Ja schon, denn einmal ums Quadrat oder den Block spaziert – das ist ja auch eine Art von Daheimbleiben. Die Zugspitze und die Strände von St. Peter Ording, die vielen normalerweise ja ein bis fünf Nummern zu klein sind, rücken plötzlich in weite Ferne. Also mache ich das Spazierengehen zum Spiel und forme morgens und abends mit meinem eigenen Schatten alles, was mir so einfällt. Das Dach, das sie im Fernsehen jetzt überall machen, ist ein schöner Anfang. Das Herz ist eigentlich auch voll einfach. Am besten die Kinder vormachen lassen, denn für sie ist die Welt – Ausgehbeschränkungen hin oder hin – sowieso ein großer Spielplatz. Man muss sie nur lassen. Da kommen die lustigsten Dinge raus. So lange das Wetter so gut bleibt, ist es ein Spiel ohne Grenzen.

Also, Stecker raus und schnell vor die Tür, es wird Abend und die Schatten laden wieder zur SchattSsuche ein. Wer macht mit?

Die Autorin

Christine Kamm (54) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ.

Die Kolumne

Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne „Ich sehe das ganz anders“ über die großen und kleinen Überraschungen sowie Absurditäten des Alltags. Hier finden Sie alle anderen Kolumnen.

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