Ich sehe das ganz anders! Online-Kolumne: An Tagen wie diesen

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Tage wie diese sind eine neue Erfahrung. In dem Moment, in dem wir einen Sicherheits-Abstand zueinander einnehmen müssen, kommen wir uns näher. Das Telefon klingelt wieder öfters. Wie geht es Dir? Wie geht es Euch? Die Fragen sind lange nicht mehr so oft gestellt worden.

Christine Kamm
Christine Kamm

An Tagen wie diesen bahnen wir uns keine Wege mehr durch Menschenmengen. Und es geht auch nicht mehr zu den Rheinterrassen. Über die Brücke bis hin zu der Musik, wo alles laut ist … Das Lied der Toten Hosen passt eigentlich ganz gut zum Frühjahr. Doch macht es aktuell keinen Sinn. Allerhöchstens die Version von Heino. Das hat dann zumindest was Komisches.

Vielleicht hören es die, die nun mit Kopfhörern auf den Ohren draußen joggen und einkaufen gehen. Damit sich wenigstens beim Musikhören alles anfühlt wie immer. Doch unter vielen herrscht, Abstand hin oder her, eine ganz neue Solidarität und Hilfsbereitschaft. Die Nachbarn fragen sich gegenseitig, wer Hilfe braucht. Der Kaffee, das Brot, die Zeitung wird gerne mitgebracht. Und beim Einkaufen oder an den Geldautomaten hält sich jeder an den gebotenen Abstand. Egal, wie lange die Schlange auch sein mag.

Es haben sich alle fast über Nacht eingerichtet in dem neuen Leben. Dass die bis an den Anschlag arbeitenden Ärzte, Pfleger und Schwestern alles tun, was sie können, honoriert jeder. Wohl wissend, dass es auch in Deutschland Grenzen des Machbaren gibt. Deshalb ist es für fast alle eine Selbstverständlichkeit, sich der außergewöhnlichen Situation zu stellen. Wir bleiben zuhause.

Die Frage ist, was es mit uns machen wird, wenn aus Tagen wie diesen Monate oder gar Jahre werden. Eins ist klar. Für sehr viele Selbstständige, für das Hotel- und Gastgewerbe, für kleinere Unternehmen, Künstler und Musiker wird es sehr schnell um die Existenz gehen, wenn wir für längere Zeit im aktuellen Modus vivendi bleiben (müssen). Das Signal der Bundesregierung, schnell und unbürokratisch helfen zu wollen, ist angekommen. Aber die meisten sagen, dass es ihnen leider nicht reichen wird, müssen sie mehr als drei Monate ohne Einkünfte auskommen. Da wird sich die Solidaritätsfrage nochmal ganz anders stellen.

Apropos Solidarität. Vielleicht sollten wir einen Corona-Soli einführen. Wie singt Roland Kaiser doch: „Es brennt noch Licht am Horizont.“ Auch an Tagen wie diesen.

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