Hart am Rand Grundstücke: Das Geschenk
Ottenstein ist ein 1200-Seelen-Dorf im niedersächsischen Landkreis Holzminden. Es liegt im idyllischen Weserbergland, das kein Notstandsgebiet ist. Die Weser schlängelt sich durch Wiesen und Felder, die Rattenfängerstadt Hameln ist nicht weit. Ein Sehnsuchtsort für Leser der „Landlust“ könnte Ottenstein sein, aber: „Wikipedia“ bezeichnet das Dorf als „Flecken“, und damit ist das Problem schon benannt.
Weil zu viele junge Ottensteiner über Hameln hinaus fuhren und die Auffahrt zur A2 als Tor zur weiten Welt begriffen, kam Gemeindedirektor Manfred Weiner vor fünf Jahren auf die Idee, Äcker als Bauland zu verschenken. Einzige Bedingung: Die Bauherren durften nicht älter als 40 Jahre sein. Der Plan ging auf: Alle zehn Grundstücke sind weg, fünf Häuser fertig, zwei Bauanträge liegen vor, drei Familien wollen kommendes Jahr die Fundamente legen. Sieben neue Kinder bevölkern Kita und Schule (wenn nicht gerade Lockdown ist).
An die 1000 Anfragen waren in Ottenstein wegen der geschenkten Grundstücke eingetrudelt. Doch zur Großstadt will man im Weserbergland ja nicht werden. Manfred Weiner genügt es vollauf, wenn sein kleines Dorf die Zukunft in die richtigen Bahnen lenkt.