Kolumnen Drohungen gegen Journalisten nehmen zu – aber die Redaktion stellt sich jeder Kritik

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Uwe Renners ist Stellvertretender Chefredakteur Digitales der RHEINPFALZ.

Neues aus der Redaktion: Die RHEINPFALZ-Redakteurinnen und -Redakteure haben nichts zu verbergen. Wir scheuen keine Diskussion über Kritik und suchen den Dialog.

Liebe Leserinnen und Leser der RHEINPFALZ!

Journalisten dürfen nicht zimperlich sein. Wenn unsere Redakteurinnen und Redakteure berichten, hagelt es mitunter Kritik. Die Vorwürfe sind vielfältig. Früher ging es darum, dass der eine Verein zehn Zeilen im Bericht mehr bekommen hat als der eigene oder das Bild kleiner dargestellt wurde als bei einer ähnlichen Veranstaltung im Nachbarort. In der Politik fühlte sich der Bürgermeister in der Berichterstattung unterrepräsentiert und die Opposition sah ihre Meinung zu wenig dargestellt. Die Folge: Redaktion und Betroffene redeten miteinander, stellten ihre Standpunkte dar und gingen fast immer so auseinander, dass vernünftig weitergearbeitet werden konnte. Mit den sozialen Medien kam eine weitere Form hinzu. Dort wird die Redaktion von einigen wenigen beschimpft, mit übelsten Beleidigungen überzogen, und eine Diskussion in den Kommentarspalten ist von den Kommentatoren gar nicht gewollt. Sie möchten einfach nur ihre Weltanschauung als die einzig richtige präsentieren und sind an einem Diskurs überhaupt nicht interessiert. Auch damit haben wir gelernt umzugehen. Wir löschen solche Kommentare und sperren Nutzer, die an einer sachlichen Diskussion kein Interesse haben. Mit Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit hat dies übrigens nichts zu tun. Die Menschen dürfen ja weiterhin ihre Meinung in den sozialen Netzwerken kundtun. Sie können eine eigene Facebook-Seite erstellen oder ein fünfstündiges Video mit ihrer Meinung bei Youtube hochladen. Nur bei uns, da dürfen sie es nicht. So, wie sie auch keine fünf Minuten in der Tagesschau oder bei Anne Will bekommen, um ihre Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Hassparolen nach Kandeler Mord

In den vergangenen Monaten hat sich in rechten Kreisen eine weitere Form etabliert, wie mit Journalisten umgegangen wird. Hassparolen und unterschwellige Bedrohungen gegen Journalisten gehören dort zum guten Ton. Auch gegenüber Mitarbeitern der RHEINPFALZ. Immer so, dass strafrechtlich keine Handhabe ist, die Kollegen dadurch aber eingeschüchtert werden sollen. Bestes Beispiel: die Akteure rund um das „Frauenbündnis“ in Kandel. Auf ihren Kanälen beim Messengerdienst Telegram können sie sich ungefiltert auslassen und immer wieder erklären, warum der deutsche Staat angeblich in allen Bereichen versagt. Während bei Facebook zumindest ab und zu rassistische und volksverhetzende Seiten gesperrt werden, ist bei Telegram fast alles möglich. „Das wird ein Fest, wenn wir auch der Rheinpfalz-Lügenpresse das Ende bereitet haben“, heißt es dort zum Beispiel. Kurz nach dem Mord am Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni auf der Veranda seines Hauses bekommt unser Lokalchef in Landau den Hinweis, mit ihm wolle man sich auch gerne mal auf der Terrasse treffen. Im Zuge einer NPD-Demo in Hannover gegen Journalisten heißt es im Kandel-Umfeld: „Auch in Kandel, Landau und Umgebung merken wir uns die Namen und Gesichter.“ Der Organisator des „Frauenbündnisses“, Marco Kurz, stellt sich auch gerne mit einer Tasse aufs Bild, auf der steht: „Lächle, du kannst sie nicht alle töten.“ Unsere Redaktionen lassen sich davon nicht einschüchtern, ein komisches Gefühl aber bleibt und die Frage, wie man damit umgeht. Die Landesregierung hat mit ihrer Aktion „Verfolgen und Löschen“ das Thema Hass im Internet erkannt, die Möglichkeiten sind begrenzt. Bisher mussten deutsche Journalisten keine Angst haben, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Mittlerweile stellt sich die Frage, was getan werden muss, damit dies auch so bleibt.

Miteinander reden!

Wichtig ist, dass Journalisten und Bürger im Dialog bleiben, über ihre Arbeit sprechen und deutlich machen, dass die Bundeskanzlerin nicht in der Redaktion anruft, um zu sagen, was geschrieben werden soll (ich hatte einen Leser, der wirklich davon überzeugt war). Wir als RHEINPFALZ versuchen, auch mit Kolumnen wie dieser, Transparenz zu schaffen und unsere Arbeit zu erklären. Haben Sie keine Hemmungen und reden Sie mit unseren Redakteurinnen und Redakteuren. Wir haben nichts zu verbergen. Ihr Uwe Renners, Stv. RHEINPFALZ-Chefredakteur Digital

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