Wechsel in der Chefredaktion Der Geduldige und der Tausendsassa

Andreas Bahner (links) und Wolfgang Kreilinger.
Andreas Bahner (links) und Wolfgang Kreilinger.

Der stellvertretende Chefredakteur Andreas Bahner geht in Ruhestand. Seinen Posten übernimmt Wolfgang Kreilinger.

Liebe Leserinnen und Leser,
Oberbürgermeister wollte Andreas Bahner nicht werden. Seine Absage an Spitzenämter in Partei und Kommune, die er zweifellos mühelos hätte erreichen können, steht schließlich schon in seinem Lebensmotto. Das heißt: „Wer sich selbst beherrscht, ist besser als einer, der Städte gewinnt!“ (Die Bibel, Sprüche 16,31).

Da blieb ihm ja nichts anderes, als Journalist zu werden – und zwar entschlossen und zügig: Studium der Volkswirtschaftslehre in Heidelberg und der Betriebswirtschaftslehre in Berlin. Schon während des Diplomstudiums arbeitete er journalistisch für die „Rhein-Neckar-Zeitung“, beim „Süddeutschen Rundfunk“ und bei anderen Medien. Mit dem Diplom in der Tasche kam er zur RHEINPFALZ. Aus dem Volontär wurde 1989 ein Redakteur, der die Wirtschaftsberichterstattung in der Südpfalz aufbaute.

„Schickst du ihn vorne raus, kommt er hinten wieder rein“

Im Herbst 1992 folgte der große Sprung nach Mainz, in die landespolitische Redaktion der RHEINPFALZ. Das war sein Metier: Mit Wissensdurst, Akribie, Durchhaltevermögen und Mut wurde er zum geschätzten wie gefürchteten Landeskorrespondenten. Kurt Beck, damals Ministerpräsident, sagte mal anerkennend über ihn: „Schickst du ihn vorne raus, kommt er hinten wieder rein.“

Logische Folge war, dass Andreas Bahner 1999 in die Berliner Hauptstadt-Redaktion unserer Zeitung wechselte. Dort beobachtete er den „Bild-Bams-und-Glotze“-Kanzler Gerhard Schröder, den staatstragenden Revoluzzer Joschka Fischer und die von beiden unterschätze, aufstrebende Angela Merkel – und natürlich viele und vieles andere mehr.

2004 holte ich Andreas Bahner an meine Seite als stellvertretenden Chefredakteur, zuständig vor allem für die Lokalausgaben der RHEINPFALZ. Vor ihm ein Berg von Arbeit: Reformieren, Kritisieren, Sparen, Motivieren, Konferieren. Etat- und Honorarsystem, Texterfassung, die Aufgaben der Assistentinnen, Redaktionssystem, Layout, Lesermarktforschung, Blattkritik, Mitarbeitergespräche – kaum ein Stein blieb auf dem anderen.

„Ein Geduldiger ist besser als ein Starker“

Und dann kam, als eine der größten Herausforderungen in diesen zwei Jahrzehnten, die Digitalstrategie des Verlages. Die gedruckte Zeitung blieb ein Standbein der RHEINPFALZ. Das andere wurden ihre digitalen redaktionellen Angebote: rheinpfalz.de, E-Paper, App, Pfalzticker, Liveticker, Videos, Newsletter, Podcast ...

„Ein Geduldiger ist besser als ein Starker“ – so beginnt der oben zitierte Bibelspruch 16,32. Gut, dass Andreas Bahner nicht Bürgermeister geworden ist, sondern stattdessen das Spitzenamt des stellvertretenden Chefredakteurs der RHEINPFALZ fast 19 Jahre lang ausgeübt hat. Denn seine Geduld hat maßgeblich geholfen, all die Veränderungen zu bewältigen. Seine Beharrlichkeit, seine Moderation und Schlichtung, sein kontrolliertes Temperament, seine Neugier, seine Ideen, seine Kritik, seine Loyalität und seine Selbstkritik waren oft das notwendige Korrektiv in einer Chefredaktion, die gerne mal zum Stürmen und Drängen neigte.

Tausendsassa des Lokaljournalismus

Nun folgt auf Andreas Bahner Wolfgang Kreilinger als einer der stellvertretenden Chefredakteure der RHEINPFALZ. Ich habe ihn mal als Tausendsassa des Lokaljournalismus beschrieben. Nach seinem Volontariat bei uns war er seit 1994 Sportredakteur in Kaiserslautern, dann berichtete er von Zweibrücken aus über das Saarland und die Wirtschaft in der Westpfalz. 2008 wurde er unser stellvertretender Redaktionsleiter in Pirmasens. 2013 wurde er Chef der Redaktion in Neustadt. Seit 2019 baute er in Kaiserslautern einen Produktionsdesk mit auf und zum Jahresbeginn 2022 übernahm er die Leitung unserer Redaktion in Kusel.

Seine Leidenschaft für den Lokaljournalismus und die Fülle seiner Erfahrung prädestinieren Wolfgang Kreilinger für seine neue Aufgabe. Er ist ein überzeugter Kaiserslauterer, Westpfälzer und Pfälzer. In Lautern ist er 1964 geboren. Dort lebt er mit seiner Frau und dort sind die drei Kinder aufgewachsen. Der diplomierte Volkswirt schreibt gerne über Kommunal-, und Wirtschaftspolitik. Aber er hat auch Auge und Ohr für menschelnde Geschichten, ungewöhnliche Schicksale, Lokalkolorit und Heimatgeschichte. Bei allem, was er anpackt, ist er ein Reformer. Die Chance, die im Digitalen für den Lokaljournalismus liegt, hat er früh erkannt.

Auch an dieser Stelle rufe ich Andreas Bahner ein großes, herzliches Dankeschön zu und Wolfgang Kreilinger ein kräftiges Glückauf.

Herzliche Grüße

Ihr Michael Garthe

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