KURZREISE Raderlebnisse im „blauen Land“ bei Murnau am Staffelsee

Im Freilichtmuseum Glentleiten bei Murnau: oberschlächtige Mühle.
Im Freilichtmuseum Glentleiten bei Murnau: oberschlächtige Mühle.

Murnau „riecht“ nach Kunst. Das Blaue Land zog vor hundert Jahren zahlreiche Künstler an, die bis heute ihre Spuren hinterlassen haben. Kandinsky, Münter und andere sind ein guter Grund für eine Reise an den Fuß der Alpen: Anziehungspunkte für Kunstliebhaber aus nah und fern. Freilich: Auch wer nicht ganz zu den Liebhabern alter Expressionisten zählt, ist in und um Murnau bestens aufgehoben. Denn genau das, was die Künstler anzog, sprich die Landschaft, die Wassily Kandinsky wegen ihrer vorherrschenden Lichtstimmung „Blaues Land“ nannte, ist ein Paradies für Radtouristen. Es sind elf sehr abwechslungsreiche Routen, die allein von den örtlichen Touristikern in Murnau ausgearbeitet wurden.

385 Radrouten durch die Region

Da ist für fast jeden das Richtige dabei. Und falls nicht – insgesamt durchziehen derzeit 385 Radrouten die Region „Das Blaue Land“, von der gemütlichen Tour über anspruchsvolle Mountainbike-Routen bis hin zu Angeboten für Rennradler. Auch für den gemächlicheren Murnau-Urlauber findet sich das Richtige. Zum Beispiel: die Staffelsee-Panoramaroute auf bestens ausgebauten Pfaden mit herrlichen Ausblicken ins Land. Gemütlich radelt sich’s durch die Moorlandschaft, durch das Naturschutzgebiet des Murnauer Mooses. Am Horizont grüßen die Gebirgszüge der Alpen mit Zugspitze und Genossen.

Höhepunkte am Wegesrand

Es gibt zwei Möglichkeiten, von Murnau aus auf den Rundweg zu starten. Zwar wird vor allem der Weg nach Osten in Richtung Bad Kohlgrub empfohlen, doch der Start nordwärts nach Uffing hat viel für sich. Da warten am Ende noch zwei richtige Höhepunkte. Aber schon Richtung Uffing begleitet die Radler mancher malerische Blick auf den Staffelsee. In Bad Bayersoien – man hat fast die Hälfte geschafft – verlockt ein kleiner Park mit etlichen Sonnenuhren zu einer Rast. Schon erstaunlich, was unter den geschickten Händen von Steinmetz Karl Kunert alles entstanden ist: Globus, Sonnenspinne, Hauklotz – manches hat man so noch nie gesehen. Handwerkliches Können und astronomisches Wissen des Meisters begeistern.

Kulinarische Einkehr

Frisch gestärkt rollt der Radler nun Richtung Bad Kohlgrub. Nur einen Kilometer später geht vom Radweg ein kleiner Stichweg nach links den Hügel hinauf. Diesen kleinen Abstecher sollte man sich gönnen. Ihn belohnt ein fantastischer Blick über den Staffelsee. Nach Kohlgrub geht es in langer Abfahrt. Im Ort muss man etwas aufpassen, hat man aber den richtigen Weg gefunden, steht dem letzten Abschnitt der Seerunde nichts mehr im Weg. Entlang von Lindenbach und Ramsach ist man mitten im Murnauer Moos unterwegs. Schon bald taucht auf einem Hügel am Rand des Mooses das Ramsachkircherl auf: ein Muss für jeden Radler. Die Geschichte des hübschen kleinen Gotteshauses reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Keineswegs zu verachten ist das „Ähndl“, ein traditionsreiches Gasthaus am Fuße der Kirche. Geführt von Thilo Bischoff, passt es gut zur kirchlichen Nachbarschaft. Hier wird Typisches auf den Tisch gebracht, und der Blick übers Moos ist inklusive. Mehr über die Geschichte des Mooses, seine Fauna und Flora erfährt man kurz bevor es zurück nach Murnau geht: Im Info-Stadl, einer biologischen Station, wird man klüger.

Geschichtsstunde auf zwei Rädern

„Wissensgewinn“ ist auch bei einer anderen Radtour garantiert. Im Freilichtmuseum Glentleiten wurden über 60 historische Gebäude zusammengetragen und perfekt in die Landschaft eingefügt. Sie geben Auskunft über das Alltagsleben der Menschen in Oberbayern vor über hundert Jahren, erzählen, wie sie einst arbeiteten und lebten. In der für damalige Zeiten typischen Kulturlandschaft gibt es aber nicht nur die Gebäude zu erkunden, sondern alles wird harmonisch umgeben von Gärten, kleinen Wäldchen, Weiden und Wiesen. Alte Nutztierrassen bevölkern das Gelände, historische Obst- und Gemüsesorten komplettieren das Besuchserlebnis. Regelmäßige Vorführungen traditioneller Berufe präsentieren heute fast Vergessenes. Da kann man dem Seiler oder dem Wagner ebenso über die Schulter schauen wie dem Wetzsteinmacher. Glanzlichter sind das Mühlental und für Kinder die Waldkugelbahn. Reichlich Zeit sollte man also einplanen. Bevor es dann auf zwei Rädern zurück nach Murnau geht, bietet sich ein Besuch in der Wirtschaft mit Brauerei an. Damit wird es eine runde Sache.

Sehenswert: Pfarrkirche St. Nikolaus, erbaut 1717 bis 1727. Die Altäre entstammen dem 18., die Deckenfresken dem späten 19. Jahr
Sehenswert: Pfarrkirche St. Nikolaus, erbaut 1717 bis 1727. Die Altäre entstammen dem 18., die Deckenfresken dem späten 19. Jahrhundert.
Hübsch gelegen: Ramsachkircherl „Ähndl“.
Hübsch gelegen: Ramsachkircherl »Ähndl«.
Im Freilichtmuseum: Küche.
Im Freilichtmuseum: Küche.
In Kirmesau: Sonnenuhrenpark.
In Kirmesau: Sonnenuhrenpark.
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