Rheinpfalz Aus Liebe zur Literatur: »Der Buchladen der Florence Green«
„Reine, hemmungslose Pornographie“, die „Hauptfigur ist ein perverser Kerl“: Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“, in dem ein 40-jähriger Literaturprofessor eine Zwölfjährige zu seiner Geliebten macht, löste Mitte der 1950er-Jahre einen Sturm der Entrüstung aus.
Einem regelrechten Skandal kommt es gleich, als das obszöne Werk in den Regalen des Buchladens von Florence Queen in dem prüden englischen Küstenstädtchen Hardborough steht. Emily Mortimer schlüpft in Isabel Coixets („Elegy“) „Der Buchladen der Florence Queen“ in die Rolle der gleichnamigen progressiven Witwe mit Leidenschaft zur Literatur.
Rührende Literaturhommage
Das Drama über Florence Green, die Ende der 1950er-Jahre nach dem Tod ihres Mannes einen Buchladen eröffnet, basiert auf dem viel gelobten Roman „Der Buchladen“ von Penelope Fitzgerald. Die englische Autorin (1916-2000) arbeitete selbst einige Jahre in einer Buchhandlung und wusste um die erzkonservativen Denkansätze, die zu dieser Zeit im ländlichen England vorherrschten. Sinnbild der engstirnigen Kleinstädter ist die einflussreiche Violet Gamart (Patricia Clarkson), die aus Florences Geschäft viel lieber eine Kunstgalerie machen würde und das Literaturprojekt – leider erfolgreich – torpediert. Einzig im zurückgezogen lebenden Bücherfreund Edmund Brundish (Bill Nighy) findet Florence einen Unterstützer, der jedoch bald ans Ende seiner Kräfte kommt.
Herausragendes Spiel der Darstellerinnen und Darsteller
In melancholischen und stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen präsentiert Coixet ihr Setting. Dort wo es dem Plot und den Dialogen manchmal etwas an Herz fehlt, füllen die Darsteller, allen voran Emily Mortimer und Bill Nighy, mit ihrem laut Kritik herausragenden Spiel die Geschichte mit Leben. Leseratten dürften Gefallen an den literarischen Gesprächen und Anspielungen finden. Alle anderen können sich auf unterschwellige Gesellschaftskritik mit einem Hauch Romantik freuen.
Info
»Der Buchladen der Florence Green«: mit Emily Mortimer, Bill Nighy, Patricia Clarkson, Regie: Isabel Coixet, GB/E/D 2017, 108 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Kinostart: 9. Mai.
