Rheinpfalz Wie der deutschsprachige Kinonachwuchs auf die Welt blickt

Im Spielfilm-Wettbewerb: „Electric Girl“.
Im Spielfilm-Wettbewerb: »Electric Girl«.

Einen Blick in die Zukunft des deutschsprachigen Kinos werfen lässt sich vom 14. bis 20. Januar in Saarbrücken.

Zum 40. Mal rückt das Festival Max-Ophüls-Preis in mehreren Innenstadtkinos das Schaffen junger Filmemacher in den Blick. Dem allgemeinen Publikum bietet es einen konzentrierten Überblick, wie er sonst kaum zu haben ist, den Filmschaffenden enorme Karriere-Chancen: denn die Profis der Branche sind auch da – mancher Film hat in den letzten 40 Jahren von Saarbrücken aus seinen Weg in die Kinosäle der Republik gestartet.

Wichtigstes Nachwuchsfestival

Im Hauptwettbewerb um den mit 36.000 Euro datierten Max-Ophüls-Preis – zugelassen sind erste, zweite und dritte Langfilme ab etwa einer Stunde Länge junger Regisseure – treten 16 Spielfilme gegeneinander an. Die Thematik ist sehr unterschiedlich: Hannes Baumgartner erzählt in seinem Debüt, ausgehend von einer wahren Begebenheit, die Bewusstseinsspaltung eines Spitzensportlers. In „Electric Girl“ von Ziska Riemann taucht eine junge Schauspielerin, die eine Anime-Superheldin synchronisiert, immer tiefer in diese gezeichnete Welt ein, um ihrem eigenen Leben zu entkommen. „Endzeit“ von Carolina Hellsgård spielt zu Zeiten, in denen Zombies die Erde besetzt haben. In „Das letzte Land“ von Marcel Barion setzen sich zwei Männer in einem kleinen, alten Raumschiff von einem öd gewordenen Planeten ab, und selbst hinter dem scheinbaren Liebesidyll „A Gschicht über d’Lieb“ von Peter Evers lauern Ächtung und Totschlag. „Der Geburtstag“ von Carlos A. Morelli hingegen führt mitten ins wirkliche Familienleben: Die erste Geburtstagsfeier des gemeinsamen Sohnes nach der Trennung von seiner Frau wird für Matthias zur Reifeprüfung. Andersartige Akzente setzt Sudabeh Mortezai: „Joy“ spielt im Teufelskreis von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung.

Vielfalt an Themen und Erzählformen

Während es sich bei diesen Langfilmen – sämtlich in Ur- oder Erstaufführung – meist um Fernseh-(Co-)Produktionen handelt, sind die mittellangen und kurzen Filme vor allem an Filmhochschulen realisiert worden. Vielfältig sind auch hier die Themen und Erzählformen. Vierter Wettbewerbsbereich ist der Sektor Dokumentarfilm – hier reicht das Themenspektrum von der Berliner Volksbühne in der Ära Frank Castorf über junge Bundestagskandidaten bis zum kolumbianischen Bergvolk der Arhuacos und Familienproblematiken. Eröffnungsfilm (Mo 14.1., 19.30 Uhr, Cinestar) ist „Das Ende der Wahrheit“ von Philipp Leinemann – über einen von Ronald Zehrfeld gespielten Zentralasien-Experten beim Bundesnachrichtendienst und seine Beziehung zu einer Journalistin. Die Schauspielerin und Produzentin Iris Berben, seit 2010 Präsidentin der Deutschen Filmakademie, wird für ihre Verdienste um den deutschen Filmnachwuchs mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet: Sie sei immer wieder für eine starke Kinokultur und soziale Gerechtigkeit eingetreten.


Info

40. Filmfestival Max-Ophüls-Preis, Mo-So 14.-20.1., Saarbrücken, verschiedene Stätten. Film- und Begleitprogramm: https://ffmop.de. 

Dokumentarisch: „Rote Erde, weißer Schnee“.
Dokumentarisch: »Rote Erde, weißer Schnee«.
Bekommt den Ehrenpreis: Iris Berben.
Bekommt den Ehrenpreis: Iris Berben.
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