Rheinpfalz Stratege der Irritation: Victor Vasarely in Frankfurt

Ich-Zersplitterung: Selbstbildnis, 1944.
Ich-Zersplitterung: Selbstbildnis, 1944.

Beim Namen Vasarely denkt jeder sofort an bunte Geometrie, die das Auge narrt.

An Formen, die sich zur scheinbar in den Raum ragenden Kugel ballen, an vermeintlich vibrierende, Dynamik und Dreidimensionalität vortäuschende Farbspiele, die in Wahrheit lediglich zweidimensional und statisch sind. Dass Victor Vasarely, ehe er in den 1960er-Jahren solche Op-Art erfand, durchaus auch andere Stile durchprobierte, dass seine wohlkalkulierte Kunst der irritierenden optischen Effekte in diversen Spielarten der Klassischen Moderne wurzelt, wird zurzeit im Frankfurter Städel evident. Dort nämlich zeigt man – 100 Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen machen’s möglich – den ganzen Vasarely. Also auch die figürlichen Gemälde der 1930er- und 1940er-Jahre. Damals malte der 1906 geborene Ungar, der seit 1930 in Paris lebte und sein Geld zunächst als Werbegrafiker verdiente, zum Beispiel eine Art Bauhaus-Ballett mit stilisierten Körpern à la Oskar Schlemmer: die „Étude homme en mouvement“ (1943). Oder er zersplitterte, im Selbstporträt von 1944, das eigene Konterfei, als sei der Spiegel, in den er dabei blickt, vielfach gesprungen – Kubismus und Futurismus lassen grüßen. Dabei ist das, was den 1997 verstorbenen Künstler auch in späteren Jahren umtrieb, in diesen Frühwerken bereits angelegt: nämlich zum einen die Lust an verwirrender Optik, zum anderen der Drang, auf der Bildfläche die Illusion von Bewegung zu erzeugen.


Info

Victor Vasarely: Im Labyrinth der Moderne – bis 19.1., Frankfurt, Städelmuseum, Schaumainkai 63, geöffnet: Di, Mi, Sa, So 10-18 Uhr, Do, Fr 10-21 Uhr; Katalog: 39,90 Euro; www.staedelmuseum.de.

Typische Op-Art: „Chet-Pyr“, 1970/71.
Typische Op-Art: »Chet-Pyr«, 1970/71.
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