Betze-Geflüster Vor Aufregung den Ball ins Aus gekickt

Bewegender Moment für Alexander Esswein: Mit 17 Jahren wurde er im Zweitligaspiel in Köln eingewechselt, stand 27 Minuten für de
Bewegender Moment für Alexander Esswein: Mit 17 Jahren wurde er im Zweitligaspiel in Köln eingewechselt, stand 27 Minuten für den 1. FC Kaiserslautern auf dem Platz. Es war sein Profidebüt.

Für Alexander Esswein geht am Freitag ein Traum in Erfüllung, den er hat, seit er ein kleiner Junge war. Er darf im Fritz-Walter-Stadion auflaufen, in dem Stadion, in dem er früher Balljunge war, für dessen Verein er in der Jugend kickte und bei dem er sein Bundesligadebüt feierte. Wenn er auch jetzt das Trikot des SV Sandhausen trägt.

Den 17. Dezember 2007 wird Alexander Esswein wohl nie vergessen. Er saß beim Auswärtsspiel des FCK in Köln auf der Bank, das Rhein-Energie-Stadion war mit 46.000 Zuschauern gefüllt. Und er sollte eingewechselt werden. Er war 17, spielte in der U19 des 1. FC Kaiserslautern und durfte das erste Mal für die Profis in der Zweiten Liga ran. Es waren noch 30 Minuten zu spielen, die Kölner führten mit 3:2. Was dann passierte, hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt: „Ich kriege den Ball, will ihn annehmen, habe den Fuß ein bisschen hoch – und der Ball geht einfach ins Aus. Das hat gut widergespiegelt, wie nervös ich war. Wir haben das Spiel verloren, aber es war ein Riesenerlebnis und für ein erstes Profispiel was Außergewöhnliches.“

Esswein war zu dem Zeitpunkt „in der Jugend ganz gut unterwegs“, wie er sagt. Er war Juniorennationalspieler, hatte immer wieder Einsätze für die deutschen Nachwuchsteams und freute sich, als ihm der Trainer der Profis, Kjetil Rekdal, in Köln das Vertrauen schenkte.

Sechs Jahre beim FCK

Sechs Jahre trug er das Trikot der Roten Teufel. „Es war eine sehr schöne Zeit“, erzählt er. Natürlich hatte er sich als er zum ersten Mal auf den Fröhnerhof gekommen war, die ein oder andere Frotzelei anhören müssen, weil er zuerst bei Waldhof Mannheim gespielt hatte. „Da bin aber nicht ich schuld, sondern mein Vater, weil der mich da hingebracht hat“, schiebt er schnell hinterher.

Alexander Esswein ist in Worms geboren, wuchs, bis er zwölf Jahre alt war, in Kleinkarlbach in der Nähe von Bad Dürkheim auf, zog dann um nach Bobenheim-Roxheim in der Nähe von Frankenthal, „wo Danny Blum herkommt. Mit dem hatte ich Fahrdienst.“ Dimitrij Nazarov, der jetzt in Aue spielt, war auch dabei. Kevin Trapp trainierte später mit ihm bei den Profis. „Ohne diese Zeit hätte ich nicht die Laufbahn, die ich hatte, gemacht“, sagt Esswein heute.

Nur der FCK

Wenn er über den FCK spricht, klingt es auch heute noch so, als würden ihn der Verein und die Atmosphäre dort faszinieren. „Es gab nur den Verein. Das wurde mir von meinem Vater und meinem Umfeld eingegeben, dass man Kaiserslauternfan ist. Da gab es nichts anderes“, gibt Esswein zu. Er spielte damals mit dem A-Jugend-Bundesligateam auf Platz vier, dem damaligen Trainingsplatz der Profis, mit denen er auch ein paarmal mittrainieren durfte. Er schaute immer mal wieder rüber zum Stadion, das hinter dem Platz aufragt. Einmal durfte er tatsächlich auf dem Betze spielen, aber nicht vor vollem Haus, sondern bei einem Freundschaftsspiel. Sonst war er auf der Tribüne oder stand am Spielfeldrand. Esswein war Balljunge, als Halil Altintop beim FCK spielte und ahnte damals nicht, dass er den noch einmal wieder treffen sollte: „Später habe ich mit Halil Altintop in Augsburg gespielt.“

Für den früheren Balljungen ging es schnell steil bergauf. Er reiste schon zu Lauterer Zeiten mit der Juniorennationalmannschaft in die unterschiedlichsten Länder. „Das war für mich eine Riesenehre, für mein Land ein internationales Spiel auszutragen“, sagt er heute. Als er in der U19 für den FCK spielte, rief Felix Magath an. Esswein traf sich mit ihm. „Der hat eine besondere Aura und er hat mich in seinen Bann gezogen“, beschreibt er, was in dem Gespräch passierte. Danach war ihm sofort klar, dass er nach Wolfsburg wechseln wird, „raus aus dem familiären Umfeld, was anderes sehen“.

Ein großer Schritt

„Im Nachhinein bereue ich keinen einzigen Schritt und würde es genauso wieder machen“, sagt Esswein, gibt aber auch zu, dass der Schritt groß war. „Das erste Jahr auf eigenen Beinen zu stehen, eine eigene Wohnung zu haben, die Wäsche zu waschen. Das ist eine Riesenumstellung, aber man lernt viel draus. Man wird selbstständiger, man entwickelt sich weiter. Da war das zu dem Zeitpunkt für mich der richtige Schritt.“

Für den Neu-Wolfsburger war die erste Saison gleich aufregend. Er durfte spielen, mit dem VfL die Meisterschaft feiern. „Das war ein Riesending, so dass meine Familie und mein Umfeld gesagt haben, jetzt könnte ich eigentlich aufhören, Was will ich noch erreichen?“ Er spielte noch ein Jahr in Wolfsburg, pendelte zwischen Amateurmannschaft und Profis. Dann kam die Anfrage aus Dresden. Er spielte bei Dynamo, erlebte den Aufstieg von der Dritten in die Zweite Liga. „Das war der Dosenöffner ins richtige Bundesligaumfeld“, meint Esswein. Er bekam Anfragen, wechselte zum 1. FC Nürnberg. Inzwischen hat er beim FC Augsburg, bei Hertha BSC Berlin und beim VfB Stuttgart gespielt, dann wieder bei der Hertha und war 2020 drei Monate lang vereinslos.

Wieder zuhause

„Das war eine ungewohnte Situation, dass man ablösefrei war. Dann kam noch Corona dazu. Da war ich schon 30 Jahre alt. Dann kam die Anfrage aus Sandhausen.“ Alexander Esswein musste nicht lange überlegen: „Ich komme aus der Ecke, meine Familie hat mich über einen sehr langen Zeitraum sehr wenig gesehen. Da war für mich klar, dass ich diesen Schritt machen will.“ Inzwischen ist der ehemalige Lauterer 32, hat zwei Kinder, mit denen seine Eltern und Schwiegereltern „auch gern Zeit verbringen wollen“. Er wohnt in Mannheim, seine Freunde wohnen in der Ecke Mannheim-Frankenthal. Esswein ist ein Familienmensch und realistisch: „Ich werde im März 33. Man weiß nie, wie lange das gehen kann.“

Er genießt deswegen einfach alles und wird das ganz besonders am Freitag im Fritz-Walter-Stadion tun. „Vielleicht kucke ich mal zu den Balljungen und kriege dann Flashbacks, wie es damals für mich war.“

An dieser Stelle finden Sie ein Video via GlomexSport.

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