Meinung Winterferien: Die Freude ob der Zerstückelung des Schuljahrs

Elternvertreter sind zufrieden mit den neuen Ferien. Dass diese den Stresslevel in der Schule erhöhen statt senken dürften, sehen sie nicht.

Endlich hat auch Rheinland-Pfalz, was Bayern, Berlin, das Saarland und viele andere schon lange haben: Winterferien. Urlaubsmathematisch geschickt den freien Fasnacht-Tagen vorangestellt, unterteilen fünf schulfreie Ferientage nun den anstrengenden Unterricht zwischen Weihnachtsferien und Osterferien in zwei Blöcke: sieben Schulwochen zwischen Weihnachts- und Winterferien, sechseinhalb Schulwochen zwischen Winter- und Osterferien. Das sei pädagogisch sinnvoll, sagt das Bildungsministerium. Lehrerverbände sehen das anders. Indes, die Schule hat noch nicht wieder begonnen, da zeigen sich die Elternvertreter schon zufrieden: keine Beschwerden bisher eingegangen. Das überrascht nicht wirklich. Die nicht skifahrenden Eltern, die lieber im Warmen Urlaub machen wollen, machen sich anscheinend lieber in den sozialen Medien Luft, als die E-Mail-Adresse der Landeselternvertretung ausfindig zu machen. Und auch für die Eltern, die jetzt bereits im Februar mit der Betreuungsfrage zu kämpfen haben, ist der Weg übers Netz zeitsparender als die Nachricht an die Landeselternvertretung.

Zeitfenster für Tests und Klassenarbeiten dürften kleiner werden

Die neben Urlaubs- und Betreuungsproblemen nicht ganz unwichtige Frage, wie sich der zusätzliche Ferienblock auf die Arbeitsorganisation in der Schule auswirken wird, lässt sich außerdem noch gar nicht bewerten: Werden sich die Klassenarbeiten und Leistungskontrollen noch stärker als ohnehin schon auf bestimmte Wochen vor den Ferien verdichten? Mehr als eine Klassenarbeit am Tag oder drei Klassenarbeiten in einer Kalenderwoche dürfen ja ohnehin nicht geschrieben werden, sagt die Schulordnung. Trotzdem muss der Stoff erst einmal erarbeitet, nach einem Ferienblock zusätzlich noch wiederholt werden – nicht nur im vierstündig unterrichteten Hauptfach, auch im einstündig unterrichteten Nebenfach. Die Zeitfenster für Leistungskontrollen dürften also kleiner werden. Und die Anzahl der Hausaufgabenüberprüfungen, Referate und anderen Leistungen pro Tag und Woche wird nicht beschränkt. Mehr Stress für Schüler wie Lehrer scheint also gar nicht so abwegig. Sollte es so kommen, werden die Winterferien aber bestimmt schon wieder vergessen sein: Dann lässt es sich auf den sozialen Medien sicherlich ganz hervorragend über die unfähigen Lehrer lästern, die ja einfach nur nicht in der Lage sind, die Leistungskontrollen ordentlich aufs Schuljahr zu verteilen.

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