Sport Wie in einem Taubenschlag

Immer wieder ein Erlebnis: Pressegespräche in den Mannschaftshotels. Momentaufnahmen. Fünf große Schweden kommen aus dem kleinen Fahrstuhl, falsches Stockwerk, Kommando zurück. Fünf große Schweden drücken sich wieder rein in den kleinen Fahrstuhl. Norwegens Coach Christian Berge ist mutterseelenallein in einem Zimmer an einem Schreibtisch – und macht was? Die Tür steht offen, so geheimnisvoll kann es also nicht sein. Ein mazedonischer Spieler lümmelt am Eingang mit Badelatschen auf einer Couch und widmet sich seinem Smartphone. Bob Hanning und Silvio Heinevetter plaudern an der Café-Bar mit dem Serben Petar Nenadic, (mittlerweile) Ex-Spieler der Füchse Berlin. Eure Durchlaucht Veselin Vujovic läuft durch die Lobby und hat prompt eine Schar slowenischer Reporter um sich. Trainer-Fürst Veselin Vujovic war der Sportsfreund, der sich nach dem Schlusspfiff im Tor vor Siebenmeterschütze Tobias Reichmann aufbäumte. Mazedoniens Superstar Kiril Lazarov gibt ganz konzentriert ein Einzelinterview. Alles ist so herrlich unkompliziert. Es geht zu wie in einem Taubenschlag. Zumal an diesem Tag noch der Abreisetag und Bettenwechsel ist, Busfahrer Koffer durch die Lobby schieben. Und im zweiten Stock des Hotels Panorama absolvieren die deutschen Spieler ihre Einheit. Die Termine dauern eine Stunde und laufen immer nach Schema F ab. Präsident Andreas Michelmann schaut nach dem rechten. Vor den Reportern sitzen und geben Auskunft: Trainer Christian Prokop und DHB-Vize Bob Hanning. Hanning spricht meistens ausführlicher. Danach wird die Ordnung aufgehoben. Bis 22 Uhr am Abend zuvor müssen die Reporter bei Pressesprecher Tim Oliver Kalle ihre Interviewwünsche abgeben. Und wenn 16 Spieler gewünscht werden, kommen eben 16 Spieler. Man spricht miteinander: am Stehpult, am Tisch, mitten auf dem Stockwerk. Die Spieler können auf ihrem Handy zur Not nachschauen, wer wann wo auf sie wartet. Die TV-Anstalten haben ihre eigenen Ecken. Natürlich sind die Wünsche der Journalisten ein Spiegelbild der Partie vom vorangegangen Abend. Ein Beispiel: Zu Beginn der EM waren die eher noch unbekannten Leipziger Maximilian Janke und Bastian Roschek gefragte Gesprächspartner. Nach seinem Comeback stand Finn Lemke im Mittelpunkt. Er nahm sich viel Zeit. Das Hotel LifeClass Terme Sveti Martin ist wesentlich weiträumiger als das Teamhotel in Zagreb. Die Abläufe sind aber identisch. Alle Teams der Hauptgruppe II sind hier untergebracht. Man grüßt sich, man findet sich. Ganz schnell hat Silvio Heinevetter seinen alten Kameraden Iker Romero aus Spanien entdeckt.

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