Meinung Wegwerfen ist billiger als spenden

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Jeden Monat hängt bei Modeketten wie H&M eine neue Kollektion im Schaufenster. Was der Kunde nicht will, wird zum Teil verbrannt.

H&M soll Kleidung verbrannt haben. Die Empörung ist groß. Dabei ist das eigentliche Problem das deutsche Steuerrecht.

Die Zahl übersteigt die Vorstellungskraft: 3.700.000.000 Euro. Klamotten in diesem Wert hatte die schwedische Modekette H&M diesen Sommer weltweit in ihren Lagern liegen. Dies entspricht etwa 740 Millionen T-Shirts, die bei dem Billiglabel schon für rund fünf Euro das Stück zu haben sind.

Sachspenden sind steuerpflichtig

Nun wurde bekannt, dass der Modehändler einen Teil seiner Ladenhüter vernichtet haben soll. H&M steckt schon länger in der Krise, die jungen Kunden laufen in Scharen zur Konkurrenz. Seit Jahren stehen die Schweden in der Kritik, weil sie Kleidung verbrennen. Und auch diesmal schlägt die Welle der Empörung hoch: Es gebe schließlich genug bedürftige Menschen auf der Welt, die sich über etwas zum Anziehen freuen würden, klagen Kritiker. Aber ganz so einfach ist das leider nicht: Denn wenn sich ein Verkauf nicht mehr lohnt, ist die Entsorgung meist die günstigste Variante. Und das liegt hier in Deutschland auch am Steuerrecht. Sachspenden werden wie ein Umsatz bewertet, für den das Unternehmen dann eben Umsatzsteuer zahlen muss. Wird ein Produkt hingegen vernichtet, gilt es als wertlos – es fällt keine Umsatzsteuer an. Zwar gibt es mittlerweile Ausnahmen, etwa bei Verpackungsfehlern, aber im großen Ganzen überlegen es sich Firmen dreimal, bevor sie etwas spenden. Neben H&M-Klamotten landen etwa auch Amazon-Retouren regelmäßig auf dem Müll.

Politik und Kunden gefragt

Die britische Luxusmarke Burberry gab hingegen kürzlich bekannt, künftig keine Produkte mehr zu verbrennen. Das Traditionsunternehmen war zuvor in die Kritik geraten, weil nicht-verkaufte Kleidung und Parfums im Wert von umgerechnet 32 Millionen Euro zerstört wurden. Burberry will nun stärker darauf setzen, Kleidung zu reparieren oder zu recyceln. Das macht Sinn bei einem Luxuslabel, dessen T-Shirts bereits 130 Euro aufwärts kosten. Solange die meisten Fashion Victims aber nicht bereit sind, mehr als ein paar Euro für ein Oberteil hinzulegen, werden Ladenhüter von den Billig-Modeketten weiterhin verbrannt werden. Neben den Modekonzernen sind eben auch die Politik und die Kunden gefragt.

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