Kultur Südpfalz Vitales Musizieren

Zur Eröffnung des Palatinischen Frühlings im Haus des Gastes in Bad Bergzabern lud die Gesellschaft der Musikfreunde am Sonntag zwei hoch talentierte Nachwuchsmusiker ein. Die 1989 in Litauen geborene Pianistin Gryta Tatoryté und der aus Mannheim stammende, zwanzigjährige Cellist Julian Bachmann begeisterten mit exzellenten Darbietungen anspruchsvoller Werke aus drei Jahrhunderten.

Beide Musiker gewannen zahlreiche Preise bei renommierten Wettbewerben und studieren neben ihrer regen Konzerttätigkeit an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Der Martin-Ostertag-Schüler Julian Bachmann und die in der Klavierklasse von Peter Eicher studierende Gryta Tatoryté ergänzten sich zu einem einzigartigen Kammermusikduo, das mit technischen Fertigkeiten ebenso prunkt wie mit musikalischem Gestalten. Stets bedacht auf harmonischen Wohlklang setzt es, jegliche Dominanz vermeidend, dynamische Akzente und verleiht mit Leidenschaft und ausgeprägtem Formbewusstsein den Werken plastische Klanglichkeit, gediegene Dramatik und höchste Expressivität. Makelloses, elegantes Klavierspiel bot Gryta Tatoryté bereits beim ersten Programmpunkt mit der Wiedergabe der Sonate für Klavier F-Dur KV 332 von Mozart. Der von lieblichen Melodien geprägte erste Satz lebte von brillanter Tongebung und der Hervorkehrung kleinster Details. Der unaufdringlich dargebotene zweite Satz bestach durch seine intensive Kantabilität. Effektvolle Kontraste setzte sie in dem virtuos aufgefrischten Finale. Kontraste waren auch wichtige Gestaltungsmittel bei der Darbietung der Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll op. 5 Nr. 2 von Beethoven. Mit sehr viel Wärme entfaltete Julian Bachmann die tiefen Töne der langsamen Einleitung des ersten Satzes. Die weit ausladenden Legatobögen gaben ihr fast schwermütige Züge. Klar geformt war jeder Cello-Ton im Allegro molto-Teil, der durch die Echos zwischen Cello und Klavier, den glasklaren Anschlag der Pianistin und das perfekte Zusammenspiel der beiden Musiker Transparenz und rasanten Schwung erhielt. Das vitale Musizieren fand seinen Höhepunkt in dem Rondo. Hier ließ der Cellist sein Instrument singen und die Pianistin ergänzte sein feinfühliges Spiel mit glanzvoll dahin perlenden Läufen und und rhythmischen Akzenten. Alle Tonlagen schöpfte Julian Bachmann im Pezzo capriccioso für Violoncello und Klavier op. 62 von Tschaikowski aus. Mit virtuoser Technik erklomm er die höchsten Höhen. Akribisch verband sich Gryta Tatoryté mit seinen musikalischen Eskapaden. Als hervorragend gestaltendes Team zeigte sich das Duo Bachmann/Tatoryté bei der Interpretation der Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll op. 40 von Schostakowitsch. Die Musiker setzten geradezu auf eine elektrisierende Spannung, verbunden mit einer ausgeklügelten, differenzierten Klanggestaltung. Die expressive, mal in großen Intervallen geführte, mal von folkloristischen Elementen geprägte Melodik, die herbe Harmonik, die vielen Steigerungen im Ausdruck, der häufige Klangfarben- und Stimmungswechsel, die warm aufblühenden, sich zu stürmischen Kaskaden steigernden Cellotöne und der umsichtig modellierte Klavierpart verliehen dem Werk pathetische Intensität. Die Zuhörer waren begeistert und erhielten als Zugabe die Vocalise von Rachmaninoff. (wgm)

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