Wissen Tipps für Yoga-Anfänger: So startest du richtig

Silke Sarasvati Jung, Inhaberin von Yoga Svaha in Ludwigshafen
Silke Sarasvati Jung, Inhaberin von Yoga Svaha in Ludwigshafen Foto: Christian Gaier

Es gibt ein unüberschaubares Angebot an Yoga-Arten. Wie findet man das passende für sich? Silke Sarasvati Jung leitet in Ludwigshafen das Institut Yoga Svaha. Sie erklärt die gängigsten Formen und wo man einen guten Lehrer findet.

Welche Form ist der perfekte Einstieg für Yoga?

Hatha-Yoga ist der perfekte Einstieg, weil du nicht ganz so schnell unterwegs bist wie bei Power Yoga oder Ashtanga Yoga oder ganz so lang haltend in den Asanas (Körperhaltungen) wie bei Yin Yoga bleiben musst. Es geht darum abzuschalten. Hatha Yoga ist die traditionelle Form von Yoga. Es sagt aber noch nichts darüber aus, wie der Unterricht aussieht, weil jeder Yoga-Lehrer seinen eigenen Stil und Schwerpunkt hat. Es lohnt sich, ein wenig auszuprobieren.

Was ist Kundalini Yoga?

Bei Kundalini Yoga gibt es Sets – kleine Sequenzen. Der Yoga-Lehrer hält sich an diese Sequenz. Wie der Lehrer diese kombiniert und welche Thematik er als Schwerpunkt setzt, ist ihm überlassen. Kundalini hat so genannte Kriyas – Reinigungsübungen. Sie nennen es nicht Asana, weil sie gezielter darauf hin arbeiten das Energiesystem zu reinigen, um die Kundalini-Energie (die Kundalini-Schlange, die im Becken sitzt) zu befreien. Dahinter steckt also eine ganz andere Idee und Ausrichtung als beim Hatha Yoga.

Was ist Ashtanga Yoga?

Beim Ashtanga Yoga arbeitet man mit Serien. Hat man die Grundserie fertig, geht man über ins nächste Level. Eine Serie ist beendet, wenn man sie auswendig kann, die Schüler sicher darin sind, sich gut darin bewegen können, wenn man merkt hier sind jetzt Körper, Geist und Seele eine Einheit. Der Lehrer ist ganz klar an diese Serie gebunden.

Was macht man beim Vinyasa Power Yoga?

Vinyasa Power Yoga kommt aus dem Ashtanga Yoga. Daraus wurden einzelne Elemente entnommen, die vom Lehrer wieder variiert werden können.

Was macht man beim Yin Yoga?

Yin Yoga ist ideal, wenn man sich kaum bewegen und seine Ruhe haben möchte. Man bleibt drei bis fünf Minuten in einer Asana, richtet sich ein, benutzt dazu beispielsweise unzählige Kissen. Natürlich zieht diese Haltung auch und Yin Yoga kann herausfordernd sein, aber man kann auch jederzeit wieder aus der Haltung rausgehen.

Wann macht man Hormon Yoga?

Das macht man, wenn man ein spezielles Anliegen hat: bei Kinderwunsch, in den Wechseljahren, wenn die Periode unregelmäßig ist, wenn man aufgrund von hormonellen Schwankungen eine Depression hat. Dann kann es sinnvoll sein. Ins Hormon Yoga fließen viele Richtungen ein. Es enthält Elemente aus dem Hatha Yoga, aus Visualisierungsübungen, Energiearbeit, Kundalini Yoga, Pranayama (Atemübungen aus dem Yoga). Es hat keine meditativen Elemente. Hormon Yoga hat eine ganz feste Abfolge, die die Erfinderin Dinah Rodrigues bestimmt hat. Wenn man diese verinnerlicht hat, ist man in 20 bis 25 Minuten durch. Man muss es sechs bis acht Wochen lang jeden Tag machen. Man merkt schon nach ein paar Tagen, dass sich der Hormonspiegel auf ein optimales Level einpendelt. Der Unterschied ist schnell spürbar. Um das Niveau zu halten, ist es jedoch nötig jeden Tag zu üben. Später kann man sich eine Pause von ein bis zwei Tagen erlauben, aber länger nicht. Hormon Yoga ist keine Tablette, die man einwirft. Es ist eine Alternative für die Hormon-Ersatz-Therapie. Die Übungen macht man am besten morgens.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Yoga im Fitnessstudio und Yoga in einem Institut?

Man kann nicht pauschal sagen, dass das eine besser ist als das andere. Es kann sein, dass ein sehr gut ausgebildeter Yoga-Lehrer in einem Fitnessstudio ist. Es kann aber auch sein, dass er vom Fitnessstudio aus eine Trainerausbildung gemacht hat und an drei Wochenenden Yoga-Elemente gelernt hat, aber eigentlich vom tieferen Sinn des Yoga keine Ahnung hat. Das ist wie wenn man Ballett unterrichten würde als Fitness-Training. Das kann man machen, aber die Essenz und die Ästhetik des Balletts gehen vollkommen verloren. Und ganz wichtig: In einem Studio oder Institut sind die Klassen viel kleiner als in den meisten Fitnessstudios. Der Kontakt zum Yogalehrer ist bei uns natürlich persönlicher und der Unterricht besser an den einzelnen angepasst.

Ist Yoga im Fitnessstudio eher sportlich ausgerichtet?

Die Tendenz im Fitnesstudio ist eher sportlich orientiert, weniger mit philosophischem oder spirituellem Hintergrund. Wobei es auch dort solche Yoga-Lehrer gibt, die das reinbringen. Beim Vinyasa oder Ashtanga habe ich aber auch weniger philosophische oder spirituelle Impulse und trotzdem hat es seine Wirkung. Die Asanas wirken auch ohne zusätzliche Meditation und ohne zusätzliche Impulse. Es geht ja immer um die Wechselwirkung von Köper, Geist und Seele.

Welche Schwerpunkte können Yoga-Lehrer haben?

Bei uns ist es der yogatherapeutische Schwerpunkt. Das bedeutet, dass jeder kommen kann auch wenn man eine Knieverletzung oder einen Bandscheibenvorfall hat - oder schwanger ist. Unsere Yoga-Lehrer können die Übungen modifizieren. Im Yoga Svaha folgt man keiner Tradition. Es geht darum, wie man sich in der Haltung fühlt. Die Frage ist, wie fühlst du dich? Gib 80 Prozent, um dich langsam zu steigern. Wenn man einer anderen Tradition folgt wie beispielsweise einem Guru, dann kann es sein, dass eine konkrete Form vorgegeben wird. Es kann sein, dass der Guru dich in diese Stellung reinpusht. Das ist ein ganz anderer Ansatz. Des Weiteren gibt es Richtungen wie Sivananda Yoga, die mit einer bestimmten Abfolge arbeiten. Wenn andere Yoga-Lehrer merken, dass Anfänger im Kurs sind, variieren sie, aber sie variieren nur diese Abfolge. Es wiederholt sich immer und hat einen ganz festen Rahmen.

Woran erkenne ich, ob ein Yoga-Lehrer gut ausgebildet ist – Stichwort Zertifikate?

Ich halte von Zertifizierungen nichts, weil es niemand kontrolliert. Es gibt keine Instanz, die die Prüfung abnimmt. Für mich ist es Geldmacherei. Deshalb habe ich mich von externen Zertifikaten wie Berufsverbänden ferngehalten. Aber es gibt diese Berufsverbände wie beispielsweise den Verband deutscher Yoga-Lehrer. Das ist der älteste und größte. Es gibt auch internationale Berufsverbände. Ich finde es gut, dass es keine Zertifizierungen gibt. Ein Yogameister hat immer seinen Schülern das beigebracht, was für ihn das Wichtigste ist, womit er Erfolg hatte. Aber woran man merkt, dass jemand gut ist: Ich kann beispielsweise klar erkennen, dass jemand nur eine Wochenendausbildung gemacht hat, wenn er den Titel Yogatrainer trägt. Wenn auf der Website steht, dass er irgendwo auf Bali vier Wochen lang eine Yoga-Lehrer-Ausbildung gemacht hat, würde ich dort auch nicht hingehen, weil für einen Yogalehrer Persönlichkeit dazu gehört. Die kann in vier Wochen – selbst wenn ich das Wissen habe – nicht ausreifen.

Woran erkenne ich einen guten Yoga-Lehrer?

Ich würde schauen, dass der Yoga-Lehrer mindestens eine 200-Stunden-Ausbildung hat, die über mehrere Jahre gegangen ist. Noch besser wäre über 500 Unterrichtseinheiten. Dann weiß ich, dass es ein Yoga-Lehrer ist, der es ernstnimmt und sich vertiefend damit befasst hat.

Und deine persönliche Ausbildung?

Die habe ich vor zehn Jahren gemacht in einem Institut für ganzheitliche Gesundheitspädagogik in Bühl. Meine Grundausbildung ist schon yogatherapeutisch fundiert – also frei von einem Guru. Ich habe die 500-Stunden-Yoga-Lehrer-Ausbildung gemacht. Sie enthält auch Meditation, Kinder-Yoga-Lehrer, Klangmassage. Danach habe ich noch eine einjährige Ausbildung zum Tantra-Yoga-Lehrer absolviert.

Was macht man in der Yoga-Therapie?

Wir hier im Westen sitzen schon mal von kleinauf nicht auf dem Boden. Wir haben mit dem Sitz beim Yoga also schon andere Probleme als der Inder. Wir müssen uns den Körper des Westlers ganz anders anschauen als das traditionelle Yoga bei einem Inder. Ich glaube auch, dass es in Indien eher so ist, dass die Lehrer die Menschen zur Disziplin anhalten: Die Schüler sollen sich auf das Ziel fokussieren, über die eigenen Grenzen gehen. Das ist im Westen total unnötig. Wir sind so groß geworden, dass wir 180 Prozent geben müssen. Hier hole ich die Leute erstmal ab und sage: 80 Prozent reichen auch. Halte erstmal aus, dass du nicht perfekt bist in dem was du machst.

Zur Person

Silke Sarasvati Jung leitet seit 2016 in Ludwigshafen Yoga Svaha, das Institut für Yoga, Meditation und Yogalogisches Coaching. Kontakt: Rheinallee 1, 67061 Ludwigshafen, Telefon 0170/5647472, Mail: info@yoga-svaha.de

Silke Sarasvati Jung, Inhaberin von Yoga Svaha in Ludwigshafen
Silke Sarasvati Jung, Inhaberin von Yoga Svaha in Ludwigshafen Foto: Christian Gaier
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