Wissen Studie: Wertschätzung ungleich verteilt

Wertschätzung am Arbeitsplatz ist seltener als im privaten Umfeld. Das hat die Studie ebenfalls ergeben.
Wertschätzung am Arbeitsplatz ist seltener als im privaten Umfeld. Das hat die Studie ebenfalls ergeben. Foto: dpa/Uwe Umstätter

93 Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich in ihrem Alltag wertgeschätzt, Geringschätzung erfahren deutlich weniger. Trotzdem kennt jeder Zweite das unschöne Gefühl (52 Prozent). Die meisten Menschen erfahren Wertschätzung vor allem in der Familie und im Freundeskreis, wohingegen Erfahrungen der Geringschätzung eher in öffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel am Arbeitsplatz, gemacht werden.

Das hat eine Studie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ergeben. Die Soziologen Christian Schneickert, Jan Delhey und Leonie Steckermeier haben aber noch andere Erkenntnisse gewonnen. So fühlen sich Ostdeutsche und Westdeutsche im Alltag gleichermaßen wertgeschätzt, große Unterschiede bestehen aber nach Einkommen, Bildung und Erwerbsstatus.

Erwerbsstatus ist wichtig

So seien die Alltagserfahrungen der Wert- und Geringschätzung in Deutschland durchaus ungleich verteilt, aber eben nicht regional. Vielmehr macht die sogenannte Schichtposition den großen Unterschied: Je höher das Einkommen und die Bildung einer Person, desto besser fällt auch die Wertschätzungsbilanz aus. „Auch der Erwerbsstatus ist wichtig“, so Delhey weiter, „denn im Gegensatz zu Erwerbstätigen erfahren Arbeitslose weit weniger Wertschätzung und mehr Geringschätzung.“ Keinen Unterschied hingegen mache die regionale Herkunft: Ost- und Westdeutsche fühlen sich im Alltag gleichermaßen wert- und geringgeschätzt. Auch Menschen mit Migrationshintergrund unterschieden sich in ihrer Wertschätzungsbilanz nicht vom Rest der Bevölkerung.

„Wer sich für die ungleiche Verteilung von Wert- und Geringschätzung im alltäglichen gesellschaftlichen Miteinander interessiert, ist zumindest für Deutschland gut beraten, sich stärker der sozio-ökonomischen Ungleichheit zu widmen als der sozio-kulturellen Unterschiedlichkeit“, schlussfolgert Christian Schneickert.

Zufriedenheit mit Demokratie

Darüber hinaus haben die Forscher auch untersucht, welche Folgen Geringschätzung und Wertschätzung für die Betroffenen und die Gesellschaft haben. Dabei zeigt sich, dass die positiven und negativen Alltagserfahrungen nicht nur die persönliche Lebenszufriedenheit, sondern auch die Zufriedenheit mit der Demokratie deutlich beeinflussen.

Für die empirischen Analysen wurden Daten einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 3580 Personen in Deutschland im Jahr 2016 ausgewertet.

x