Rheinpfalz Sellemols war alles ganz annerscht

Deutlich kleiner, aber mutmaßlich sehr viel schmackhafter als das Original: Landauer Gaulsknoddel aus Schokolade.
Deutlich kleiner, aber mutmaßlich sehr viel schmackhafter als das Original: Landauer Gaulsknoddel aus Schokolade.

Das Pfälzische, ein Dialekt so vielfältig wie die Meinungen über ihn. Vor allem außerhalb der Pfalz als provinziell in Verruf geraten, gerät die Muttersprache der Pfälzer selbst in der Heimat zunehmend unter Druck. Doch dagegen stemmt sich Anna Köhr mit ihrem Lädchen Annas Landpartie in der Theaterstraße in Landau. Sie bietet regionale Produkte an – zum Beispiel Gaulsknoddel. Ein klarer Kontrapunkt zu vielen Speisekarten. Auf denen tauchen Speis und Trank immer öfter nur noch auf Hochdeutsch auf. Vielleicht aus Rücksicht auf auswärtige Gäste. Nachvollziehbar, aber trotzdem beschleicht eingefleischte Pfalzliebhaber beim Anblick von „Heute: Kartoffelsuppe und Zwetschgenkuchen“ leichtes Unbehagen. Natürlich kann man nach wie vor selbstbewusst „Grumbeersupp un Quetschekuche“ bestellen - sofern die Bedienung damit noch etwas anfangen kann. Sicher ist: Zu jeder Bewegung gibt es irgendwann auch eine Gegenbewegung. Ein Teil davon ist Anna Köhr mit ihrem Lädchen. Aber was hat es jetzt mit den Gaulsknoddel auf sich? Natürlich handelt es sich dabei nicht um Pferdeäpfel, sondern um „Schnäges“, um eine kleine, runde Schokopraline, die auch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Namensgeber hat. „Ich war schon skeptisch am Anfang, ob das funktioniert mit dem Pfälzischen, aber der Dialekt gehört ja zu unserer Region dazu“, meint die Inhaberin. „Natürlich haben wir viele Kunden, die keine Pfälzer sind. Die fragen dann einfach nach, und wenn ich es ihnen erkläre, sind sie meistens amüsiert.“ Auch die Kunden, die noch etwas mit dem Begriff anfangen können, freuen sich, wenn sie lesen. Wer es weniger rustikal mag, für den gibt es auch noch „Herzkersche“ oder „sellemols“, weitere süße Kreationen. Die pfälzischen Begriffe hat Köhr in einer Umfrage im sozialen Netzwerk Instagram ihren Kunden vorgestellt. Natürlich müssen jetzt nicht reihenweise Firmen in ganz Deutschland ihre Produkte in der jeweils gängigen Mundart benennen. Wichtig ist aber das Signal an Ladenbesitzer und Gastronomen, dass die Kundschaft nicht verhungert, wenn Produkte im Dialekt angepriesen werden. Im Gegenteil: Im Zweifelsfall wird einfach nachgefragt. Neugier und ein Lachen haben noch nie geschadet.

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