Sport Rhein-Neckar Löwen: Zwei ganz Große gehen

Handball: Wenn die Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch (20.30 Uhr) in der SAP-Arena auf die Eulen Ludwigshafen treffen, dann ist das Bundesliga-Derby auch der Abend der Abschiede. Knapp 9000 Karten waren gestern verkauft.

Die Chancen des Außenseiters, ein drittes Jahr hintereinander in der Handball-Bundesliga zu bleiben, sind nur noch hauchzart. Die Eulen müssen die Löwen und GWD Minden schlagen, Gummersbach und Bietigheim dürfen an diesem Spieltag nicht gewinnen und müssen beim „Finale“ gegeneinander unentschieden spielen. Dann könnten es die Eulen über die Tordifferenz schaffen. Aber daran glaubt niemand. Die Rhein-Neckar Löwen wollen ihrem scheidenden Trainer Nikolaj Jacobsen einen schönen Heim-Ausstand ermöglichen. Nach fünf Jahren bei den Löwen, in denen er mit dem Team sechs Titel holte, trainiert Jacobsen künftig nur noch die Auswahl Dänemarks. Für ihn kommt der Isländer Kristian Andresson. „Ich freue mich riesig auf den Abend. Es wird ein bisschen komisch sein. Aber wenn das Spiel läuft, ist es vorbei, dann geht es nur darum, Lösungen für meine Mannschaft zu finden und ihr zu helfen“, sagt der 47-Jährige.

Verabschiedung nach dem Bundesliga-Spiel

„Der Abschied von Nikolaj wird schwer“, glaubt Geschäftsführerin Jennifer Kettemann. Die Verabschiedung ist nach dem Bundesliga-Spiel, mit dem Trainer gehen auch Linksaußen-Legende Gudjon Valur Sigurdsson, im August 40 Jahre alt und dann für Paris St. Germain am Ball, Rechtsaußen Bogdan Radivojevic und der Halbrechte Vladan Lipovina. Nach der Niederlage bei den Füchsen Berlin werden die Löwen die Saison wohl auf dem vierten Platz abschließen. Das letzte Saisonspiel ist beim SC DhfK Leipzig. Jacobsen wiederholte am Sonntag nach der Niederlage in Berlin: „Wir wollen Dritter werden, aber ich bin nicht gekommen, um um Platz drei zu spielen.“ Bei den Eulen sind die Personalplanungen fast abgeschlossen. Geschäftsführerin Lisa Heßler bestätigte, dass der Verein kurz vor der Verpflichtung eines Torhüters steht. Unterdessen wird Jerome Müller bei den Eulen bleiben – bleiben müssen. Die TSV Hannover-Burgdorf wollte den rechten Rückraumspieler verpflichten. Nach dem vorzeitigen Abgang von Kai Häfner zur MT Melsungen suchen die Niedersachsen Ersatz. Der 21 Jahre alte Müller ist erfolgreichster Werfer bei den Eulen. Hannover gab ein Angebot ab, doch Heßler lehnte dieses ab. „Ich habe eine Verantwortung gegenüber der Mannschaft und dem Verein“, sagt sie. Mit anderen Worten: Die Ablösesumme für Müller war wohl zu niedrig, und die Eulen haben keinen adäquaten Ersatz in der Preisklasse Müllers gefunden. Ersatz scheinen die Eulen auch für Azat Valiullin suchen zu müssen. Der Russe wird – wie Müller – diese Saison aus Verletzungsgründen nicht mehr spielen. Valiullin hat Probleme mit dem Kahnbein, Müller mit der Schulter. „Mir liegt noch kein Angebot der Eulen vor“, sagte Valiullin. Heßler bestätigte das. Auch hier ist das Geld wieder maßgeblich. „Wir sind noch nicht in der Lage, Azat ein wertschätzendes Angebot abzugeben“, erklärt Heßler. Mit dem Abstieg verlieren die Eulen etwa 240.000 Euro an Fernsehgeld und eine stattliche Summe von Lotto Rheinland-Pfalz. Die staffeln ihr Sponsoring an die Ligazugehörigkeit. Dass die Eulen auch kommende Saison Bundesligist bleiben, ist also so gut wie ausgeschlossen. Die Löwen werden keine Schützenhilfe leisten. Auch wenn der unbedachte Querschläger von Gesellschafter Rudolf Heßler Richtung Löwen nach deren verlorenem Spiel in Gummersbach heute keine Rolle (mehr) spielt. Dazu ist das Verhältnis auf der Ebene der Chefinnen und der Trainer zu gut. Das Thema der Löwen ist: Nikolaj Jacobsen und sein Heimabschied.

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