Meinung Polizei-Messenger "poMMes": Absurde Abkürzung

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Warum sich die rheinland-pfälzische Polizei zwar über „poMMes“, nicht aber über „Schnitzel“ oder „Salat“ freuen darf.

Liebe Leserinnen und Leser, war das Christkind brav und hat sie reich beschenkt? Die rheinland-pfälzische Polizei erhielt bereits Ende November ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Smartphones für den Dienstgebrauch. Willkommen im 21. Jahrhundert! Auf diesen Wunderwerken der Technik befindet sich eine Anwendung, deren Abkürzung allein schon Maßstäbe setzt: „poMMes“ heißt der „Polizeilicher Multimedia-Messenger“ in Beamtensprech. Damit soll, so verkündete es Innenstaatssekretär Randolf Stich (SPD), jüngst im Innenausschuss des Landtags „eine direkte und vor allem sichere Kommunikation zwischen Dienststelle und Einsatzsachbearbeiter vor Ort erfolgen“. Wow! Und nicht nur das. Sogar der Datenschutz soll dabei gewährleistet sein. Krasse Sache!

Abkürzung als Stein der Weisen

Erwähnenswert zudem: „poMMes“ ist ein Eigenprodukt der rheinland-pfälzischen Polizei. Im Nachhinein drängt sich allerdings die Frage auf, was die Verantwortlichen wohl geritten hat, eine derart unfreiwillig absurde Abkürzung für das Programm zu wählen. Vor dem Auge des Beobachters tauchen da Bilder von Ministerialen auf, die mit Ärmelschonern auf ihre Schreibtische gestützt so lange über eine möglichst komplizierte Bezeichnung nachdenken, dass darüber nicht nur die Nacht hereinbricht, sondern auch der Schweiß in Strömen fließt. Irgendwann ruft dann wohl ein mit einer Zusatzzulage dotierter Beamte laut „Heureka“ und präsentiert nicht nur das Wortungetüm „Polizeilicher Multimedia-Messenger“, sondern gleich auch noch die mehr oder weniger gelungene Abkürzung als Stein der Weisen. Ob es auch andere Vorschläge gab, ist aus den gut isolierten Wänden des Innenministeriums leider nicht nach außen gedrungen. Denkbar wäre zum Beispiel: „Schnitzel“ gewesen, kurz für: „Super cooles hochtechnologisiertes neues intelligentes TeufelsZeug (für) EinsatzLagen“. Wollte jemand die Grünen in der Landesregierung beglücken, hätte er die Anwendung natürlich auch als „Salat“ titulieren können, kurz für: „Schönes außergewöhnlich langsam arbeitendes Teil“ – aber das hätte freilich nicht so toll geklungen, wie „poMMes“. Als Beobachter muss man neidlos gestehen: Da wurden Maßstäbe gesetzt. Auf solche Neologismen, also Wortneuschöpfungen, wären sämtliche Lyriker und Poeten im Land vermutlich nicht so schnell gekommen. Chapeau!

Heutige Technik für das Jahr 2021

Verschwiegen werden soll an dieser Stelle natürlich nicht, dass das Land bis 2021 insgesamt 7,5 Millionen Euro Steuergeld in die Hand nimmt, um die Polizei mit mobilen Endgeräten zu versorgen. Im – aus digitaler Sicht unendlich fernen – Jahr 2021 sollen dann 4800 Polizisten ihre Smartphones neben der Pistole und den Handschellen am Gürtel tragen können. Ob die heutige Technik in zwei Jahren wirklich noch auf dem neuesten Stand ist? Was bei den Überlegungen, die Polizisten mit Handys auszustatten, offenbar ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist der vielerorts mehr als mangelhafte Mobilfunkempfang in Rheinland-Pfalz. Als Autofahrer können wir nur hoffen, dass uns kein Unfall in bestimmten Teilen des Pfälzerwaldes, rund um den Donnersberg oder auf der A 6 auf der Höhe der Wildbrücke zwischen Enkenbach-Alsenborn und Wattenheim passiert. Denn dort sind mindestens genauso große Funklöcher, wie in weiten Teilen von Eifel, Hunsrück und Westerwald. Was nützt das modernste Dienst-Smartphone, wenn der mangelhafte Netzausbau jede Datenübertragung zunichte macht? Was soll’s, mögen sich die Beamten denken. Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich ja nicht ins Maul ... In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen guten Rutsch – und für das neue Jahr eine allseits ausreichende Netzabdeckung.

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