Rheinpfalz Pfälzer Wollnys

Toppen Deutschlands bekannteste TV-Großfamilie Wollny: (von unten links) Damian (7), Enkel Elias (6),Geraldin (9), Zoe (10), Enk
Toppen Deutschlands bekannteste TV-Großfamilie Wollny: (von unten links) Damian (7), Enkel Elias (6),Geraldin (9), Zoe (10), Enkel Ilay (9),Vivien (12), Janko (14), Mindy (15), Ann-Katrin (17), Enkelin Sophia (4 Monate), Dominic (27), Björn (23), Heinz und Carmen Spahl, Chantal (21) und Christina (29). Auf dem Foto nicht dabei sind Ludwig (27), Saskia (25) und Yvonn (19).

Die Spahls aus Bad Dürkheim sind eine schrecklich große Familie: Vater, Mutter und 14 Kinder. Damit sind die Pfälzer eine der kinderreichsten Familien Deutschlands. Ein Besuch.

Mama Carmen wäscht täglich sieben Maschinen Wäsche, im Laufe der Jahre hat sie mehr als 60.000 Windeln gewechselt und heute, am Muttertag, bekommt sie 14 Geschenke. Von jedem ihrer Kinder eins. Die 49-Jährige und ihr Mann Heinz haben neun Töchter und fünf Söhne, die Älteste ist 29 Jahre alt, der Jüngste sieben. Nach dem kleinen Damian war Schluss. Den Alltag mit noch einem Kind zu stemmen, hätte sie sich einfach nicht vorstellen können, meint Carmen Spahl. Ein Satz, den man hierzulande auch häufig von Eltern mit einem oder zwei Kindern zu hören bekommt. Um vier Uhr in der Früh klingelt bei den Spahls der Wecker. Wenige Minuten später steht die 14-fache Mutter in der Küche, in der rote Sterne fröhlich von den Schränken hinableuchten. Als Erstes werden die Vesperboxen für die Schulkinder gerichtet. Die Mutter schmiert Butterbrote, packt Obst und Gemüse aus dem eigenen Schrebergarten dazu. „Das mit dem Picknick muss laufen“, sagt sie. Deshalb überlasse sie den Kindern diese Aufgabe nur ungern. Um sechs Uhr wird der Nachwuchs geweckt – elf der 14 Kinder leben noch im Elternhaus. Geduscht wird im Schichtsystem, anders geht es bei drei Bädern für 13 Leute nicht.

15 wären doch zu anstrengend gewesen

Sind die Sprösslinge endlich aus dem Haus, macht sich die 49-Jährige an drei Tagen in der Woche auf zu ihrer Arbeit in einem Dürkheimer Hotel. Vater Heinz ist Rentner, zuvor hat er 44 Jahre lang bei der Albert-Frankenthal GmbH gearbeitet. Jetzt ist der 63-Jährige hauptberuflich Heimwerker, denn seit vergangenem Jahr haben die Spahls zusätzlich zu ihrem 85-Quadratmeter-Häuschen noch das Nachbarhaus gemietet. Die Renovierungsarbeiten sind fast abgeschlossen, bald können sich je zwei Kinder der Familie einen Raum teilen. Carmen Spahl ist die Erleichterung anzusehen, als sie die neuen Kinderzimmer präsentiert. Eins von ihnen werden sich die neunjährige Geraldin und ihre ein Jahr ältere Schwester Zoe teilen. An den Wänden hängen Bilder von Anna und Elsa aus dem Kinofilm „Die Eiskönigin“. Die Mädchen sind stolz auf ihr neues Reich. „Die Wände haben wir selbst gestrichen“, erzählt die zehnjährige Zoe. Für Carmen Spahl stand schon als kleines Mädchen fest, dass sie eine große Familie haben möchte. Die gebürtige Bad Kreuznacherin wuchs mit fünf Geschwistern auf. „Mama, wenn ich mal groß bin, möchte ich auch so viele Kinder haben wie du“, habe sie oft gesagt. Warum es dann am Ende 14 wurden, kann die Dürkheimerin selbst nicht so genau sagen. „Ich weiß nur, dass jedes von ihnen ein Wunschkind war“, meint sie. „Ohne meine 14 Kinder würde ich durchdrehen“, fügt sie hinzu. Ein Satz, der typisch ist für die 49-Jährige. Und der so gar nicht zu einer Gesellschaft passt, in der die Klagen überforderter Eltern tagtäglich lauter werden.

Kein klassisches Vater-Mutter-Kind-Schema

Carmen Spahl weiß, dass ihre Familie so gar nicht dem klassischen deutschen Vater-Mutter-Kind-Schema entspricht. Sie merkt es jeden Tag, wenn sie mit ihren Kindern unterwegs ist. Überall werde sie angestarrt, manchmal falle auch das Wort „asozial“. „Mein größter Wunsch ist, dass mich die Leute genauso ansehen wie sie andere Eltern anschauen“, meint sie. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum die Spahls im Gespräch immer wieder darauf hinweisen, dass sie dem Staat nie auf der Tasche gelegen haben. Die Familie lebt von der Rente des Vaters, dem Hoteljob sowie Kinder- und Wohngeld. Das Geld reicht eben so, um Miete, Essen und Anziehsachen für die Kinder zu bezahlen. Ein Familienurlaub hingegen ist nicht drin. „Im vergangenen Jahr waren wir mal alle zusammen einen Tag im Holiday Park“, erzählt Carmen Spahl. Das sei schön gewesen. „Ja, vor allem, weil wir alle beschäftigt waren, und du mal ein paar Stunden für dich hattest“, sagt ihre Tochter Chantal und lacht. Eigentlich habe sie aber auch gar nicht das Bedürfnis, mal auszuspannen, meint die 49-Jährige. Carmen Spahl hat trotz – oder wegen? – ihrer 14 Kinder etwas erreicht, wonach viele in unserer chronisch gestressten Gesellschaft streben: Sie ist ein Ausbund an Gelassenheit. Während Bücher zum Thema hierzulande wochenlang die Bestsellerlisten dominieren, hat die Dürkheimerin einen ganz einfachen Weg zur inneren Ruhe gefunden: Morgen ist ein neuer Tag, denke sie sich in den Momenten, wenn mal etwas gar nicht rund laufe. Zum Beispiel, wenn sie nachts mit einem Eimer von Kind zu Kind renne, weil die Kleinen alle Spuckerei haben.

Aufgabenverteilung heißt die Lösung

Manchmal wünsche er sich natürlich trotzdem, man könne sich in der Mitte durchschneiden, meint Heinz Spahl. Aber im Großen und Ganzen funktioniere die Aufgabenverteilung in der Familie gut. Die Kinder sind allein für ihre Zimmer verantwortlich, holen das Feuerholz für den Ofen und kehren abwechselnd den Weg vor dem Haus. Und das Zubereiten der Mahlzeiten lässt sich Carmen Spahl sowieso nicht aus der Hand nehmen. Die gelernte Hotelköchin stellt sich fast jeden Abend an den Herd, um für die Großfamilie ein warmes Abendessen zuzubereiten. Einen Wunsch wird Carmen Spahl wohl auch an diesem Muttertag nicht erfüllt bekommen: Eine Patenschaft des Bundespräsidenten für Kind Nr. 14. Roman Herzog übernahm 1999 die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind der Familie, die heute 19-jährige Yvonn. Als die Spahls 2010 erneut den Antrag für ihren Jüngsten Damian stellten, wurde dieser allerdings abgelehnt: Eine Patenschaft des Bundespräsidenten für ein „zweites“ siebtes Kind ist in Deutschland nicht vorgesehen.

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