Kolumnen Online-Kolumne: Ungleiche-Socken-Tage

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Seit wann sich das ungleiche Paar zusammengefunden hat, weiß ich nicht. Aber sie sind unzertrennlich. Morgens im trüben Licht, wenn es beim Anziehen ja doch irgendwie schnell gehen muss. Und wenn es nur deshalb ist, weil der Boden so kalt ist. Dann sind so was von schwuppdiwupp angezogen: der blaue und der schwarze Strumpf. Ich merke es erst gar nicht. Und wenn ich dann auf dem Sofarand sitze – oder dem Stuhl, der aber eigentlich etwas hoch ist dafür –, um die Schuhe anzuziehen, dann erst sehe ich das Malheur. Na, klasse, der Tag geht ja wieder gut los. Und viele Fragen gehen mir durch den Kopf. Ist das der Anfang vom Ende? Nein. Hatte ich nicht einen Plan? Ja, aber …

Socken-Verschwörung?

Ich hatte beim Waschen doch auf alle Fälle darauf achten wollen, die beiden rauszuangeln, zur Seite zu legen – und erst wieder in den Kreislauf aller Wäschestücke aufzunehmen, wenn mir ihre eigentlichen Pendants untergekommen sind. Aber denkste. Da sind sie wieder. Lachen sie mich etwa aus? Ich blicke vom einen zum anderen Fuß. Und fast kommt es mir so vor, als würden sie ein wenig grinsen. Oder sind das vielleicht die anderen beiden, die sich nur freuen, dass sie Teil eines Spiels geworden sind? Zwinkern die Vier sich vielleicht noch in ihrer Schublade fröhlich zu und verabreden sich zu ihrem immer gleichen Streich. Wollen sie mich verwirren? Zwillingen gleich, bei denen man, wenn man sie nicht so gut kennt, doch auch nie weiß: ist das nun die eine oder die andere, der eine oder andere?

Gegen ungleiche Socken hilft nur neue kaufen

Zum Glück ist Winter. Oder zumindest das, was wir noch so nennen. Denn nochmal an den Schrank und ein neues Paar rausholen, kommt für mich nicht in Frage. An den Ungleichen-Socken-Tagen werden ganz einfach Stiefel angezogen. Den Triumph gönne ich ihnen nicht, tagsüber irgendwann vielleicht auch noch angesprochen zu werden? So nach dem Motto: Wohl noch nicht so richtig wach gewesen heute Morgen? Meine noch viel größere Rache ist die, dass ich mir nun neue Socken gekauft habe. Die sind farblich und überhaupt alle so was von unterschiedlich, dass es mir im Zwielicht gar nicht mehr passieren kann, ungleiche Paare zusammenzustopfen. Das Spiel der blauen und schwarzen Strümpfe spiele ich aber noch ein bisschen mit. Wann halte ich schon mal kurz inne, um mir meine Füße anzuschauen? So gut wie nie. Dabei tragen sie mich mein ganzes Leben lang.

Die Autorin

Christine Kamm (54) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ.

Die Kolumne

Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne "Ich sehe das ganz anders" über die großen und kleinen Überraschungen sowie Absurditäten des Alltags.

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