Kolumnen Online-Kolumne: Lasst euch den Spaß am Essen nicht verderben!

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Essen genießen. Aber wie soll das heutzutage noch gelingen. Ernährungsexperten raten dies, Ernährungsexperten raten jenes. Studien belegen, dass wir am besten gar nichts mehr essen, weil alles hochkontaminiert, voller Plastikpartikel und Schwermetalle ist und überhaupt alles ganz schrecklich dick und doof macht. Hilfe!

Meine Oma lebt schon sehr lange nicht mehr. Aber wenn ich heute an sie zurückdenke: Sie erscheint vor meinem geistigen Auge mit einer blütenweißen Schürze um ihren Bauch. Und wo sehe ich sie? In ihrer Küche. Und was macht sie? Sie geht zur Speisekammer und holt diesen sauleckeren Rhabarberkuchen mit fett Baiser obendrauf raus. Und was machen wir? Wir stürzen uns auf den Kuchen. Enkel glücklich, Oma glücklich.

Junge Damen achten heute lieber auf den Zuckergehalt und verzichten auf leckeren Kuchen

Heute geht das nicht mehr. Oh, no! Der Rhabarber bleibt in der Zahnspange hängen. Außerdem essen die kleinen Damen (Oh, my god) doch nicht so viel Zucker. Sie achten auf ihre Linie. Und die Mini-Checker fragen, ob es nicht statt des Kuchens eine Dose Red Bull gibt. Kein Wunder, dass die älteren Semester alle auf Bus-Reisen sind, auf Kreuzfahrt oder in die Wälder flüchten. So hatten sie sich die Enkelscher nicht vorgestellt.

Zeit zum Kochen wird knapper, die Fertigware immer fertiger

Alle zusammen sind wir verwirrt. Die Zeit zum Kochen wird knapper. Deshalb steigt ja auch das Angebot an immer fertigerer Fertigware. Aber schon sind wir wieder beim Zucker, denn der ist da fast überall drin. Also doch die gute alte Schürze rauskramen und selbst kochen und sich an dem versuchen, was letztlich immer wieder empfohlen wird: eine ausgewogene Ernährung mit frischen Zutaten, am besten regional und in Bio-Qualität.

Stadt-Farm oder "Essbare Stadt" wäre doch flächendeckend was

Wer weiß, vielleicht holen wir in Zukunft unsere Kartoffeln und Gemüse wie manche Berliner neuerdings von einer Stadt-Farm. Eine solche gibt es in der Hauptstadt, um die Kosten für den Transport zu sparen. Und das ist ein Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. Speyer hat mit dem Konzept "Essbare Stadt" schon vor einigen Jahren angefangen und in der Altstadt Obstbäume für jedermann gepflanzt. In einem Land, in dem die Hälfte der Fläche für die Landwirtschaft genutzt wird, können das nur Tropfen auf einem heißen Stein sein. Aber warum nicht. Tomaten in der City sind besser als eine tote City. Hauptsache, wir lassen uns nicht den Spaß am Essen vermiesen.

Die Autorin

Christine Kamm (53) aus Ludwigshafen arbeitet seit 2012 im Sportressort der RHEINPFALZ.

Die Kolumne

Christine Kamm und Sigrid Sebald schreiben abwechselnd in der Online-Kolumne "Ich sehe das ganz anders" über die großen und kleinen Überraschungen sowie Absurditäten des Alltags.

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