Wissen Nils erklärt: Ein Bär mit Flügeln

Die signalroten Hinterflügel sollen Fressfeinde, vor allem Vögel, fernhalten.  Foto: Ladwig
Die signalroten Hinterflügel sollen Fressfeinde, vor allem Vögel, fernhalten.

Merkwürdige Namen gibt es! Zum Beispiel heißt dieser hübsche Schmetterling hier auf dem Bild „Russischer Bär“. Von Juli bis September kannst du ihn bei uns entdecken. Auf dem Foto nascht er gerade an den Blüten des Rainfarns. Ein Bär mit Flügeln, der Nektar saugt? Wie kommt das zarte Insekt denn bloß zu diesem Namen?

„Der Falter heißt so, weil er im Raupenstadium behaart ist“, erklärt Schmetterlingsexperte Michael Ochse aus Weisenheim am Berg. Eine Raupe ist die Larve eines Falters. Wenn sie ausgewachsen ist, formt sie sich zur Puppe um. Daraus schlüpft später der fertige Schmetterling.

Manche Raupen schützen sich mit einem Haarkleid vor Feinden. Wem schmecken schon Haare! Also rühren die meisten Vögel solche Raupen nicht an.

Als fertig entwickeltes Insekt hat der Russische Bär hübsche schwarze Vorderflügel mit weißlichen Streifen. Nun erinnert nichts mehr an ein Tier mit Zottelpelz. Aber auch der Falter versucht sich vor hungrigen Vögeln zu schützen.

Solange er auf einer Blüte sitzt, sieht man vor allem seine schwarz-hell gemusterten Vorderflügel. Dazwischen blitzen manchmal die roten Hinterflügel hervor. Doch sobald er auffliegt, werden sie ganz deutlich sichtbar. Wenn ein Vogel plötzlich die leuchtende Farbe sieht, ist das wie ein Signal: So ein Tier könnte schlecht schmecken oder sogar giftig sein. Das lässt man besser in Ruhe!

Aber warum wird der Schmetterling „russisch“ genannt? Dafür kennen auch Fachleute wie Michael Ochse keine Erklärung. Jedenfalls ist dieser Name schon ziemlich alt. Ungefähr so alt wie die zweite rätselhafte Bezeichnung des Falters, nämlich „Spanische Fahne“.

„Bis ins späte 18. Jahrhundert hat man den Namen Russischer Bär zurück verfolgt“, sagt Experte Ochse. „Aber mit Russland hat das Tier nichts weiter zu tun, es wurde da nicht entdeckt und kommt dort auch nicht besonders oft vor.“

Noch eine Merkwürdigkeit gibt es zu berichten: Obwohl der Russische Bär zu den sogenannten Nachtfaltern gehört, ist er nicht nur im Dunkeln unterwegs. Du kannst den bunten Schmetterling oft tagsüber sehen. „Auch die Einteilung in Tag- und Nachtfalter stammt aus früherer Zeit“, so die Auskunft von Michael Ochse. Man sollte sie nicht immer wörtlich nehmen, wie der Russische Bär zeigt.

x