Meinung Nicht den Falschen getroffen

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Wurde zum Weltfußballer des Jahres gewählt: Luka Modric.

Im Weltfußball spielt die Musik in Europa. Hier zelebrieren die Besten der Welt ihre Künste am und mit dem Ball. Deshalb ist der Kreis möglicher Kandidaten für die Auszeichnung zum Weltfußballer auch immer überschaubar. Am besten gewinnt der Mann, der mit seinem Verein die Champions League holt und dann noch mit seiner Nationalmannschaft Weltmeister wird. Tja, knapp daneben. Und trotzdem hat es in Luka Modric nicht den Falschen getroffen. Nach zehn Jahren, in denen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo die Sache unter sich ausgemacht haben, ist es schön, dass endlich mal ein anderer gewonnen hat.

Auszeichnung verdient gewonnen

Der kroatische Edel-Techniker ist das Paradebeispiel für einen Teamplayer. Zusammen mit Toni Kroos hält er beim Gewinner der Königsklasse, Real Madrid, im Mittelfeld die Fäden in der Hand. Er ist ein wirklich großartiger Spieler. Modric ist ein „Zehner“. Etwas Schöneres als Spielmacher kann ein Fußballer eigentlich gar nicht werden. Bei den „Königlichen“ ist er der Taktgeber, Regisseur, das Auge und das Herz und die Lunge. Und das alles auf einmal. Und das alles nie für sich alleine, sondern immer für die Mannschaft. Mit Real hat er dreimal in Folge die Champions League gewonnen und Kroatien erstmals in ein WM-Finale geführt. Auch wenn er als Fußballer ein Leiser und Solidarischer ist, hat er die Auszeichnung verdient. Dass Ronaldo mal wieder beleidigt war und erst gar nicht nach London zur großen Party um den „Goldenen Ball“ gekommen ist, hat den bescheidenen Modric gar nicht gestört. „Er ist mein Freund“, hat der 33-Jährige erklärt, der sich gemeinsam mit seiner Frau Vanja und den beiden Kindern hat feiern lassen. Und doch spielt das Wörtchen „wenn“ bei der Wahl zum Weltfußballer mit.

Nur bedingt ein Vorbild

Inwieweit ein Luka Modric zum Vorbild taugt? Leider nur bedingt. Denn die vom Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vor zwei Jahren äußerst aufwendig recherchierten Steuer-Tricks von Fußball-Stars („Football Leaks“) haben die längst gängigen unschönen Praktiken der Berater der Fußball-Helden beleuchtet. Die über Briefkastenfirmen zu Unsummen abgewickelten Bildrechte und andere dubiose Kniffs sind für eine ganze Reihe von Profis – vor allem in Spanien – zum steuerlichen Stolperstein geworden. Die Liste der Spieler, die vor Gericht seitdem verurteilt worden sind, ist lang. Ins Gefängnis musste keiner. Modric befindet sich als verurteilter Steuerhinterzieher in allerbester Gesellschaft – angefangen bei den beiden Fußballgöttern, die er nun in der Wahl zum Weltfußballer hinter sich gelassen hat, Messi und Ronaldo. Am vergangenen Wochenende erst hat die spanische Tageszeitung „El Mundo“ berichtet, dass der neue Weltfußballer gerade eine achtmonatige Haftstraße wegen Steuerhinterziehung akzeptiert hat – die er natürlich nicht antreten muss. Vor Gericht ein Verlierer, zum Trost dann aber von der Fußballwelt als großer Sieger gefeiert? Das passt eigentlich nicht zusammen ... Es ist wie mit den Gladiatoren im antiken Rom. Je beliebter sie beim Publikum waren und je mehr sie im Kolosseum gefeiert wurden, desto unantastbarer wurden sie. 

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