Speyer Nena und Clapton im Schein der Abendsonne

Eine Anreise über 287 Kilometer hat ein weiblicher Fan auf sich genommen, um Julia Ackermann und Alexander Mudrow am Samstag in der katholischen St.-Johannes-Baptist-Kirche in Harthausen zu erleben. Für das Duo „Ein Paar Töne“ hätte sich jeder Weg gelohnt. Darin waren sich die Besucher am Ende des Konzerts einig.

Klassiker, eigene Kompositionen und Liebesgedichte des Liedermachers Konstantin Wecker: Die Auswahl des Duos aus Dudenhofen für ihr erstes Konzert am Kerwewochenende im Nachbardorf war beeindruckend. In einer katholischen Kirche ungewöhnlich waren manche Klänge und Worte. Das Lied über das Ende einer großen Liebe und die Dankbarkeit für die „geile Zeit“ passte dennoch. Beim Soundcheck habe es ein paar Probleme mit dem Hall gegeben, berichtete Julia Ackermann von neuen Herausforderungen des Duos, das sich nach eigenen Angaben bisher vorwiegend mit Hausmusik begnügt hat. Unterschätzt habe sie auch die Anstrengungen, die ein öffentliches Konzert erfordere, sagte die Sängerin mit der außergewöhnlichen Stimme über ihre Atemprobleme bei besonders hohen Tönen. „Sie erleben hier und heute das letzte Konzert zu dritt“, wies Mudrow auf die im Anschluss an den Einsatz in Harthausen geplante Auftrittspause bis zur Geburt ihres Kindes im Dezember hin. Für die Reise durch einige Jahrzehnte Rock- und Pop-Geschichte hatten die beiden allerlei Instrumente dabei: Mit Keyboard, Gitarre, elektrischem Kontrabass und Percussions begleiteten Ackermann und Mudrow ihren Gesang. Ihr Balladen-Repertoire reichte von Herbert Grönemeyer über Bette Midler, die Söhne Mannheims und Filmmusik aus dem „Zauberer von Oz“ bis zu Cat Stevens, den Eagles, Joe Cocker und Nena. Zum Weinen schön sang „Ein Paar Töne“ vom letzten Tanz der Mutter mit dem Vater. Die Tränen konnten die Zuhörer auch bei ihrer Version von „Hallelujah“ kaum zurückhalten. Intensiv, emotional und absolut authentisch interpretierten Ackermann und Mudrow die Leonard-Cohen-Hymne und erklärten sie zu ihrem Lieblingstitel. Jedem Lied verliehen die Musiker seinen eigenen Stil, nie ließen sie es bei einer bloßen Kopie der Originalfassung ihrer ausgewählten Balladen bewenden. Warm und einfach schön erfüllte Mudrows „Over The Rainbow“ den Kirchenraum. Gänsehaut erzeugte „The Rose“, vom Duo zweistimmig interpretiert. Für die Zugaben wurden die Stecker aus den elektronischen Instrumenten gezogen. „Unplugged“ sangen Ackermann und Mudrow zum Abschied von ihrem begeisterten Publikum – und ein wenig auch mit ihm – Nenas „Wunder gescheh’n“ und „Wonderful Tonight“ von Eric Clapton im Schein der letzten Sonnenstrahlen des Tages. „Das Laute schweigt, die Stille tönt“, lautet eine Zeile aus Konstantin Weckers Gedichtband, die Ackermann zwischen zwei Gesangstiteln vortrug. Besser ist die Atmosphäre, die „Ein Paar Töne“ am Samstagabend in Harthausen bewirkt haben, nicht zu beschreiben. (kya)

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