Neustadt „Mordsspaß“ an menschlichen Abgründen

«Hassloch». Das fünfte Krimi-Festival Kurpfalz wurde am Donnerstagabend mit Musik und Schauspieleinlagen im Haßlocher „Kulturviereck“ eröffnet. Lokalmatador Guido Dieckmann und seine Kollegen Claudia Schmid und Harald Schneider stellten drei Krimis vor, die in Aufbau und Gestaltung ebenso verschieden waren wie ihm Vortrag. Allen gemeinsam war der „Mordsspaß“ an menschlichen Abgründen.

Dieckmann, auch bekannt für seine Pfalzkrimis, die er unter dem Pseudonym Benno Liebheit veröffentlicht, lehnt sich im herrschaftlichen, roten Sessel zurück, schaut über den Rand seiner altertümlichen, roten Nasenbrille, lächelt und meint, dass er die Brille dem Ambiente seines mitgebrachten Historienkrimis einfach schulde, denn der spielt in Weimar, im Jahr 1798, zu Zeiten des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe – Titel „Der Fluch der Kartenlegerin“. Goethes Schwager in spe, Christian Vulpius, wird Zeuge eines merkwürdigen Todes. Die Hebamme des Dorfes hat sich anscheinend im grünen Schloss erhängt. Eine geheimnisvolle Wahrsagung muss sie sehr beunruhigt haben. Doch welche Rolle spielt ihr merkwürdiger Bruder? Aktuell sei er nun wieder mit dem Mittelalter beschäftigt, erzählt der auch für seine historischen Romane bekannte Autor danach im Gespräch. Denn er brauche nach Abschluss eines Buches immer einen Zeitenwechsel, damit der Kopf wieder frei werde für neue Ideen. Deshalb schreibe er gerade am dritten Teil seiner Templer-Saga. Hemdsärmeliger geht es bei Harald Schneider zu, der, wie eine seiner Figuren, Frau Ackermann, temporeich „drauflos schnattert“. Der Schifferstadter hat realen Personen, wie etwa den Mitorganisatorinnen des Festivals, Julienne Matthias-Gund von der Touristikgemeinschaft Kurpfalz und der Leiterin der Haßlocher Tourist-Information Annika Weiss mit Team, aber auch dem Neustadter Dekan Armin Jung in seinem brandneuen Kommissar-Palzki-Krimi „Ein Mörder aus Kurpfalz“ „eine Rolle“ zugedacht. Schmid geht es in ihrem Krimi „Mörderischer Jakobsweg“ subtil an. Denn ihre Protagonistin hat sich mit nervendem Ehemann auf Urlaubsreise begeben und beschlossen, dass die Wanderung auf dem Jakobsweg durchs Dahner Felsenland sein letzter Weg mit ihr sein soll. Schließlich warten da eine fette Lebensversicherung und ein neues, freies Leben auf sie. Die Mannheimerin lässt ihre Zuhörer mitfiebern, doch bis zum Ende der Passage, die sie vorträgt, hat der Ehemann noch nicht den Todesstoß erhalten, und es „stört“ die „Butzfra“ der Veranstaltungsagentur „Hautnah“, die an diesem Abend immer wieder vehement für „Ordnung und Sauberkeit“ zwischen den Delikten sorgt. Wer darauf brennt, zu wissen, wann und wie das Opfer Schmids das Zeitliche segnet, kann sich im Foyer am Stand der Neustadter Buchhandlung „Quodlibet“ gleich den Band kaufen. Einige Meter weiter glüht die Hand von Steffen Boiselle, dem „100 % Pälzer“-Schöpfer, der mit freundlichem „alla hopp“ fleißig wie ein „Brunnebutzer“ Kopf um Kopf, der vor ihm sitzt, karikiert. Sogar gekrönten Adel hat er scharf im Blick. Denn die Andechser Bier-festhoheiten Jasmin und Lena wie auch Sommertagsprinzessin Ann-Katrin haben vor ihm Platz genommen. Zu Beginn und am Ende der Veranstaltung moderiert der Beigeordnete Tobias Meyer, selbst bekennender Liebhaber der klassischen, britischen Kriminalliteratur, das Programm nach dem Motto „Was dich nicht umbringt, dosier ich beim nächsten Mal höher“, bis er zu den Lesungen „statt Pater Brown“ dem „Pater Jung“ das Wort überlässt. Dekan Jung, „alles überlebender, gebürtiger Hinterpfälzer“, moderiert nicht nur, sondern gibt auch noch Szenen des letztjährigen „Theater im Hof“-Stücks „Ballade vom Eulenspiegel“ mit zwei jungen Mitspielern zum Besten. Musikalisch bereichern die Lady in Red, Anne Geser, als Frontfrau, Ronald Mummert an der Gitarre, Thomas van Häfen am Bass und Alexander Irmler am Schlagzeug mit ihrer „Ron Prinz Kombo“ und humorig umgetexteten „Welthits uff Kurpfälzisch“ den Abend, darunter ein „historischer Badewannen-Cha-Cha-Cha“. Noch Fragen? Einen Überblick über das Festival-Programm gibt es unter www.krimifestivalkurpfalz.wordpress.com.

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